It Comes at Night

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  • Einleitung


    Trey Edward Shults, der mit seinem Debütfilm Krisha auf zahlreichen Festivals nominiert war, bewegt sich in seinem zweiten Werk im Horrorgenre. Als Produzent und Hauptdarsteller konnte er für It Comes at Night Joel Edgerton (Warrior) gewinnen, der einmal mehr ein Gespür für interessante Projekte beweist.
    In seinem neusten Werk befasst sich Shults mit einer nicht näher definierten Epidemie, die die Menschheit nach und nach dezimiert. Paul (Edgerton), sein siebzehnjähriger Sohn Travis (Kelvin Harrison Jr.) und seine Frau Sarah (Carmen Ejogo) leben in einem Haus im Wald, weit abgelegen von der nächsten Stadt. Sie haben ihr Haus verbarrikadiert und versorgen sich selbst. Eines Tages stößt Will (Christopher Abbott), auf der Suche nach Wasser für seine Frau Kim (Riley Keough) und seinen kleinen Sohn, auf die Familie. Paul bietet ihnen Schutz an und so kommen sich die beiden Familien näher. Doch gezeichnet von den Geschehnissen in der Außenwelt, breiten sich Paranoia und Misstrauen unter den Familien aus. Und jeder möchte seine Familie mit allen Möglichkeiten beschützen.


    Kritik


    It Comes at Night merkt man seine Ambitionen wahrlich an. Ob es die Kameraarbeit, der Soundtrack oder das Drehbuch ist. In allen Aspekten fühlt man die Bemühungen einen etwas anderen Horrorfilm zu erschaffen. Leider schießt dieser Eifer oft über das Ziel hinaus. Der Soundtrack ist meist zu aufdringlich und möchte einem stets eine Atmosphäre aufzwingen, wodurch genau das Gegenteil entsteht. Die Bilder die Kameramann Drew Daniels einfängt sind oft beklemmend, wenn nicht der Score oder das viel zu vorhersehbare Drehbuch jegliche Spannung absorbieren würde. Dramaturgisch werden viele Fragen im Raum stehen gelassen, was die Stärke, aber auch in einigen Bereichen die große Schwäche von Regisseur Trey Edward Shults Werk ist. So wird die Bedrohung, die von außerhalb auf die Menschen einwirkt, bis auf ein Gemälde des Künstlers Pieter Bruegel nicht wirklich thematisiert. Was man schlussfolgern kann ist, dass es sich vermutlich um eine Krankheit handelt, die auf jeden Fall ansteckend ist. Dadurch wird der Fokus fast komplett auf die Interaktion der Figuren gelenkt, was zum Beispiel bei Frank Darabonts Der Nebel eine unglaubliche Intensität entstehen ließ. Hingegen bröckelt diese Möglichkeit bei It Comes at Night an den undurchsichtigen Figuren. Dadurch, dass den Figuren kaum Hintergrund zugeschrieben wurde und sie in der Extremsituation, in der sie sich befinden wenig Raum für berührende Handlungen haben, lässt sich nur sehr schwer eine Bindung zu den einzelnen Charakteren aufbauen. Auch wenn die meisten Handlungen verständlich sind, hinterlassen sie durch die fehlende Identifikation einen unsympathischen Eindruck. Die Folge ist ein Schicksal, das dem Zuschauer relativ egal ist. Im schlimmsten Fall gönnt man es ihnen sogar.


    Physischer Horror entsteht nur in Travis Träumen, die aber immer offensichtlich als diese erkennbar sind, wodurch die Spannung gleich wieder zerstört wird und ihnen jegliche Relevanz fehlt. Die vorhersehbare Dramaturgie lässt auch beim weiteren Verlauf der Geschichte kaum Intensität aufkommen.

    Darstellerisch kann vor allem Joel Edgerton überzeugen. In seiner Darbietung erkennt man Nuancen, die seine Figur verständlich machen. Allerdings bleibt sie durch ihren manischen Beschützerinstinkt unliebsam. Der Rest des Casts bleibt eher blass, unsympathisch, fast schon uninteressant, was zum größten Teil der Figurenzeichnung und nicht unbedingt den Darstellern zuzuschreiben ist. Anstatt dass zum Beispiel Kelvin Harrison Jr.s Figur eine tiefe emotionale Bindung zu der neuen Familie aufbaut, bleibt seine treibende Kraft meist triebgesteuert. Eine fühlbare Faszination oder emotionale Sehnsucht für die Neuankömmlinge, die der Figur naheliegen, zerfließen in Andeutungen. Präsenter bleibt stets seine Wollust gegenüber Riley Keoughs Charakter Kim.

    Trailer und Titel können etwas falsche Hoffnungen hervorrufen. Es erwartet einen kein ereignisreicher Schocker, sondern eher ein ruhiges persönliches Auseinandersetzen mit dem, was Menschen in Extremsituationen antreibt. Der psychische Druck, dem die Menschen ausgesetzt sind und deren Umgang damit. Denn die Bedrohung in It Comes at Night ist anhaltend eine seelische und weniger eine physische. Die Stimmung erinnert oft an Werke wie Henry Hobsons Maggie oder John Hillcoats The Road, dessen emotionale und erdrückende Wucht gerade von letzterem aber nie erreicht wird. Wer für beklemmende, minimalistische Werke etwas übrig hat, den wird wahrscheinlich auch Shults Horrorvision abholen können. Wem Figuren wichtig sind, mit denen man mitfiebert und -fühlt, der wird sich wahrscheinlich durch den Film durchkämpfen.

    Fazit


    It Comes at Night hat interessante Ansätze, die allerdings nicht tiefgehend genug behandelt werden. Somit bleibt ein Film, der durchaus beklemmend sein kann, dessen Figuren einen allerdings eher abstoßen als mitreißen. Die vorhersehbare Handlung verschlingt den Großteil der Spannung, allerdings hinterlassen das konsequente Ende und das starke Schlussbild einen bleibenden Eindruck - der Rest wollte leider nicht richtig funktionieren. Schade.


    4/10

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    Infos
    Originaltitel:
    It Comes at Night
    Land:
    USA
    Jahr:
    2017
    Studio/Verleih:
    A24 / Universum Film
    Regie:
    Trey Edward Shults
    Produzent(en):
    Andrea Roa, David Kaplan, Corey Deckler, Justin Chan, Chase Joliet, Joel Edgerton
    Drehbuch:
    Trey Edward Shults
    Kamera:
    Drew Daniels
    Musik:
    Brian McOmber
    Genre:
    Horror
    Darsteller:
    Joel Edgerton, Kelvin Harrison Jr., Carmen Ejogo, Christopher Abbott, Riley Keough
    Inhalt:
    In seinem neusten Werk befasst sich Regisseur Shults mit einer nicht näher definierten Epidemie, die die Menschheit nach und nach dezimiert. Paul (Edgerton), sein siebzehnjähriger Sohn Travis (Kelvin Harrison Jr.) und seine Frau Sarah (Carmen Ejogo) leben in einem Haus im Wald, weit abgelegen von der nächsten Stadt. Sie haben ihr Haus verbarrikadiert und versorgen sich selbst. Eines Tages stößt Will (Christopher Abbott), auf der Suche nach Wasser für seine Frau Kim (Riley Keough) und seinen kleinen Sohn, auf die Familie. Paul bietet ihnen Schutz an und so kommen sich die beiden Familien näher. Doch gezeichnet von den Geschehnissen in der Außenwelt, breiten sich Paranoia und Misstrauen unter den Familien aus. Und jeder möchte seine Familie mit allen Möglichkeiten beschützen.
    Start (DE):
    07.09.2017
    Start (USA):
    09.06.2017
    Laufzeit:
    92 Minuten
    FSK:
    noch nicht geprüft

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