Blade Runner 2049 (Denis Villeneuve)

    Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklärst du dich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

    Es gibt 1.119 Antworten in diesem Thema. Der letzte Beitrag () ist von joerch.

      Deutscher Spot:

      Spoiler anzeigen



      Spoiler anzeigen
      https://www.youtube.com/watch?v=Va4dJI0Cyyw

      s-l500

      GregMcKenna schrieb:

      Wieso schade?


      Weil ich mir erhofft hatte, dass der Einfluss Villneuves größer gewesen wäre als "nur" die Regie eines fertigen Scripts...aber: zu diesem Zeitpunkt dachte ich, dass Villneuve auch in seinen vergangen Filmen an den Drehbüchern beteiligt war, doch ein Blick in die imdB hat mir gerade verraten, dass er eigentlich ohnehin i.d.R. "nur" die Regie übernimmt.

      Ich muss zugeben, auch wenn das völlig irrational ist, dass sein "Ansehen" (mir fällt gerade kein anderes Wort ein) da bei mir gerade etwas gesunken ist. Ich will die Leistung eines Regisseurs nicht kleinreden, aber, keine Ahnung, irgendwie finde ich "Autorenfilmer" (nennt man das so?) spannender als "simple Handwerker" (bewusst überspitzt formulierte Wortwahl ;) )

      Daleron schrieb:

      Ich muss zugeben, auch wenn das völlig irrational ist, dass sein "Ansehen" (mir fällt gerade kein anderes Wort ein) da bei mir gerade etwas gesunken ist. Ich will die Leistung eines Regisseurs nicht kleinreden, aber, keine Ahnung, irgendwie finde ich "Autorenfilmer" (nennt man das so?) spannender als "simple Handwerker" (bewusst überspitzt formulierte Wortwahl )

      Hm. David Fincher ist auch ein Regisseur, der bei Drehbüchern sehr sehr wenig reinredet und quasi nichts selber schreibt und trotzdem ein sehr guter Regisseur mit einer starken Handschrift. Ich sehe sicher ein, dass das "Ansehen" (bleiben wir mal bei dem Begriff) fällt, wenn man herausfindet, dass ein Regisseur de facto weniger nominelle Kompetenzen hat als man denkt. Aber ich denke, das schmälert seinen Erfolg oder seine Arbeit nicht. Generell wird m.E. die Rolle des Regisseurs besonders in Deutschland oft stark überschätzt. Die momentan laufende Serienwelle ist ja auch wegen der starken Rolle von Autoren eben das, was sie ist - "The Golden Age Of Television" (ist übrigens auch einer der Gründe, weshalb Deutschland serien- und filmtechnisch mitunter Entwicklungsland ist).

      Abseits dessen kann ich dich hinsichtlich Villeneuves Engagement aber auch beruhigen. Er hat bei "Arrival" viel im Schnitt am Film geändert - entgegen dem Drehbuch - und bei "Sicario" ganz einschneidende Änderungen vorgenommen, was die Fülle von Dialogen und den Background bei insbesondere Del Toros Charakter angeht. Beides allerdings in Absprache mit den Autoren. Inwiefern er bei "Blade Runner 2049" Änderungen bewirkt hat, lässt sich im Moment einfach nicht sagen. Villeneuve ist - anders als Nolan - jemand, der sehr gut mit den Departments kommunizieren und zuhören kann. Denn so findet er heraus, wie er die Geschichte am allerbesten erzählen kann - und das ergibt die besten Filme. Auch wenn ich damit vielleicht faile - ich hoffe, ich kann dich da etwas beruhigen. ^^

      "You're fighting a war you've already lost."
      "Well, I'm known for that."

      GregMcKenna schrieb:

      Aber ich denke, das schmälert seinen Erfolg oder seine Arbeit nicht. Generell wird m.E. die Rolle des Regisseurs besonders in Deutschland oft stark überschätzt.


      Irgendwie wirkt das etwas widersprüchlich, aber ich weiß denke ich, was du meinst.

      Aber ja, wenn ich so Jahre/Jahrzehnte in meinem Filmfandasein zurückgehe, dann sehe ich auch einfach an mir selbst ne Entwicklung. Als ich anfing, mich für Filme zu interessieren, hat man noch sehr auf die Leute vor der Kamera geschaut. "Oh, der und der spielt mit? Muss ich sehen."...und nach und wurde bei mir dann immer mehr der Regisseur wichtiger...ich habe jetzt viel mehr auf den Mann/Frau hinter der Kamera geschaut als auf die beteiligten Schauspieler, die für mich irgendwann austauschbarer wurden als ein guter Regisseur...und tja, inzwischen schaue ich eigentlich immer "zuerst" auf den oder die Autoren. Natürlich kommt es irgendwie auf eine gute Kombination an - ein guter Regisseur kann ggf. ein mittelmäßiges Drehbuch noch aufwerten, während ein schlechter Regisseur freilich auch ein gutes Drehbuch u.U. noch in den Sand setzen kann. Aber ja, für mich ist das Drehbuch inzwischen einfach das wichtigste an einem Film. Und deswegen finde ich es auch irgendwie immer besser/eindrucksvoller/whatever, wenn ein Regisseur auch seine Drehbücher selber schreibt oder aber zumindest dran beteiligt ist.



      GregMcKenna schrieb:


      Die momentan laufende Serienwelle ist ja auch wegen der starken Rolle von Autoren eben das, was sie ist - "The Golden Age Of Television" (ist übrigens auch einer der Gründe, weshalb Deutschland serien- und filmtechnisch mitunter Entwicklungsland ist).


      Ja, wohl wahr. Ich habe in meinem eher entfernteren Bekanntenkreis zwei Drehbuchautoren - die würden gerne kreativere Sachen machen, aber dafür Geldgeber zu finden, ist halt deutlich schwieriger. Am Ende müssen sie eben doch wieder Schema-F-Filme fürs Privatfernsehen schreiben, damit Essen aufm Tisch ist. Wobei das natürlich nicht nur ein deutsches Problem ist, auch in Hollywood ist Originalität natürlich schwieriger zu vermarkten - allerdings sind dort zumindest die Schema-F-Filme ein etwas annehmbareres Schema als hier :freaky:

      GregMcKenna schrieb:


      Abseits dessen kann ich dich hinsichtlich Villeneuves Engagement aber auch beruhigen. Er hat bei "Arrival" viel im Schnitt am Film geändert - entgegen dem Drehbuch - und bei "Sicario" ganz einschneidende Änderungen vorgenommen, was die Fülle von Dialogen und den Background bei insbesondere Del Toros Charakter angeht. Beides allerdings in Absprache mit den Autoren. Inwiefern er bei "Blade Runner 2049" Änderungen bewirkt hat, lässt sich im Moment einfach nicht sagen. Villeneuve ist - anders als Nolan - jemand, der sehr gut mit den Departments kommunizieren und zuhören kann. Denn so findet er heraus, wie er die Geschichte am allerbesten erzählen kann - und das ergibt die besten Filme. Auch wenn ich damit vielleicht faile - ich hoffe, ich kann dich da etwas beruhigen. ^^


      Das klingt doch in der Tat ganz vielversprechend. Zumal man ja vielleicht etwas blauäugig auch sagen könnte, dass ein Villneuve es nicht nötig hätte, den Film anzunehmen, wenn ihm das Drehbuch nicht sowieso gefallen hätte. Na, schauen wir mal. Zumindest audiovisuell wird's vermutlich auf jeden Fall eine Wuchst :)

      Daleron schrieb:

      Und deswegen finde ich es auch irgendwie immer besser/eindrucksvoller/whatever, wenn ein Regisseur auch seine Drehbücher selber schreibt oder aber zumindest dran beteiligt ist.

      Aber warum ist das eigentlich so? Und ich meine die Frage ernst.

      Drehbuchschreiben ist ja letzten Endes auch nur ein Handwerk - wie Kameramann, Oberbeleuchter oder VFX Supervisor. Und es sagt ja niemand, dass ein Film besser wird, wenn der Regisseur auch Kamera, Beleuchtung oder VFX macht.

      Daleron schrieb:

      Zumal man ja vielleicht etwas blauäugig auch sagen könnte, dass ein Villneuve es nicht nötig hätte, den Film anzunehmen, wenn ihm das Drehbuch nicht sowieso gefallen hätte.

      Das ist richtig. Villeneuve hat ja bisher bei der Auswahl seiner Drehbücher ein exzellentes Händchen bewiesen. Und dass er Autoren viel Freiraum gibt bzw. mit ihnen spricht, spricht auch für ihn. Bei "Arrival" gabs fast ein dutzend Meetings zwischen Villeneuve und Heisserer, ehe es das erste Mal darum ging, ob Villeneuve den Film wirklich macht. Ich halte den Mann für klug. Wird schon. :)

      "You're fighting a war you've already lost."
      "Well, I'm known for that."

      GregMcKenna schrieb:

      Daleron schrieb:

      Und deswegen finde ich es auch irgendwie immer besser/eindrucksvoller/whatever, wenn ein Regisseur auch seine Drehbücher selber schreibt oder aber zumindest dran beteiligt ist.

      Aber warum ist das eigentlich so? Und ich meine die Frage ernst.

      Drehbuchschreiben ist ja letzten Endes auch nur ein Handwerk - wie Kameramann, Oberbeleuchter oder VFX Supervisor. Und es sagt ja niemand, dass ein Film besser wird, wenn der Regisseur auch Kamera, Beleuchtung oder VFX macht.


      An sich ja, und deswegen habe ich das Thema ja auch vorsichtig begonnen, indem ich von eigener Irrationalität sprach, aber: Wie hofft hört man von Zuschauern und Kritikern gleichermaßen, wie toll ein Film doch gemacht sei, ein Film, der nur im Kino wirkt, wo die Schwächen eines Drehbuchs kaschiert werden können. Zuletzt war das passenderweise hier im Forum durchaus auch der Tenor bei "Dunkirk", ausgerechnet von Christopher Nolan. Nur um mal ein aktuelles Beispiel zu nennen (wobei ich da als Nolan-Fanboy mit rosarote Brille nicht ganz zustimmen würde ;) ). Da mich persönlich - und deswegen bleibt das Ganze natürlich hochgradig subjektiv - jedoch Filme, die nur auf Schauwerte ausgelegt sind, eher langweilen, kann ich damit nichts anfangen. Ein Beispiel, was mir da spontan einfällt, ist der gnadenlos übergehypte "Drive" von Refn. Audiovisuell ein Schmaus, aber an Handlung und Charakteren fehlte es völlig an Substanz. Ich habe mehrfach gelesen, wie die Simplizität des Films zu einer lobenswerten Kunstform hochstilisiert wurde. Aber bei aller Liebe zur Kunst muss man auch bei einem Refn-Film trotz inszenatorischer Genialität die Eindimensionalität der Charaktere sowie die Unoriginalität der Handlung anmerken dürfen. Mir hat es jedenfalls nicht gefallen.

      Drehbuchschreiben ist daher für mich der anspruchsvollere und kreativere Part. Wobei ich jetzt die Leistung eines Regisseurs nicht völlig aberkennen möchte, um Gottes Willen! Und gerade die Kriterien, an die ich persönlich hohe Maßstäbe setze - Charakterzeichnung und Dialoge - sind Punkte, die mit Sicherheit auch noch während der Phase nach dem Schreiben auch in Zusammenarbeit mit dem Regisseur weiter ausgefeilt, teilweise gar improvisiert werden, keine Frage.