Zwei glorreiche Halunken (The Good, The Bad and The Ugly)

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    Es gibt 51 Antworten in diesem Thema. Der letzte Beitrag () ist von SamTrautman.

      Leonine Home Entertainment veröffentlicht am 06. August 2021 die "Dollar"-Trilogie im Mediabook (Blu-ray)!

      Quelle: bluray-disc.de/blu-ray-news/fi…e_im_bluray_mediabook_aus

      Offizielle Infos werden noch folgen...

      Auch wenn ich vom Clint fast alles sammle, aber ich denke hier werde ich nicht zuschlagen.
      "Man geht schon ein Risiko ein, wenn man morgens aufsteht, über die Straße geht und sein Gesicht in einen Ventilator steckt!"
      Was soll das nun schon wieder, kommen die hier wieder mit der Blu-ray um die Ecke obwohl es im Ausland eine schöne UHD gibt wo man das Bild auch mal endlich zufriedenstellend überarbeitet hat.
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      In meinem Buch ist Once Upon a Time in the West der beste Film von Sergio Leone, aber die beste Sequenz, die er vielleicht jemals inszeniert hat, dürfte eine aus The Good, the Bad and the Ugly sein, als Tuco endlich den Friedhof erreicht, auf dem das Vermögen begraben liegt, nach dem er den halben Film über gesucht hat. Es ist eine Szene voller Ekstase, voller Irrationalität, ein Goldrausch, der ihn nicht mehr klar denken lässt. Die Sequenz beginnt mit einem zoom-out, der die enorme Größe des Friedhofes offenbart und schnell wird einem klar, dass Tuco hier nicht fündig werden wird, wenn er nicht den Namen und die Lokation des Grabes kennt, wo der Schatz liegt. Aber als versuchte er, sich zu sortieren, rennt er erst einmal – links und rechts schauend – zur Mitte des Schauplatzes, um sich einen Überblick zu verschaffen, wo ihn die schiere Anzahl an Gräbern völlig zu überwältigen droht. Wie Leone die Kamera dirigiert und diese sich schneller und immer schnell um ihre eigene Achse zu drehen beginnt und sich das Schwindelgefühl, die Überwältigung, auf den Zuschauer überträgt, zeugt von einer inspirierten Regie und zeigt, warum der Mann zu den besten Filmemachern aller Zeiten zählt, denn er überlässt die Arbeit, die Emotionen des Moments zu vermitteln, hier voll und ganz den Elementen des Films und lässt Bilder und Musik für sich sprechen.

      Ich habe zum Abschluss meines Kinojahres 2022 die großartige Dokumentation über Ennio Morricone gesehen und die oben beschriebene Sequenz hat dort eine besondere kleine Erwähnung gefunden. Quentin Tarantino sprach darüber, wie er sofort in den nächsten Plattenladen rannte, nachdem er den Film gesehen hatte, nur um Ecstasy of Gold wieder und wieder hören zu können. Es ist halt auch wirklich das perfekte Stück Score für diese wahnsinnige Komposition einer Szene und der Grund dafür, warum ich diesen Film sofort in den Player schieben musste, nachdem ich das Kino verlassen hatte. Die Musik ist mitverantwortlich dafür, warum The Good, the Bad and the Ugly nicht nur ein perfekter Leone und ein perfekter Western ist, sondern schlichtweg auch einer der großartigsten Filme, die je gemacht wurden. Er ist mein Lieblingsteil der Dollar-Filme, weil alles, was Leone bis dahin gemacht hat, er hier perfektionieren konnte. Der schlichte Plot spielt sich vor dem Hintergrund eines verheerenden Bürgerkrieges ab, welcher oft nur wie ein störendes Ärgernis behandelt wird, der der Suche unserer Helden den Weg versperrt – es ist ein Abenteuer, das so klein und belanglos ist, dass es fast schon dreist erscheint, wie Leone sich erlaubte, seine Geschichte zu einem solch gigantischen Epos aufzublasen, das eine Laufzeit von etwas unter drei Stunden einnimmt. Aber es passt dann auch gleichzeitig irgendwie, dass unsere Protagonisten so selbstsüchtige Egomanen sind, die nur nach ihrem eigenen Erfolg Ausschau halten und sich gegenseitig zu jeder Gelegenheit verraten, wann immer es ihnen günstig erscheint, als hätte das Land, in dem sie leben, keine anderen Probleme.

      Da gibt es Momente im Film, die mich immer wieder zum Lachen bringen (Tucos Demonstration, die Figuren zur Schießübung von der Seite her zu halbieren, das Lachen des Ladenbesitzers, als er es scheinbar nicht schaffte und dann sein Gesicht, als die obere Hälfte dann doch noch herunterfällt oder auch die Szene, als Blondie und Tuco einer anreitenden Armee die Südstaatengrüße zurufen, nur um bei deren Annäherung festzustellen, dass die Soldaten blaue Uniformen tragen, die nur deshalb grau waren, weil sich der Wüstenstaub darauf abgelegt hatte, sind Szenen, die noch nie bei mir scheiterten) und welche, in denen die Spannung in der Luft geradezu steht, obwohl kein Charakter spricht und sich scheinbar nicht wirklich was tut (Angel Eyes erster Auftritt bei der Familie). Leone beherrscht all das mit einer Leichtigkeit, dirigiert und ordnet die strengen wie die leichten Momente nacheinander so mühelos an, dass man die harten Übergänge teilweise gar nicht mitbekommt. Eli Wallach gibt eine fantastisch widerwärtige Performance als Tuco ab, der gleichzeitig unweigerlich sympathisch ist. Er hat sich ja am Set offenbar hervorragend mit Leone vertragen und vielleicht ist es kein Zufall, dass Tuco als Einziger des Trios eine gewisse Hintergrundgeschichte spendiert bekommt, während die andere Beiden relativ eindimensional bleiben in ihrer Charakterisierung. Leones Perfektionismus – welcher wohl dem von Kubrick in nicht viel nachstand – hat dazu geführt, dass dies auch die letzte Zusammenarbeit zwischen ihm und Clint Eastwood sein sollte – die Rolle von Harmonica in Leones nächsten Film ging somit, trotz anderer Intentionen des Regisseurs, am Ende an Charles Bronson (obwohl Eastwood ihn noch immer als seinen Mentoren beschreibt, waren die Kommentare, die sich die beiden in den Jahren danach einander zuwarfen, alles andere als komplimentierend). Es war aber in jedem Fall ein glorreiches Ende einer großartigen Kollaboration, die drei so denkwürdige Filme hervorgebracht hat, wie die Dollar-Trilogie.

      The Good, the Bad and the Ugly ist so einer dieser Filme, derer ich nie überdrüssig werde. Hier stimmt einfach alles. Schon allein die Tatsache, dass unsere beiden Protagonisten (Lee Van Cleef würde ich eher die Rolle des Antagonisten zuschreiben) erst nach ca. einem Drittel Laufzeit mehr durch Zufall in den Plot des Films quer hineinstolpern, ist schon eine bemerkenswerte Entscheidung im storytelling, die eigentlich nicht funktionieren sollte, es aber tut, weil man bis zu diesem Moment gar nie darüber nachgedacht hat, was das eine Duo mit dem dritten Mitglied im Bunde zu tun haben könnte. Es ist ein so langsames Fortbewegen, dass es einen als Zuschauer auf narrativer Ebene einfach zufriedenstellt, wenn man sieht, wie sich die Elemente dann zusammenfügen und man erkennt, dass der Showdown nur darauf gewartet hat, passieren zu dürfen, als dieser anfängt, sich zuzuspitzen – wie die Augen hin und her rollen – und wie die Anspannung steigt, wer zuerst zieht und wohin er zielt – es ist ein Finale, in dem in typischer Leone-Manier oberflächlich betrachtet nicht viel vor sich geht, keine großen Bewegungen stattfinden. Aber die close-ups der Gesichter, der schnelle Schnitt von dieser Hand am Colt zur Anderen, das Gitarrenzupfen, das rhythmische, fast schon marschierende Streichen der Violinen und die alles übertönende Trompete, machen den Eindruck, dass viel mehr passiert, als es das tatsächlich tut. Es ist eine Szene - und ein Film - von solcher Genialität, dass es heute undenkbar erscheint, wie Kritiker damals so kalt geblieben sein konnten. Dabei ist gerade dieser hier, unter allen Leone-Western, so bedacht, so kalkuliert und gleichzeitig so frei in seinem Benehmen, wie das nur das Werk eines wirklich großartigen Filmemachers sein kann.
      "I think there should be visuals on a show, some sense of mystery to it, connections that don't add up. I think there should be dreams and music and dead air and stuff that goes nowhere. There should be, God forgive me, a little bit of poetry." - David Chase

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „Data“ ()

      Schön bemerkt, dass die Handlung so einfach ist. Ich stelle mir vor, wie Leone das Projekt den Produzenten vorstellt.

      "Mr. Leone, was haben sie denn für einen Film für uns?"
      "Also, da sind drei Typen hinter einem Goldschatz her."
      "Ja."
      "Und sie wissen auch, wo der Schatz liegt."
      "Ja."
      "Ja."
      "Und?"
      "Das wars eigentlich."
      (Pause)
      "Bitte verlassen Sie mein Büro."

      Primat schrieb:

      Schön bemerkt, dass die Handlung so einfach ist. Ich stelle mir vor, wie Leone das Projekt den Produzenten vorstellt.


      Im Prinzip brauchst du dir das nicht vorstellen. Daraus haben sie schon eine Seinfeld-Folge gemacht. :uglylol:
      "I think there should be visuals on a show, some sense of mystery to it, connections that don't add up. I think there should be dreams and music and dead air and stuff that goes nowhere. There should be, God forgive me, a little bit of poetry." - David Chase

      Data schrieb:

      In meinem Buch ist Once Upon a Time in the West der beste Film von Sergio Leone, aber die beste Sequenz, die er vielleicht jemals inszeniert hat, dürfte eine aus The Good, the Bad and the Ugly sein, als Tuco endlich den Friedhof erreicht, auf dem das Vermögen begraben liegt, nach dem er den halben Film über gesucht hat.


      Das ist aber auch eine Hammer-Szene....
      Once upon the time in the west hat dafür die fetteste Kamerafahrt im Schaffen von Leone (vom Bahnschalter auf das Dach und die Stadt erscheint - war auch von der Planung ein riesiger Aufwand).
      In meinem Buch ist "Unce upon..west" sein bester Film, "The good, the bad..." sein fettester, actionreichster (und witzigster) Film und "Unce upon a time in america" sein best-konstruierter...

      Primat schrieb:

      Schön bemerkt, dass die Handlung so einfach ist. Ich stelle mir vor, wie Leone das Projekt den Produzenten vorstellt.


      Die Handlung ist jetzt nicht die tiefgehendste und hat teilweise Nebenplots die eigentlich gar nicht notwendig wären (theoretisch) - aber genau das macht den Film aus, weil er in diesem Konstrukt 3 interessante FIguren hat, die alle relativ egoistisch ihre eigenen Ziele verfolgen und als Charactere so interessant sind, in einem Szenario, dass so gut gefilmt ist, dass es am Ende ein Meisterwerk ist...
      Und gemessen am ersten Dollar-Film ist das trotzdem ein riesiges Handlungsgeflecht :uglylol:
      Ich darf leider nicht zu sehr ins Detail gehen....

      Aber das ist meine Signatur....

      joerch schrieb:

      Data schrieb:

      In meinem Buch ist Once Upon a Time in the West der beste Film von Sergio Leone, aber die beste Sequenz, die er vielleicht jemals inszeniert hat, dürfte eine aus The Good, the Bad and the Ugly sein, als Tuco endlich den Friedhof erreicht, auf dem das Vermögen begraben liegt, nach dem er den halben Film über gesucht hat.


      Das ist aber auch eine Hammer-Szene....
      Once upon the time in the west hat dafür die fetteste Kamerafahrt im Schaffen von Leone (vom Bahnschalter auf das Dach und die Stadt erscheint - war auch von der Planung ein riesiger Aufwand).
      In meinem Buch ist "Unce upon..west" sein bester Film, "The good, the bad..." sein fettester, actionreichster (und witzigster) Film und "Unce upon a time in america" sein best-konstruierter...


      Ich habe dann West als ersten Film im neuen Jahr angeschaut und Jills Ankunft am Bahnhof mit der von dir beschriebenen Kamerafahrt und Morricones Score (Jill's America - da steckt so viel Seele und Herzblut drin) ist brillant und wunderschön. Da merke ich immer, dass der Film trotz seins Macho-Rufes einen weichen Kern hat, bei dem mir jedes Mal die Augen feucht werden. :D

      joerch schrieb:

      Und gemessen am ersten Dollar-Film ist das trotzdem ein riesiges Handlungsgeflecht :uglylol:


      Und das Beste an dem Film ist, wie Eastwood am Ende eigentlich nur als Zuschauer daneben steht und dabei zuschaut, wie sich die beiden Clans gegenseitig abknallen. :uglylol:
      "I think there should be visuals on a show, some sense of mystery to it, connections that don't add up. I think there should be dreams and music and dead air and stuff that goes nowhere. There should be, God forgive me, a little bit of poetry." - David Chase

      Data schrieb:

      Ich habe dann West als ersten Film im neuen Jahr angeschaut und Jills Ankunft am Bahnhof mit der von dir beschriebenen Kamerafahrt und Morricones Score (Jill's America - da steckt so viel Seele und Herzblut drin) ist brillant und wunderschön. Da merke ich immer, dass der Film trotz seins Macho-Rufes einen weichen Kern hat, bei dem mir jedes Mal die Augen feucht werden.


      Im Kern ist das in meinen Augen ein romantischer Film...
      Auch "ouati America" hat solche Momente (sogar mehr). Je nach meiner persönliche Tagesform wechselt auch, welchen der 3 Filme ich von Leoni am besten finde..

      Data schrieb:

      Und das Beste an dem Film ist, wie Eastwood am Ende eigentlich nur als Zuschauer daneben steht und dabei zuschaut, wie sich die beiden Clans gegenseitig abknallen.


      Tatsächlich sind die Dollar-Filme recht zynisch. Das wird der Grund sein, warum ich die mag :uglylol:
      Ich darf leider nicht zu sehr ins Detail gehen....

      Aber das ist meine Signatur....

      SamTrautman schrieb:

      @Data
      Hast du ein Buch geschrieben. Hier ist die Rede von "in meinem buch ist ..."


      “In my book” ist so eine englische Phrase, die ich, weil ich nicht nachgedacht habe, hier kurzerhand eingedeutscht habe. Ist natürlich nicht korrekt, da sollte eher sowas stehen wie “meiner Meinung nach”.

      SamTrautman schrieb:

      Hab Ectasy of Gold Live in Wien gehört. Auch ohne Bilder mega ,obwohl als Kenner sie eh im Kopf automatisch erscheinen. Live hat es eine gnadenlose Wucht.


      Du hast meinen Neid. Ich habe es leider verpasst, den Maestro zu Lebzeiten noch zu sehen.
      "I think there should be visuals on a show, some sense of mystery to it, connections that don't add up. I think there should be dreams and music and dead air and stuff that goes nowhere. There should be, God forgive me, a little bit of poetry." - David Chase
      @Data Ok wusste ich gar nicht aber interessant das mit der Phrase. Ja ich wollte ihn unbedingt noch einmal sehen, ich glaube mich zu erinnern das er dann ein zwei Jahre später verstorben ist.
      Zu Tucco: Finde eine Szene bringt Tuccos Charackter auch noch gut auf den Punkt, seine EInfachheit die ihn stehts auszeichnet, weil er die Dinge nicht komplizierter macht als sie sind. ALs er in der Badewanne auf seinen für tot geglaubten Rivalen wieder trifft, ihn erschießt mit den Worten: Wer schiessen will soll schiessen...

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