Übersicht
Einleitung
Constantin Film, die überwiegend deutsche Produktionen in die Kinos bringen, haben mit Abschussfahrt eine Komödie in den Startlöchern, die ganz dem Trend von „Fack Ju Göhte“ folgen soll: jung, frisch, witzig und cool. Doch überzeugt der Film auch oder ist das alles nur ein billiger Abklatsch?

Kritik
Bei Abschussfahrt geht’s um eine Gruppe von Schülern, die auf Klassenfahrt fahren – in das wunderschöne Prag. Moment mal… Prag? Schön? Ja, in der Tat. Prag ist eine sehr schöne Stadt. In Abschussfahrt allerdings kommt die Hauptstadt Tschechiens nicht so gut weg. Die tollen Locations werden jedenfalls kaum gezeigt. Stattdessen kramt man in der größten Schublade, in der die meisten Klischees lagern: Prag ist hässlich und hat viele zwielichtige Ecken; die Frauen sind allesamt leicht bekleidet, extrem hübsch und sexy; die Männer sehen ausnahmslos dubios aus und wirken nicht sonderlich intelligent. Mehr Schubladendenken geht fast gar nicht. Doch als wäre das nicht schlimm genug, handelt die tschechische Polizei äußerst fragwürdig. So werden beispielsweise die Schüler, die mit einem Panzer, mit dem man durch die Straßen fährt, einen Totalschaden an einem Auto verursachen, gar nicht erst belangt. Das erinnert ein wenig an „96 Hours – Taken 2“, bei dem man bedenkenlos Granaten über die Dächer Istanbuls werfen durfte. Uff! Aber nicht nur hier setzt so manche Logik aus. Denn auch das Thema „Zufälle“ wird in Abschussfahrt ganz groß geschrieben. So taucht immer wieder die gleiche britische Gang auf, die von einer Disco in einen Hinterhof laufen, dort in der Bude ein paar Schießübungen machen, anschließend aber wieder zurück in die Disco gehen. Aber klar, wer macht das nicht?! Was für den einen die Kippe auf der Terrasse ist, ist für den anderen das Abfeuern von Patronen. Es werden also jegliche Klischees, Zufälle und Ungereimtheiten bedient, die man sich nur vorstellen kann. Dadurch ist der Film nicht nur komplett vorhersehbar, sondern auch noch langweilig.

Das alles wäre in Ansätzen zu verzeihen gewesen, wenn man durch gekonnten Witz den Zuschauer bei der Stange gehalten hätte. Allerdings sind die meisten Gags entweder nicht lustig oder aber sie wurden bereits im Trailer verbraten. Der ließ ja noch eine annehmbare und solide deutsche Komödie erhoffen, zeigte aber, wie sich im Nachhinein herausstellt, die mit Abstand besten Szenen. Ja, Abschussfahrt ist ein mittelschweres Desaster geworden, das sogar seiner Zielgruppe viel zu plump sein dürfte. „Fack Ju Göhte“ war seinerzeit erfrischend anders, sozialkritisch auf witzige Weise. Abschussfahrt hingegen bewegt sich in seinem langen Schatten und dürfte in kürzester Zeit in Vergessenheit geraten. Denn seinen Namen hat sich der Film nur bedingt verdient. Ja, es wird gesoffen und ja, es gibt wirklich einige kuriose und unterhaltsame, manchmal sogar witzige Szenen. Wirkliches Klassen(fahrt)feeling kommt jedoch zu keiner Zeit auf. Party wird nicht so richtig gemacht, auch wenn es angekündigt wird. Es spricht Bände, dass der Anfang, der in Deutschland spielt, noch ganz gut gemacht ist und zum Besten des Films gehört. Aber Nein, man kopiert lieber ein wenig aus den Hangover-Filmen (Stichwort: falscher Doug). Über die deutschen Schauspieler braucht man hier leider auch kein Wort verlieren. Die drei bzw. vier Jungs spielen noch solide, auch Lisa Volz als Juli kann man noch etwas abgewinnen. Was aber beispielsweise ein Alexander Schubert als der Lehrer Herr Gräser abliefert, ist schon irgendwie frech. Solch eine Leistung ist man selbst von deutschen Mittelklasse-Schauspielern nicht gewohnt.

Fazit
Alles in allem ist Abschussfahrt ein mittelschweres Desaster geworden, bei dem die meisten Zuschauer aller Voraussicht nach ihrem Geld hinterher trauern werden. Fürs TV kann man ruhig mal einschalten, denn es findet sich bestimmt jemand, der den Film gut findet. Alle anderen haben dann wenigstens die Möglichkeit, die Fernbedienung in die Hand zu nehmen und umzuschalten. Abschussfahrt ist wie die Limousine im Film: Von außen geht’s noch gerade so, aber spätestens das Innenleben ist absolute C-Ware. Schade! Da hätte man sich lieber mal früher ein Beispiel an der letzten Szene im Abspann nehmen sollen, als Florian Kroop ruft: „Wann sagt denn hier endlich mal einer ‚Cut‘?“










Bewertung: 3/10
34.857 mal gelesen