Der seltsame Fall des Benjamin Button

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    Es gibt 269 Antworten in diesem Thema. Der letzte Beitrag () ist von Data.

      Original von -=Zodiac=-
      ...
      Oben hab ich jetzt trotzdem mal acht von zehn Punkte gegeben, weil auch wenn ich was ganz anderes erwartet und erhofft habe, der Film dennoch für sich gesehen eigentlich ziemlich gut ist...


      Bei mir tritt jetzt ein ähnlicher Fall ein wie bei goodspeed, anfangs war ich zwar im Gegensatz zu Goodspeed Euphorie, enttäuscht über den Film aber hab ihn dennoch 8 von 10 Punkte gegeben aufgrund der Dinge die ich geschrieben habe. Inzwischen ist ja einiges an Zeit vergangen und hin und wieder, wenn ich z. B. Beiträge hier gelesen habe, hab ich dann auch nochmal über den Film nachgedacht. Ich halte es dem Film extremst zu Gute, dass er gänzlich ohne irgendwelchen beschissenen Kitsch und so auskommt, aber wenn ich heute nochmal bewerten könnte, ich würde ihn 6 von 10 Punkten nur noch geben. Irgendwie erkenn ich kaum noch was neues in dem Film. Die Idee wurde nicht ausgeschöpft und mal abgesehen von Pitt's jungen Jahren als alter Greis ist dort überhaupt nichts erfrischendes. Das ein junges Mädchen einen Traum hat und

      Spoiler anzeigen
      dies durch einen Unfall ruiniert wird


      kennt man von zig anderen Filmen. Auch die Liebesgeschichte anversich bedient sich herkömmlichen Methoden. Einzig das Handwerkliche bleibt und da muss ich Button mit allen anderen Filmen einfach gleichsetzen, denen ich genauso mangels innovativen bzw. frischen Inszenierungsstil ohne Handlung Punktabzug geben muss. Fincher hin oder her. Zwar bleibt der Film letztenendes sein handwerklich absolutes Meisterwerk und wirkt größer als seine anderen Filmen die eher konventioneller Natur sind wie z. B. Panic Room der bei mir mehr Punkte bekäm, aber dafür wirkte die Idee dort frischer. Letztenendes wäre Button damit für mich Fincher's derzeit zweitschlechtester (und hoffentlich wird keiner für mich noch schlechter) Film (genaueres zu den Punktevergaben bei seinen Filmen kann man gleich im Fincher Thread lesen)

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „-=Zodiac=-“ ()

      Ein sehr langweiliger Film.
      Dazu noch völlig überraschungsarm ohne jeglichen Wendungen und voraussehbar.
      Die Charactere zeigten keine Entwicklung und das Schauspielerisch hatte man auch nicht viel zu bieten. Vor allem die unterkühlt wirkende Cate Blanchett wirkte fehl am Platz..
      Die "Effekte" waren wirklich verblüffend und einige Szenen regten zum schmunzeln an. Das wars auch !

      Von David Fincher bin ich besseres gewohnt.

      3 von 10
      Bin kein großer DVD-Käufer (mein letzter gekaufter Film war 2007 "Casino Royale"), doch ich habe "Der seltsame Fall des Benjamin Button" eine Chance gegeben und ich muss sagen: schon lange habe ich keinen solch gefühlvollen und dennoch unterhaltsamen Film gesehen. Obwohl die Laufzeit knappe drei Stunden beträgt, wird der Film so gut wie nie langweilig (bis auf wenige Längen im Mittelteil) und die Effekte sorgten dafür, dass mir das eine oder andere Mal der Mund offen stand.

      Die Schauspieler um Brad Pitt und Cate Blanchett waren auch mehr als sehenswert. Besonders Pitt gibt nach "Fight Club" wohl die Vorstellung seines Lebens. Außerdem sind die Nebenrollen (Jason Flemyng, Julia Ormond, Tilda Swinton) gut bis erstklassig besetzt.

      Fazit: David Fincher hat mit "Der seltsame Fall des Benjamin Button" gezeigt, nicht nur im R-Rating-Bereich zu Hause zu sein, sondern auch mal eine etwas gemächlichere Gangart einzulegen. Ein außergewöhnlicher Film, dem jeder Cineast eine Chance geben sollte!
      Irgendwie erinnert mich "Benjamin Button" ganz arg an "Zodiac". Der Film behandelt zwar eine sehr interessante Thematik, kann den Zuschauer auch durchaus für seine Figuren und ihre Geschichten begeistern, aber irgendwie will kein rechtes Tempo aufkommen. Es plätschert so vor sich hin, als würde man einem windstillen Ozean beim windstill sein zuschauen. Hübsch anzusehen aber eben nicht aufwühlend.

      Also die Einzelkritik: Das Drehbuch ist jetzt nicht wirklich der Reißer. Die Grundidee ist gut aber irgendwie nicht so recht ausgebaut worden. Man hat die Grundidee der Kurzgeschichte offenbar irgendwie so nach "Schema F" gestreckt und geschaut, was draus wird. Schade eigentlich, da wäre viel mehr drin gewesen. Fincher bleibt handwerklich makellos, da stimmt alles. Pitt und Blanchett geben sich mit ihren Masken alle Mühe, das will kaum so recht gelingen. Vor allem als junge Frau ist Blanchett nur schwerlich zu akzeptieren, da bringt Pitt den alten Mann schon besser rüber. Tricktechnisch gibts auch absolut nix auszusetzen, da klappt alles wie am Schnürchen. Der Score ist unauffällig aber nett, die Rahmenhandlung um Mr. Kuchen und New Orleans etwas arg angehämmert, auch wenn die Nummer mit den Blitzen schon recht nett anzusehen war. Aber das reißt den Film dann auch nicht aus seiner sanft unoriginellen Melancholie. Wie nach einem "Was muss drin sein?"-Handbuch arbeitet sich Fincher an den Lebensstationen von Daisy und Benjamin ab, ohne sich wirklich Zeit für die beiden zu nehmen. Schade eigentlich, viele nette Ideen wie etwa das mit den Blitzen, die Geschichte um den Taxifahrer oder Benjamins Vater bringen etwas Pep in die Geschichte. Leider zu wenig. Wer Fincher-Fan ist und mal drei Stunden Zeit hat, sollte den Film sehen. Ansonsten: Man hat nix verpasst, wenn man ihn nicht gesehen hat.

      6 von 10 Segelbooten.

      "You're fighting a war you've already lost."
      "Well, I'm known for that."
      "Der seltsame Fall des Benjamin Button" - [David Fincher / US ´08] = 8,00 / 10

      :stern: :stern: :stern: :stern: :stern: :stern: :stern: :stern2: :stern2:

      Damit wäre meine letzte Lücke an Regiearbeiten von Fincher endlich geschlossen. Ein eher untypisches, aber bewegendes Werk seitens des Regisseurs. Trotz der Tatsache, dass man meiner Ansicht nach nicht aus dem Vollen geschöpft hat, komme ich um eine sehr gute Bewertung nicht herum. Musik, Masken und Szenenbild, allesamt äußerst fein und hochwertig. Grundsätzlich hat der Film in meinem Falle eine dankbare Ausgangslage, denn die Idee dahinter übt einfach eine gewisse Faszination auf mich aus. Im engeren Sinne setzt sich die Produktion mit keinen Inhalten auseinander, wie es die Filmwelt nicht schon zur Genüge getan hätte, gibt uns dabei jedoch in Form des imponierenden Konzepts eine Perspektive bzw. einen ganz anderen Zugang zu diesen. Da kreiert man an manchen Stelle herrliche Filmmagie, die im Wechselspiel aus Tragik und Herz recht charismatisch daherkommt.

      Manches ist durchaus etwas arg dramatisiert ausgefallen, allein der gesamte Rahmen der Erzählung, aber es wollte letztendlich einfach passen. Was den Film womöglich noch besser gemacht hätte, wäre eine zumindest etwas knappere Laufzeit. Zudem hätte man die Figuren noch etwas charakteristischer und prägnanter gestalten können, gerade ein Benjamin Button hätte noch ein paar einprägsame Charaktermerkmale mehr vertragen. Im Endeffekt ist er recht blass ausgefallen, was aber durch seine sowieso schon äußerst besondere Position aber nicht sonderlich auffallen mag. Andererseits fiel es dem Zuschauer aber auch gerade dadurch einfacher, sich der ungewöhnlichen Perspektive der Figur hinzugeben, um die Welt mit seinen Augen zu erfahren, gerade weil er eben nun nicht die Persönlichkeit schlecht hin ist, und man daher nicht beschäftigt ist, sich mit der Figur so ausufernd auseinander zu setzen. Vielleicht wäre dem Film ansonsten noch eine Prise mehr Humor ganz gut bekommen. Es bleibt ein sehenswerter und berührender Film, auf dessen skurrile Story ich mich sehr gerne eingelassen habe. Der Drama-Liebhaber in mir kam jedenfalls sehr auf seine Kosten.






      Mit fortschreitenden Alter entwickelt sich das Gehirn zurück auf das Level eines Kleinkindes. Die geistige Rückentwicklung, welche einem die Natur bereithält geht mit dem körperlichen Abbau im Gleichschritt. Im Fall von Benjamin Button wird dieser Gleichschritt durchbrochen und die körperliche Entwicklung nimmt den entgegengesetzten Weg. Der Körper ist bei der Geburt alt und schwach und beim Tod jung und klein. Diese Prämisse bietet den Rahmen für die außergewöhnliche Lebensgeschichte von Benjamin Button, welche in Ansätzen an "Forrest Gump" erinnert. Mit Einsatz von Masken und Computereffekten wurde sein Leben stimmig in Szene gesetzt. Man leidet und fühlt mit ihm und begleitet ihn bei den besonderen Herausforderungen, welche ihm sein Leben bietet. Der Film hat trotz der langen Spielzeit keine merkbaren Längen und hat mich erneut bis zum Ende gut unterhalten, auch wenn die Begeisterung gegenüber der Erstsichtung nicht mehr ganz so groß war.

      7/10
      Der Film und ich werden keine großen Freunde mehr in diesem Leben. Natürlich hat er seine charmanten und bewegenden Momentchen, doch zumeist ist er mir zu rührselig und schlichtweg zu langweilig. Man erhält zumeist das, was man anhand der Storyidee erwarten kann, ohne großer Überraschungen. Die Hauptfigur hat bis auf seine seltsame Eigenheit und der Liebe zu Daisy nicht viel zu bieten und ist in Grunde genommen eine ziemlich austauschbare Hülle, die wenig kann, außer alternativ zu altern. Okay, das klingt jetzt schon arg böse und es ist auch nachvollziehbar, dass jemand, der so "anders" ist, eher ruhig und introvertiert ist, aber auf was ich hinauswill: Ein paar markante Charakterzüge und ein paar Ecken und Kanten hätten der Figur keinesfalls geschadet. Man ruht sich zu sehr auf dem besonderen Storykonzept aus und presst seine Dramaturgie in vielen Phasen zu gewollt zusammen, ohne Situationen und Emotionen atmen zu lassen. Obwohl so viel Zeit gewesen wäre, mit dieser üppigen Überlänge. Um zwei Beispiele zu nennen:
      Spoiler anzeigen
      Der Matrose gibt Benjamin die Ersparnisse, damit er das Geld seiner Familie übergibt, falls ihm etwas passiert. Eine Szene später stirbt dieser.

      Benjamin und Daisy kommen endlich zusammen. Nach ein paar Sekunden Glückseligkeit äußert Daisy ihre Bedenken, die beiden würden bald auseinanderaltern, was ja nun keine neue Erkenntnis ist.

      Das läuft alles recht gewollt, unnatürlich und gepresst ab.
      Punkten kann der Film mit seiner schicken Inszenierung, der Ausstattung und dem verblüffenden Schauspiel von Cate Blanchett, die hier einen gut aufgelegten Pitt überragt.
      Fazit: Süße Momente innerhalb eines sich zu sehr zurücklehnenden und eher trägen Films, dessen Besonderheit irgendwann zu gewöhnlich wird.






      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „Bavarian“ ()

      Ja, ich hab's auch mit einer Kritik versucht, nachdem ich den Film erst ganz kürzlich mal wieder gesehen habe. Viel ist mir nicht eingefallen, der Film ist dazu einfach viel zu gewöhnlich und routiniert im Anblick dessen, wie außergewöhnlich sein Protagonist ist.

      Ich hatte mal irgendwann gelesen, dass das Fincher Leidenschaftsprojekt war. Wenn das wahr ist, bin ich überrascht, wie wenig Herz da drin steckt. Oder wie wenig das an die Oberfläche kommt. Sehr schön anzusehen, denn wie du sagst, ist er wirklich schick inszeniert. Aber inhaltlich und emotional war da auch für mich zu wenig da. Bin beruhigt, dass ich da nicht ganz allein damit dastehe.
      "I think there should be visuals on a show, some sense of mystery to it, connections that don't add up. I think there should be dreams and music and dead air and stuff that goes nowhere. There should be, God forgive me, a little bit of poetry." - David Chase

      Data schrieb:

      Ich hatte mal irgendwann gelesen, dass das Fincher Leidenschaftsprojekt war. Wenn das wahr ist, bin ich überrascht, wie wenig Herz da drin steckt. Oder wie wenig das an die Oberfläche kommt. Sehr schön anzusehen, denn wie du sagst, ist er wirklich schick inszeniert. Aber inhaltlich und emotional war da auch für mich zu wenig da. Bin beruhigt, dass ich da nicht ganz allein damit dastehe.

      Wenn ich mich da mal in eure Feuilleton-Debatte einmischen darf: Es war Finchers Leidenschaftsprojekt, da er kurz nach dem Tod seines Vaters dazukam und einen Film über den Tod machen wollte. Fincher verglich den Film mit seiner eigenen Anwesenheit am Totenbett seines Vaters und die paradoxen Gefühle dabei: Man will eigentlich, dass es vorbei ist und zugleich will man, dass es ewig dauert und nie endet. "Benjamin Button" ist Finchers Versuch, den Tod gegen das Leben und die Liebe antreten zu lassen und wie sie einander dazwischen Bedeutung geben. Das sehe ich auch in den Figuren. Pitt als die Verkörperung des stetig drohenden Todes (und es ist natürlich eine Pointe in der Filmgeschichte, dass er den auch mit "Meet Joe Black" schon mal gespielt hat) und Blanchett als die Sinnlichkeit der Liebe. Und ich glaube, so muss man den Film dann auch durch Finchers Augen sehen: Eine Art epischen Kriegsfilm zwischen Tod und Liebe, die nicht ohne einander können. Aber auch nicht so recht miteinander. Pitt hat immer gesagt, dass die Geschichte für ihn eine Liebesgeschichte ist. Fincher jedoch sieht es als Todesgeschichte.

      Es gibt dabei eine Doku (länger als der Film selbst) über den Dreh und die Arbeit am Film. In der Doku enthüllt sich Fincher als Zyniker (was nun niemanden überrascht): "I don’t want to see anybody together. I want to see everybody as unhappy as me. Everybody in this movie dies. That’s how I was able to stomach the rest of it." - und ich glaube, es ist Finchers stets ein wenig vorgeschützter Zynismus, der den Film distanziert wirken lässt. Fincher ist kein Romantiker wie Cameron oder Spielberg. In seinem Herzen wird Fincher als Filmemacher nie das Zusammenkommen siegen lassen. Nie die Vollendung des Pathos. Das lässt "Benjamin Button" dann immer ein wenig unaufrichtig wirken. Und ich glaube, da liegt der tiefe Graben im Herzen von "Benjamin Button": Es ist der Film eines Zynikers, der verzweifelt versucht, eine Romanze zu erzählen. Es ist die Geschichte eines Mannes, der sich selbst treu bleiben will und zugleich ein Drehbuch voller Plattitüden und Lebenslektionen vorgelegt bekommt. Nirgendwo zeigt sich das besser als in den Toden des Filmes selbst. Die sind stets irgendwie nobel und Blut bestenfalls CGI. Es passiert nichts Grausames, keine Schmerzensschreie und kein Elend. Tod ist ein Übergang in "Benjamin Button". Und wie sehr Fincher hier mit dem Tod hadert, macht auch den Film seltsam heuchlerisch. Wenn Benjamin Daisys Angebot von Sex ausschlägt, sagt er "Our lives are defined by opportunities; even the ones we miss." - dabei verschiebt er den Sex nur. Es ist keine vergebene Chance. Nur eine aufgeschobene. Und in diesem Streit von Aufschieben und Akzeptieren liegt vielleicht der wahre Kern von Fincher, den er leider tragischerweise im Film selbst nicht erkannt hat. Mit dem er auch ggü. seinem Vater gehadert hat. Fincher ist ein großartiger Handwerker (und dieser Film hat viel für MoCap und Face-Aging/DeAging getan) aber seine Ausführung passt nicht immer zu seinen Intentionen. Der Film ist eine Romanze - aber selbst Fincher gibt zu, dass Daisy und Benjamin nicht füreinander bestimmt sind: "I’ve always maintained—and there are people who feel differently—that the movie is not about how two people are made for each other. It’s about two people who loved each other and made a commitment to one another and then lived up to that internal, and maybe not even voice, but that commitment to one another from the first time they meet on the lawn and he’s eighty and she’s seven. Never mind tension that these are two people who are made for one another. It’s someone who should spark an interest in another person and continue to sort of parallel one another throughout life."

      Und dann ist da noch Roths Script, das sehr an "Forrest Gump" erinnert. Fincher ist sich dessen anhand der Paralleleln zwischen Feder und Kolibri selbst bewusst, wie er im Kommentar-Track sagt. Aber es ist spannend zu beobachten, wie "Forrest Gump" von einer teilweise komplett überdrehten Aufrichtigkeit getrieben ist - und "Benjamin Button" vom extremen Gegenteil. Wenn Benjamin seine Familie verlässt, ist das nicht nur egoistisch sondern der Film feiert Benjamin dafür auch. Trotz der interessanten Parallele, dass er selbst von seinen Eltern verlassen wurde. Etwas, was ihm nicht auffällt. Diese Form zynischer Selbstgerechtigkeit geht an Fincher komplett vorbei und vielleicht ist er sich selbst dessen in sich nicht gewahr. Daisy heiratet erneut, vergisst Benjamin und als er jünger und heißer zurückkehrt, betrügt sie ihren Mann mit dem abwesenden Vater ihrer Tochter ... und alles wird als Romanze erzählt, nie als die Art von Zynismus, die darin steckt. Fincher hält sich ans Script und doch kann er nicht ganz ablegen, was er ist. "Benjamin Button" erkennt als Film nie selbst seine Widersprüche in sich und macht daraus entsprechend keine Konflikte oder gar Lösungen. Und spiegelt damit wohl auch Finchers Tragik beim Machen des Filmes: Beim Versuch, den Tod des eigenen Vaters zu verarbeiten wendet er sich an eine Romanze und doch gelingt es ihm nicht, den eigenen Zynismus abzulegen und die Aufrichtigkeit zu entwickeln, sich zum Tod des eigenen Vaters zu verhalten. Ein Film mit dem Wunsch nach Erfüllung von einem Regisseur, der alles tut um nicht erfüllen zu müssen.

      "You're fighting a war you've already lost."
      "Well, I'm known for that."

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „GregMcKenna“ ()

      GregMcKenna schrieb:

      Data schrieb:

      Ich hatte mal irgendwann gelesen, dass das Fincher Leidenschaftsprojekt war. Wenn das wahr ist, bin ich überrascht, wie wenig Herz da drin steckt. Oder wie wenig das an die Oberfläche kommt. Sehr schön anzusehen, denn wie du sagst, ist er wirklich schick inszeniert. Aber inhaltlich und emotional war da auch für mich zu wenig da. Bin beruhigt, dass ich da nicht ganz allein damit dastehe.

      Wenn ich mich da mal in eure Feuilleton-Debatte einmischen darf: [...]


      Logo. Und erstmal danke für den Input, war sehr interessant, die Beweggründe hinter Benjamin Button zu lesen. Ich habe mich mit dem Film tatsächlich auch noch nie arg auseinandergesetzt, gerade weil ich emotional so wenig investiert war.

      GregMcKenna schrieb:

      Es war Finchers Leidenschaftsprojekt, da er kurz nach dem Tod seines Vaters dazukam und einen Film über den Tod machen wollte. Fincher verglich den Film mit seiner eigenen Anwesenheit am Totenbett seines Vaters und die paradoxen Gefühle dabei: Man will eigentlich, dass es vorbei ist und zugleich will man, dass es ewig dauert und nie endet.


      Sehr interessant. Und dass Benjamin alt geboren wird und jung stirbt, ist dahinblickend in der Theorie auch ein schönes Bild. Schade, dass das im Film dann mehr wie ein Gimmick wirkt und auf narrativer Ebene immer nur eine Metapher ist und bleibt. Wäre schön gewesen, wenn das Drehbuch was damit hätte anfangen können und Benjamins Rückwärts-Alterung irgendwie in den Plot eingebunden hätte.

      GregMcKenna schrieb:

      Es gibt dabei eine Doku (länger als der Film selbst) über den Dreh und die Arbeit am Film. In der Doku enthüllt sich Fincher als Zyniker (was nun niemanden überrascht): "I don’t want to see anybody together. I want to see everybody as unhappy as me. Everybody in this movie dies. That’s how I was able to stomach the rest of it." - und ich glaube, es ist Finchers stets ein wenig vorgeschützter Zynismus, der den Film distanziert wirken lässt. Fincher ist kein Romantiker wie Cameron oder Spielberg. In seinem Herzen wird Fincher als Filmemacher nie das Zusammenkommen siegen lassen. Nie die Vollendung des Pathos. Das lässt "Benjamin Button" dann immer ein wenig unaufrichtig wirken. Und ich glaube, da liegt der tiefe Graben im Herzen von "Benjamin Button": Es ist der Film eines Zynikers, der verzweifelt versucht, eine Romanze zu erzählen.


      Ja, das macht durchaus Sinn. Der Film fühlt sich einfach auch nicht wie ein Fincher an - vom Typ der Geschichte und den Emotionen, nicht mal von den Effekten her, die hier ja mehr als bei irgendeinem anderen seiner Filme dazu da waren, die Geschichte zu treiben und nicht nur zu unterstützen. Ich verstehe den emotionalen Antrieb durchaus - aber wer weiß, ob er dazu nicht ein anderes Vehikel besser hätte nutzen können, um das zu verarbeiten. Ich denke in jedem Fall hilft es auch bei der Antwort auf die Frage, die Christopher Nolan mal gestellt wurde, ob er sich darin sieht, eines Tages mal eine schlichte Rom-Com zu machen: Nämlich, dass man vielleicht nicht alle Experimente zu Ende denken muss.

      GregMcKenna schrieb:

      Und dann ist da noch Roths Script, das sehr an "Forrest Gump" erinnert.


      Stimmt. Vom Arc her gesehen (Junge mit bestimmter Eigenschaft wächst bei seiner Mutter auf - zieht von Dannen - erlebt Diverses, dem er aufgrund besagter Eigenschaft etwas distanziert gegenübersteht - hat eine Jugendliebe, der er später im Leben wieder begegnet - kehrt nach Hause zurück - Mutter stirbt - und der Junge verbringt sein restliches Leben in etwas ignoranter Glückseligkeit) sind sich Forrest Gump und Benjam Button dann auch (wahrscheinlich nicht ganz zufällig) sehr ähnlich. Was wohl gewesen wäre, wenn Fincher hier mal selbst Hand angelegt und das Drehbuch zusammen mit Roth geschrieben hätte?
      "I think there should be visuals on a show, some sense of mystery to it, connections that don't add up. I think there should be dreams and music and dead air and stuff that goes nowhere. There should be, God forgive me, a little bit of poetry." - David Chase