Community - Season 3

    Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklärst du dich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

    Es gibt 43 Antworten in diesem Thema. Der letzte Beitrag () ist von Data.

      Ich versuche ja eigentlich für gewöhnlich, Spoiler auf einem Minimun zu halten, aber um diese Episode richtig diskutieren zu können, komme ich nicht umhin, einen relevanten Twist zu nennen. Daher also nicht weiterlesen, wer nicht gespoilert werden möchte!

      3x18 Course Listing Unavailable:

      Ich habe Schwierigkeiten mit der Entscheidung, wo ich mit dem dieswöchigen Review beginnen soll. Course Listing Unavailable fühlt sich untypisch, stellenweise sogar merkwürdig an – und das nicht, weil es eine schlechte Episode wäre, sondern weil sie sich auch nicht völlig rund anfühlt. So vieles hängt davon ab, wie die verbleibenden vier Episoden dieser Staffel die vielen offenen Storylines weiterstricken und zu Ende führen werden, die in dieser Folge eine möglicherweise das Endgame entscheidende Wendung genommen haben. Community war schon immer eine Serie, die gerne ihre Grenzen und die Grenzen ihres Genres ausgetestet hat und Dan Harmon hat mit dieser Staffel etwas geschaffen, dass selbst für diese Serie Außergewöhnlich und Neu ist: Er hat eine Art Mythology aufgebaut. Die Entwicklung der Charaktere sollte einem ganz bestimmten, von Anfang bis zum Ende durchgeplanten Arc folgen – etwas, das bisher kein Vertreter des Genres auf eine solche Weise durchgezogen hat. Sicher, auch Friends oder How I met your Mother hatten oder haben episodenübergreifende Handlungsstränge. Aber ich denke nicht, dass bei irgendeiner dieser Serien jemals so viel auf dem Spiel stand, wie hier.

      Course Listing Unavailable setzt da an, wo der Cliffhanger letzte Woche aufgehört hat und schlägt damit den letzten Akt in diesem dritten Abschnitt der Geschichte auf. Was ein Jahr lang aufgebaut wurde, läuft hier auf seinen großen Abschluss hin zu und der interessanteste Aspekt des Ganzen ist die Frage, wie dies die Serie, wie wir sie bisher kannten, verändern könnte.

      Nach Starburns’ Tod in seinem Meth-Labor auf dem Campus der Schule, kündigt Prof. Kane abrupt seine Stelle als Lehrer. Den Schülern seines Biologie-Kurses droht ein Durchfallen, weil ihnen somit die nötigen Credits fehlen, um das Semester zu bestehen. Wütend auf die Unfähigkeit des Deans, wegen einer solchen Formalität nicht weiter zu kommen, zettelt die Lerngruppe a.k.a. die Greendale Seven einen Aufstand gegen die Schule an, der dazu führt, dass Chief of Security Chang eingreift und darauhin alle Sieben von Greendale rausgeschmissen werden.

      Das größte Problem mit Ben Chang in dieser Season ist in meinen Augen, dass er für den Großteil der Folgen entbehrlich war. Ich sage das nicht gerne, denn ich mag den Charakter, der mit seinem Noir-Abstecher damals in Folge 3 eine meiner Lieblingsstories der Staffel hatte. Dadurch aber, dass er weder Lehrer ist, noch sonst sonderlich viel Interaktion mit den Kerncharakteren hatte, wirkte er oft wie das fünfte Rad am Wagen – das merkt man vor allem daran, dass er in den meisten Folgen nur noch einen kurzen, sekundenlangen Chameo hatte, der lediglich dazu diente, zu zeigen, dass Ken Joeng noch immer dafür bezahlt wird, dass sein Name in den Opening-Credits auftaucht. Die lange Chang-Durststrecke sollte also erst am Ende der Staffel gestillt werden, der Punkt, an dem sein persönlicher großer Arc der Season, den Campus mit seiner aus Kindern bestehenden Armee zu übernehmen, seinen Höhepunkt findet. Das Beste an Course Listing ist, wie die ihn involvierende B-Story mit der A-Story um die Lerngruppe verschmilzt und beide am Ende aufeinander treffen. Das Schlechte daran ist (und das überwiegt leider), dass sie Chang noch mehr von den sonstigen acht Charakteren isoliert und ich daher irgendwie den Sinn nicht mehr sehe, ihn noch weiter im Man-Cast zu behalten. Versteht mich nicht falsch: Ich mag Jeong und will ihn nicht gehen sehen, aber meine größte Sorge ist, dass seine Security-Storyline an dieser Stelle unsympathisch, vielleicht sogar ablenkend wirkt und dass der Charakter am Ende keine daran scheitern könnte.

      Was man Course Listing Unavailable ankreiden kann, ist, dass sie zu viel Zeit in Set-Up und Vorbereitung steckt und zu wenig in eine tatsächliche Story. Aber macht sie das tatsächlich schlecht? Ich fühle mich immer sehr unwohl dabei, solche serialisierten Geschichten zu beurteilen, bevor ich nicht gesehen habe, wie die Auflösung aussieht.

      Ich habe in meiner Review zur Folge von letzter Woche geschrieben, dass ich die Entscheidung krass fand, wie man einen Charakter in einer Sitcom einen so brutalen Tod sterben lassen konnte. Überraschend fand ich, dass man sich auch nur am Rande mit Starburns’ Dahinscheiden beschäftigte und dieses sogar eher nur als Werkzeug genutzt hat, um zum eigentlichen Ziel der Folge zu führen, dem Rauswurf der Sieben. Die Storyline wird hier nicht zu Ende geführt und das ist auch gut so, denn eine solche Entwicklung hat es verdient, über mehrere Folgen ausgetreten zu werden. Dennoch komme ich nicht umhin zu denken, dass Course Listing weniger etwas erzählt hat, als sich viel mehr wie eine Abfolge von Szenen angefühlte. Das liegt in der Natur von Set-Up Episoden und das kennen wir aus etlichen anderen Serien, besonders den Mythologielastigen wie Lost. Es kommt daher nicht von Ungefähr, dass sich gerade diese hier wie ein schwächeres Element im Gesamtbild anfühlt. Und daher möchte ich mit meiner endgültigen Bewertung vorsichtig sein, denn es sind Folgen wie diese, deren Wert sich meistens erst am Ende der Geschichte herauskristallisiert.

      Und obgleich all meines Rumgemaules muss ich sagen, dass ich viel gelacht habe: Britta war genial in dieser Folge, mit einem gelungenen Spruch nach dem anderen ("Whoo! Closure.") und einer top Performance von Gillian Jacobs. Auch der Dean und wie ihm die Situation während des Gedenkgottesdienstes langsam aus der Hand glitt, war für viele Lacher gut ("This is a funeral. Let's keep it light."). Allgemein hatten eigentlich alle Darsteller diese Wochen gute Szenen zu verbuchen gehabt, was immer eine gute Sache ist, denn die Autoren wissen, wie sie ihre Darsteller nutzen können. Was mich aber wirklich versöhnlich gestimmt hat, war die Schlussszene, in der unsere sieben Freunde gemeinsam am Runden Tisch im Apartment von Troy, Annie und Abed sitzen und dem Rückschlag zum Trotz, den sie gerade erlebt haben, feststellen, dass sie glücklich sind, weil sie zusammen sind. Wäre dies die Szene gewesen, die die Staffel abgeschlossen hätte, dann wäre ich zufrieden damit, dass die Charaktere, die ich seit drei Jahren begleite und die ich so sehr ins Herz geschlossen habe, diese Realisation mit auf den Weg genommen hätten. Community schafft eben doch, was viele andere Serien nicht schaffen, eine solche Szene zu kreieren, die eine storytechnisch problematische Folge unter guten und warm anfühlenden Umständen beendet.

      ---

      Noch ein Zitat und noch eine absolut erwähnenswerte Szene dieser Folge, die ich oben nirgends unterbringen konnte:

      - Dean: "Ben, how is the deaning?" - Ben: "Can't comchang." Die eigenen Namen für schlechte Wortspiele zu nutzen, zündet bei mir immer.

      - Auch ein Highlight: Garret singt Ave Maria bei der Totenwache.
      "I think there should be visuals on a show, some sense of mystery to it, connections that don't add up. I think there should be dreams and music and dead air and stuff that goes nowhere. There should be, God forgive me, a little bit of poetry." - David Chase

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „Data“ ()

      3x19 Curriculum Unavailable:

      Wie genial bitteschön ist John Hodgman?

      Wer den Namen nicht kennt: Ich kann das niemandem übel nehmen, denn Hodgman ist ein Schauspieler dieser ganz besonderen Sparte Gast- oder Nebendarsteller, die jeder sicherlich schon in der einen oder anderen Rolle gesehen hat, an deren Namen man sich nie so recht erinnert. Es ist dann eher eine Erleuchtung von der Sorte „Ach, das war dieser Typ“, wenn man das Gesicht dazu wieder sieht. Hodgman ist in erster Linie kein Schauspieler, sondern Autor diverser satirischer Bücher, die hauptsächlich absurde historische Geschichten beinhalten. Ich habe ihn als Schauspieler zum ersten mal so richtig in der Serie Bored to Death registriert (welche vor einigen Monaten nach nur drei Staffeln und 24 Episoden von HBO abgesetzt wurde), wo er eine wiederkehrende Nebenrolle als Jonathan Ames’ Nemesis Louis Greene hatte. Ich mochte seine wichtigtuerische, schnöselige Art, die er der Rolle mitgegeben hat und als ich erfahren habe, dass er einen Gastauftritt als Psychiater in Community ablegen würde, war das eine Vorfreude, die vielleicht noch größer war, als die auf John Goodman, Michael K. Williams und Giancarlo Esposito zusammen – okay, vielleicht nicht zusammen, aber ja, ich sehe Hodgman in solchen Rollen wirklich verdammt gerne.

      Curriculum Unavailable setzt ca. zwei Monate an, wo Course Listing Unavailable aufgehört hat und die Greendale Seven sind noch immer von ihrem Community College verbannt und wissen nicht, was sie mit ihrer Zeit anfangen sollen. Als Abed, überzeugt davon, dass es sich bei Dean Pelton um einen Betrüger handelt, im Gewand von Inspector Space-Time beim Durchwühlen von Greendales Müll von einem Polizisten festgenommen wird, wird er an einem Psychologen (Hodgman) vermittelt, der Abeds Psychosen auf die Schliche kommen möchte, indem er in den gemeinsamen Erlebnissen der Lerngruppe nach Clous forscht.

      Folge 19 der zweiten Staffel war Critical Film Studies, eine Episode, die stark Quentin Tarantinos Pulp Fiction referenziert hat, sich im Wesentlichen aber noch stärker auf einen kleinen, relativ unbekannten Klassiker namens My Dinner with Andre stützte. Es war gleichzeitig eine Episode, die sich vor allem Abed als Charakter gewidmet hat und ihn weiterentwickelte. Es war nicht nur eine der besten Episoden, die die zweite Staffel hervorgebrachte, sondern auch ein Testament an Danny Pudis schauspielerische Leistungen, die mit zu den am höchsten gelobten der Serie gehören. Folge 19 der dritten Staffel (diese hier) ist im Kern wieder eine Abed-Folge. Auch wenn sein bisherige Höhepunkt in diesem dritten Jahr die sechzehnte Folge, Virtual Systems Analysis, gewesen ist (weil sie ihm als Charakter am meisten gedient hat), ist es doch mal wieder die neunzehnte, die zeigt, dass Abed von allen Charakteren wohl derjenige ist, der einem Erzähler am nächsten kommt: Er vereint die Merkwürdigkeiten von Community in sich und dient trotz all seiner Fremdartigkeit zur Realität sozusagen als Filter für den Zuschauer. Curriculum Unavailable ist die metalastigste Episode der Staffel bisher. Was Adam Countee mit dieser zweiten Clip-Show geschaffen hat, war vielleicht nicht ganz so verrückt und innovativ, wie seinerzeit Paradigms of Human Memory, aber trotzdem etwas ganz, ganz besonderes: Sie ist ein Geschenk an die Fans der Show, die hier so viele Selbstreferenzen, so viel Meta-Humor und so viele gelungene Momente dieser so klar definierten und etablierten Charaktere entdecken können, wie womöglich in keiner anderen Episode dieser Staffel. Ich leibe diese herrlich absurden Wendung, in der Greendale kein Community College mehr ist, sondern eine Irrenanstalt. Ich liebe jede einzelne von Troys Reaktionen auf die verschiedenen Enthüllungen („Please, mr. doctor, psychiatrist sir, please don’t send my best friend to crazy people jail.“ - "I parked by a meter; did any of y’all park by a meter? Wait, what?!" – Jeffs Klatsche und sein „Stop letting him make you realize stuff.“ auf Heidis Fegefeuer-Offenbarung). Ich könnte Zitat, nach Zitat, nach Zitat hier aufführen (inkl. aller Anspielungen auf Mork and Mindy, Lost und Mad Men – ja, Allison Brie ist in Mad Men) und erzählen, was passiert, aber es wäre natürlich völlig aus dem Gesamtbild gerissen. Lasst es mich also zusammenfassen, indem ich sage: Jeder Charakter kommt hier zum Zug und es lohnt sich, die Folge mehrmals anzusehen, um die schier endlose Anzahl an Witzen aufnehmen und verarbeiten zu können. Sollten diese Clip-Shows von nun an zur jährlichen Tradition werden, habe ich keinerlei Zweifel daran, dass die Autoren stets einen anständigen Kontext dafür finden werden – vom Erzählmittel her war Curriculum nämlich vielleicht sogar noch einen Zacken besser als Paradigms.

      Hodgman macht einen wunderbaren Job mit den Zeilen, die ihm gegeben wurden. Seine Interaktionen mit Gillian Jacobs, sein Umgang mit den absurden Diagnosen, die er aufstellen musste, sein monotone Art zu reden - ich habe mich köstlich amüsiert mit ihm und seinem Charakter. Der Typ braucht unbedingt seine eigene Serie.

      Der Chang-Arc, der nun mit Peltons Entführung im Absurditätsgrad gipfelte, lässt auch weiterhin offen, wohin all dies führen soll. Es zeichnet sich aber mittlerweile ab, dass das letzte Kapitel, welches mit Course Listing aufgeschlagen wurde, auf jeden Fall von jetzt an rasant an Fahrt aufnehmen wird. Ich habe es letzte Woche schon gesagt: Aber eine so wohl durchdachte Staffel habe ich bisher in keiner Sitcom gesehen. Ich kann verstehen, dass das sehr anstrengend sein muss für die Autoren und dass Dan Harmon die erst vor wenigen Tagen bestellte vierte Staffel gechillter angehen möchte. Aber soweit zahlt sich die harte Arbeit aus. Trotz all der Kritik, die teilweise an ihr geübt wird, muss ich sagen, dass die dritte Season bisher ein absolut gelungenes Vergnügen war. Gerade die Folgen seit der verlängerten Winterpause hatten viele, viele Highlights – lasst uns hoffen, dass das bis zum Finale nächste Woche so aalglatt weiter läuft. Ich für meinen Teil freue mich darauf.
      "I think there should be visuals on a show, some sense of mystery to it, connections that don't add up. I think there should be dreams and music and dead air and stuff that goes nowhere. There should be, God forgive me, a little bit of poetry." - David Chase
      3x20 Digital Real Estate, 3x21 The First Chang Dynasty, 3x22 Introduction to Finality:

      Ich möchte diese nun offiziell drei letzten Episoden der Dan Harmon-Ära, die letzten Donnerstag an einem Abend verheizt wurden, an einem Stück abwickeln, weil mit ihnen ein Kapitel Fernsehgeschichte geschlossen wird, an das so schnell nichts mehr anschließen wird. Sicher, Community geht im Herbst weiter und ob die Serie eines Tages zum Klassiker erklärt werden kann, wird sich wohl erst zeigen, wenn man in zehn Jahren oder so noch über sie sprechen wird, wie wir es heute über Cheers oder Friends tun. Ich möchte gar nicht sagen, dass Community das Fernsehen revolutioniert hat oder die Sitcom, wie wir sie bisher kannten, neu definierte. Ich möchte aber sagen, dass ich während der letzten drei Staffeln und 71 Episoden wohl die durchgehend beste Zeit hatte und auf jeden Fall besser, als bei irgendeiner anderen, ähnlich jungen Sitcom. Die Qualitäten, die ich an Community schätze, sind viele. Und es sind diese Qualitäten, die in den letzten drei Episoden der dritten Staffel so stark in den Vordergrund rücken, dass ich nicht weiß, wie die beiden frisch eingestellten Showrunner David Guarascio und Moses Port darüber hinwegtäuschen wollen, dass sie eben kein Dan Harmon sind. Es bleibt nur wirklich zu hoffen, dass sie eine Imitation erst gar nicht ausprobieren, sondern versuchen, ihr eigenes Ding zu machen, ohne den Geist der Serie zu beschädigen.

      Digital Real Estate ist die erste Pierce-Episode seit Advanced Gay und ich bin ehrlich gesagt etwas überrascht darüber, wie wenig der Charakter dieses Jahr so richtig genutzt wurde, seit er im Finale der zweiten Staffel einen wichtigen Schritt in seiner Entwicklung unternommen hat. Gilbert Lawson, ein langjähriger Untergebener des verstorbenen Cornelius Hawthorne, kontaktiert Pierce wegen des Nachlasses seines Vaters. In einem von Cornelius entwickelten Videospiel muss Pierce, zusammen mit der Lerngruppe gegen Gilbert spielen, um an das Erbe heranzukommen.

      Gilbert wird gespielt von Giancarlo Esposito und es ist vielleicht fast schon ein bisschen schade, dass man für Espositos ersten Gastauftritt (von hoffentlich Vielen) eine Episode gewählt hat, in der er hauptsächlich nur seine Stimme leiht. Die Folge war recht interessant her vom Konzept, spielt sich der Großteil der Geschichte ja in der virtuellen Welt des Computergames ab: Die Animationen waren hinreißend (jeder, der mal mit einem alten SEGA gespielt hat oder noch den Super Nintendo kennt, weiß, wovon ich rede) und die Gags, die man damit gemacht hat, stellenweise urkomisch (Britta: „I guess there is no hug button.“). Dennoch hatte ich irgendwie das Gefühl, dass man das Videospielszenario nur deswegen gemacht hat, weil es sich auf Papier cool angehört hat. Auch die Umsetzung ist, wie gesagt, sehr cool geraten, aber ich werde das Gefühl nicht los, dass der Anlass, der für diese Idee herhalten musste, im Rückblick etwas konstruiert wirkt und nicht wirklich angebracht war. Dennoch endete die Folge auf einer schönen Note, die Pierce und Gilbert näher brachte und von dem wir, wie bereits erwähnt, in Zukunft hoffentlich noch mehr sehen werden.

      Mit The First Chang Dynasty geht der wohl albernste Story Arc der gesamten Season zu Ende: Chief of Security Ben Chang, der den Dean entführt und Greendale übernommen hat. Ich sage euch ganz ehrlich: Die Tatsache, dass sich der gesamte Arc selbst nie wirklich ernst genommen hat, war der rettende Punkt an der Sache, denn ansonsten ist Community fast Gefahr gelaufen, mit dieser Storyline den Shark zu Jumpen. Ich will nicht sagen, dass er schlecht geschrieben gewesen wäre oder ich nicht genug zu Lachen hatte (ich mochte den Größenwahnsinn in Ken Jeongs Gesicht und wie er an seinem 25. (!) Geburtstag im Napoleon-Gewand auf seinem Thron saß und mit Befehlen um sich warf, war die gesamte Reise bis hier hin wert). Damit meine ich einfach, dass die gesamte Idee, einen Campus zu übernehmen, fast schon so radikal dämlich ist, dass ich mir nicht erklären kann, was Chang schlussendlich damit vor gehabt hätte, wenn sein Plan aufgegangen wäre. Ich weiß auch nicht, was seine zukünftige Rolle in der Serie sein wird. Das einzige, was ich mir jetzt noch vorstellen kann, ist, ihn endgültig zum Erz-Gegner der Lerngruppe zu machen und ihn mit Dean Spreck vom rivalisierenden City-College in den Krieg gegen Greendale ziehen zu lassen.

      Nun, da das gesagt ist, kann ich sagen, dass The First Chang Dynasty wohl in die Analen von Community als eine der cleversten Episoden eingehen wird: Im klassischen Heist-Stil und ganz nach Ocean’s Eleven kommend, startet die von Greendale verbannte Lerngruppe eine Rettungsaktion, um den Dean aus Changs Gefangenschaft zu befreien. Der gesamte Coup hat einfach unheimlich viel Spaß gemacht, war verdammt wendungsreich, clever und ideenvoll geschrieben und hatte obendrauf eine Menge sehr witziger Kostümeinfälle. Ganz im Stil von The Wire, war The First Chang Dynasty der ultimative Showdown der Staffel in der letzten Folge vor dem eigentlichen Season-Finale. Troys Abschied von seinen Freunden war berührend und auch wenn ich mit der ganzen Klempner-Story nie so recht warm geworden bin, hat es dem Charakter einen runden und gelungenen Arc gegeben, der ihn definitiv weiter entwickelt hat.

      Introduction to Finality schließlich ist einfach nur: Wow. Man merkt der Folge an, dass sie als Serienfinale konzipiert war oder dass Dan Harmon zumindest die Möglichkeit in Betracht gezogen hat, dass es nach dieser Folge nie wieder eine Neue von Community geben könnte. Und wäre es die letzte Folge gewesen, dann hätte ich rundum zufrieden und glücklich sagen können: Eine tolle Reise über drei Jahre und Finality bringt Abschluss auf vielerlei Ebenen.

      Besonders gelungen an der Episode ist, dass einfach jeder einzelne der sieben Hauptcharaktere der Lerngruppe eine starke Storyline bekommen hat und dass diese Storylines am Ende der Episode zusammen schmelzen.

      Troy als der Messias der Klempnerstudenten war die mitunter vielleicht Wichtigste, hat sie doch gezeigt, wie sehr der Charakter gewachsen ist, seit er im Piloten vor drei Jahren seine ersten Worte „That means you do my homework, right Seacrest?“ zu Jeff sagte.
      Ach und ganz nebenbei, kam es noch jemandem so vor, als wäre John Goodman ungenutztes Talent gewesen? Weiß auch nicht so recht, warum man ihn gerade zum Ende hin nicht noch ein bisschen mehr mit einbezogen hat, aber einen so großartigen Schauspieler zu casten und ihn dann nicht wirklich zu nutzen, kommt mir irgendwie vergeudet vor.

      In der Zwischenzeit droht Abed den Verstand zu verlieren, seit Troy aus der gemeinsamen WG ausgezogen ist. Britta will aus ihm daher ihren ersten Patienten machen. Doch Abed, dessen Welt zusammen zu brechen droht, zieht stattdessen sie mit runter.

      Pierce und Shirley, die nun endlich ihren Sandwich-Shop eröffnen dürfen, nachdem Subway seine Filiale an Greendale endgültig geschlossen hat, zerstreiten sich im Entscheidungsprozess, wer der offizielle Eigentümer des Restaurants wird. Sie treffen sich nun also im Gerichtssaal von Greendale wieder, mit Jeff als Shirleys Anwalt und Nate Corddrys Charakter Alan (den wir aus der Episode 2x02 Acccounting for Laywers kennen), der Pierce vertritt.

      Jeffs Schlussplädoyer über Freundschaft und Selbstlosigkeit dürfte wohl mit zu seinen bewegendsten Reden gehören, die er im Laufe der drei Staffel gegeben hat. Nicht nur zeigt sie die Reise, die der Charakter bis hierher unternommen hat und dass er wirklich aus sich heraus gewachsen ist. Sie zeigt vor allem, wie sehr diese Gruppe, die Greendale Seven, im Laufe der Serie zu einer echten Familie geworden sind. Die Darsteller geben alle noch einmal ihr allerbestes und ich kann es nicht oft genug betonen: Wenn das die letzte Folge gewesen wäre, dann würde ich diese Chaotentruppe vermissen, aber ich wäre mit dem Abgang mehr als happy. Die abschließende Szene, wie die Gruppe gemeinsam den Gang hinunter läuft und die anschließende Montage über den weiteren Lebensweg der Charaktere, überspielt vom Titelsong At Least it was Here von The 88, war verdammt bewegend und bleibt nachhaltig im Gedächtnis – vor allem aber macht er neugierig darauf, was die Show uns in der vierten Staffel bieten wird.

      --

      Nochmal der Gedanke des Showrunnerwechsel aus dem ersten Absatz:

      Ich will dieses Review eigentlich nicht mit dem Thema beenden, aber irgendwo muss ich es ja ansprechen: Dan Harmons Ausstieg wird ein nachhaltiges Loch hinterlassen. Sicher, viele Serien haben schon den Abgang eines Showrunners erlebt und vor allem auch überlebt. Für viele Shows dürfte das u.U. noch nicht mal von gewichtigem Nachteil sein (The West Wing und The Office sind nur zwei Beispiele, denen der Weggang von Showrunnern – zumindest vom Zuschauerzuspruch her – nicht wesentlich geschadet hat). Dennoch: Bei einem kreativen Kopf wie dem von Harmon, der die Show nicht nur ersonnen hat, sondern auch den Mut hatte, sie in Richtungen zu steuern, die bisher niemand von einer Sitcom kannte, glaube ich kaum, dass der Wechsel in der Führung unbemerkt bleiben wird. Hinzu kommt ja noch, dass diverse andere Autoren und Produzenten das Handtuch warfen (darunter Neil Goldman und Garret Donovan). All das, so befürchte ich, wird zu einem völlig veränderten Community in der vierten Staffel führen. Nicht unbedingt schlechter - David Guarascio und Moses Port sind sicherlich fähige Leute -, aber halt definitiv anders. Und ob das gut für die vermutlich finale Staffel dieser Serie sein wird, bleibt abzuwarten. Ich hoffe auf das Beste.
      "I think there should be visuals on a show, some sense of mystery to it, connections that don't add up. I think there should be dreams and music and dead air and stuff that goes nowhere. There should be, God forgive me, a little bit of poetry." - David Chase

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „Data“ ()

      Endlich kommt mal ein bisschen Anerkennung ins Haus!

      Community wurde insgesamt sechs mal bei den diesjährigen Critics’ Choice Television Awards nominiert und führt damit mit der höchsten Anzahl an Nominierungen. Joel McHale in der Kategorie Best Actor in a Comedy Series, Gillian Jacobs und Alison Brie in der Kategorie Best Supporting Actress in a Comedy, Jim Rash und Danny Pudi in der Kategorie Best Supporting Actor in a Comedy und die Serie schließlich selbst in der Königskategorie Best Comedy Series.

      Die zweiten jährlichen Critics’ Choice Television Awards werden am 18. Juli 2012 im Beverly Hilton Hotel verliehen.

      Hier geht's zur vollständigen Liste: Entertainment Weekley

      Emmys - here we come!
      "I think there should be visuals on a show, some sense of mystery to it, connections that don't add up. I think there should be dreams and music and dead air and stuff that goes nowhere. There should be, God forgive me, a little bit of poetry." - David Chase

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von „Data“ ()

    • Teilen