Manchester by the Sea (Casey Affleck, Michelle Williams)

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    Es gibt 28 Antworten in diesem Thema. Der letzte Beitrag () ist von OmegaRed.

      da es ein möglicher Oscar-Anwärter ist, hatte ich den eh mit auf der Liste. aber vor allem der Cast hat mich dann rein gelockt.ich bin ein wenig enttäuscht. der Film ist Arbeit, die sich aber lohnt, wenn man Bock drauf hat, in der richtigen Stimmung ist und Zeit mitbringt.

      schon thematisch war ja abzusehen, dass es sich um schwere Kost (Trauerbewältigung) handelt, die auf den ersten Blick aber erstmal sehr oberflächlich abgehandelt wird. blickt man unter die Ami-Fluch-Fassade, was nicht so einfach ist, findet man aber einen sehr sensiblen Film, der sich sehr viel Zeit für die Figuren nimmt und doch mehr Realität darin verankert als ich es einem amerikanischen Film zugetraut hätte. da werden viele Gefühle vor allem unter dem schon oben erwähnten Fluchen, Saufgelagen, Schlägereien und Sex versteckt, aber man findet sie doch. in tausend kleinen Gesten, Worten, Blicken … und das macht den Film dann doch wieder sehenswert und besonders.

      etwas mehr hätte ich allerdings von Casey Affleck erwartet. nicht, dass er für mich bisher schon so sehr rausgestochen hätte, da sich der Ben aber gerade so gut macht, dachte ich, das läge in der Familie. aber das kann ja noch kommen. die von mir sehr geschätzte Michelle Williams spielt super emotional, ist aber leider viel zu selten zu sehen. wirklich gut hat sich da noch Lucas Hedges. und über Kyle Chandler habe ich mich auch gefreut.

      insgesamt wird die depressive, verzweifelte, traurige Stimmung durch Setting und Musik, beides passend zurückhaltend eingesetzt, perfekt unterstrichen. ich mag Kleinstädte am Meer immer sehr gern.

      das Ende hat dem Film dann nochmal sehr gut getan, entlässt uns als Zuschauer aber in eine recht traurige Welt …

      7,5/10
      Ich hatte so meine Probleme mit Manchester by the Sea. Die Figuren blieben auch nach 135 Minuten Laufzeit seltsam fremd. Durch was ist Lee definiert? Wo ist die Katharsis (Eine die zumindest Williams Figur zugestanden wird), die Milieustudie die mir diesen Charakter besser definieren könnte? Schon klar, dass der Film genau dieses "There's Nothing there" für Afflecks Figur ausdrücken möchte, aber das ist mir zu unspezifisch und nichtssagend. Gerade von Lonergan bin ich anderes gewohnt, lieferte er doch mit Magaret eine der detailliertesten Beobachtung eines US Teenagers der Kinogeschichte ab. Die musikalischen Hinweise auf ein wirklich vielseitiges, authentisches Drama passten nicht so recht zum Rest. Affleck spielt seinen stoischen Charakter überzeugend, Lucas Hedges qualifiziert sich für mehr, nur mit Williams Schauspiel konnte ich relativ wenig anfangen. Beide Analogien (Tiefkühl Hähnchen und verbrannte Soße) waren ziemlich platt und brachten mich eher zum lachen, aber vielleicht war das auch so gewollt.

      6/10
      EAT THE RICH


      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „Wucki“ ()

      Gestern auch drin gewesen, und mir hat der Film sehr gut gefallen.

      Casey Affleck als gebrochener Mann, der keine Freude mehr an irgendwas empfinden, hat die Rolle klasse gespielt, die Oscar Nominierung ist auf jeden Fall verdient. Die (nächste scheiß) Situation, in die er dann gezogen wird, und wie er damit umgeht, war interessant zu beobachten. Man fragt sich die ganze Zeit, was diesem Menschen nur zugestoßen sein muss, damit er so ist, wie er ist. Und zur Mitte des Films kommt dann die Auflösung, die sämtliche voran gegangenen Szenen in einem völlig neuen Licht erstrahlen lassen.

      Sehr gut hat mir auch gefallen, dass der Film einfach nur ein Auszug aus dem Leben zweier Menschen ist, und er somit keinen definierten Anfang und Ende hat. Er beginnt einfach, und hört wieder auf. Dazu all die guten Darsteller, der minimalistische Score und diese kalten, teilweise gefühlslosen Bilder, und die Dialoge, die dem Ganzen die Krone aufsetzen und eine seltsame Stimmung aus Bedrücken und Spaß aufkommen lassen.


      8/10
      Mein Filmtagebuch



      „I think storytelling is all about children. We human beings love to hear stories being told - and it first happens when you're a kid.“
      - David Chase

      Ein extrem tragisches Thema derart bodenständig, subtil und ungezwungen aufzuarbeiten, erfordert verdammt viel Fingerspitzengefühl. Und dieses bewies der Film in allen Belangen - Chapeau. Mit dem Score war ich zwar nicht in jedem Moment eins, aber das ist angesichts der sonst so beeindruckenden Umstände verschmerzbar. Konsequent trocken, trist und ungeschönt - die Überlänge habe ich dabei zu keinem Zeitpunkt bemerkt. Manchester by the Sea durchdringt eine Ehrlichkeit, die mir schwer imponiert hat, im Grundlegenden wie im Detail. Bemerkenswert gespielt und sehr feinfühlig inszeniert. Das ist Drama, Freunde..

      8 / 10






      Manchester by the Sea

      Gestern endlich nachgeholt und ich bleib dabei, 2017 war und ist ein verdammt starkes Kino-Jahr.

      Kühl, melancholisch, trist und traurig. Wobei ich zugeben muss, das ihn über weite Strecken eigentlich gar nicht so traurig fand. Natürlich war die Handlung zutiefst dramatisch und hätte vielleicht ergreifender sein müssen, aber durch eine unbeschwerte, fast schon lockere Inszenierung, verhinderte der Film, das ich zu tief in den pessimistischen Strudel hineingezogen wurde. Erst gegen Ende zog der Film an den sentimentalen Schrauben und ich hatte das erste Mal während der Sichtung, einen richtigen Klos im Hals.
      Stattdessen musste ich viel häufiger als vorher gedacht lachen, was vor allem an den gut geschriebenen und amüsanten Dialogen lag. Dazu muss man sagen, das ich diesen trockenen Sarkasmus selbst sehr gerne mag.

      Denn eigentlich ist die Geschichte an sich, verdammt schockierend und der Hauptprotagonist Lee agiert auch alles andere als optimistisch oder gut gelaunt. Menschenkontakt vermeidet er, Hilfe oder Gefälligkeiten lehnt er ab und auf der einen Seite scheint er alles um sich herum zu akzeptieren, nur um in einem anderen Moment zu explodieren. Gerade wenn Alkohol mit im Spiel ist. Er sagt zwar selbst einmal ziemlich am Ende:
      Spoiler anzeigen
      "In mir ist nichts mehr."
      Aber das stimmt nicht, sonst hätte er keine Gewaltausbrüche und könnte auch am Schluss in Manchester bleiben. Er würde es sich nur wünschen, das nichts mehr von seiner Persönlichkeit und seinen Gefühlen da ist.


      Casey Affleck spielt dabei den zerbrochenen Mann der aufgegeben hat sehr gut, auch wenn mir persönlich Andrew Garfield in Silence (für den er gar nicht nominiert war, aber für Hacksaw Ridge) besser gefallen hat dieses Jahr. Aber ich bin weit davon entfernt zu sagen, das Affleck den Oscar zu unrecht bekommen hat. Man könnte zwar sagen, das er fast den ganzen Film über nichts anderes macht als traurig zu schauen, aber es sind diese subtilen Mimiken die er gezeigt hat und dadurch extrem glaubhaft wirkt. Hinzu kommen noch die immer passende Körperhaltung und das richtige Timing in den verschiedenen Situationen. Aber vor allem hat mir der Ausdruck in den Augen gefallen, da er es damit immer geschafft hat, das richtige auszudrücken, ohne selbst viel dazu zu sagen.
      Ohnehin schätze ich das subtile Spiel viel höher ein, als wenn jemand einen verrückten Wahnsinnigen verkörpert.

      Positiv sollte man vor allem noch Lucas Hedges erwähnen, der seinen Neffen Patrick ebenfalls gut und glaubhaft und vor allem sympathisch spielt.
      Michelle Williams, die ich persönlich ja gerne sehe, hatte viel viel weniger Sreentime bekommen, als ich vorher erwartet hatte. Das war in gewisser Weise eine kleine Enttäuschung, hat aber eben auch zur Story gepasst.
      Ansonsten kann man sich auch nicht beschweren, wobei natürlich Casey Affleck deutlich heraus sticht. Er trägt eigentlich den gesamten Film und macht das bravourös.

      Das Setting war interessant gewählt und ist meiner Auffassung nach auch relativ unverbraucht. Eigentlich kam Manchester für mich so rüber wie eine idyllische kleine Fischerstadt in der die Menschen freundlich zueinander sind und in der man gut leben könnte. Aber durch die Darstellung mit diesen kühlen und hellen (aber nicht freundlichen) Farben und dem dunklen Wasser, wirkte der Ort trotzdem äußerst ungemütlich und wie die Figuren überkam einen beim zusehen ebenfalls ein leichtes frösteln.

      An und für sich kann ich gar nicht viel über den Film meckern und möchte noch dazu erwähnen, das er trotz der ruhigen Erzählung nur so an mir vorbei flog.
      Aber trotzdem fehlt ihm dann doch etwas, um wirklich was ganz besonderes zu sein.

      Nichts desto trotz ein toller Film, der einen schrecklichen, aber leider nicht unrealistischen Abschnitt im Leben eines Mannes zeigt und deutlich macht was für Konsequenzen daraus resultieren können.

      8 von 10 Punkten

      Diese Art von Filmen gibt es sehr selten. Denn "Manchester by the Sea" fühlt sich so echt an, dass man die Ereignisse in diesem Film hautnah nachfühlen kann. Die tragische Geschichte rund um Verlust und Schuld geht einem an die Nieren und zieht den Zuschauer in die dunkle Vergangenheit des Protagonisten. Das triste und melancholische Örtchen Manchester bietet für diese emotionale Fahrt einen perfekten Rahmen. Hervorragend gespielt und inszeniert wird man in die depressive Stimmung des Films gezogen und ist am Ende froh darüber, dass es nur ein Film war. Aber ein verdammt echter.

      8/10