X-Men Origins: Wolverine

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  • Als „X-Men“ anno 2000 auf der Leinwand erschien konnte man bei bestem Willen noch nicht von einem Boom der Comicverfilmungen sprechen, zu tief steckten noch das Genre in den Köpfen der Leute solche Gurken wie die zudem Zeitpunkt letzten beiden Batman-Verfilmungen von Joel Schuhmacher, von weiteren DC-Ablegern wie der Superman-Spin-Off „Steel“ oder die McFarlane-Enttäuschung „Spawn“ wird zurecht der Mantel des Schweigens gelegt. Einzig die ambitionierte Marvel-Verfilmung des bis dahin noch relativ unbekannten Vampirjägers „Blade“ konnte überzeugen und legte den Grundstein für kommende Marvel-Verfilmungen die sich für ein Massenpublikum konzipieren ließen.

    {data/media/1095/X-Men_Origins_Wolverine_01.jpg{ Zwei Fortsetzungen später zählt „X-Men“ heutzutage zu den erfolgreichsten Verfilmungen aus der Marvel Schmiede, der heimliche „Hauptdarsteller“ der Kultfigur „Wolverine“, Hugh Jackman, avancierte zum Star und ihm gelang mit den Filmen ein beachtlicher Durchbruch zum ernsthaften Schauspieler. Die Gerüchte, oder sogar besser gesagt der Wunsch nach einem "Wolverine-Spin-Off" kamen schon relativ früh. Die Vorlage bietet auch mehr als genug Stoff um mehr als nur einen Film zu drehen, nur gab es ansich erstmal ein Problem: der Ursprung von Logan (Wolverines Name auf seiner Hundemarke) war bisher nie in einem Comic erzählt worden und lange Zeit galt bei Marvel auch die Devise: enthülle niemals Logans Vergangenheit! Mit dem Erfolg des ersten Films und der Vorproduktion des Nachfolgers „X-Men 2“ änderten die Verantwortlichen bei Marvel ihre Geschäftspolitik.

    Joe Quesada, Chefredakteur bei Marvel Comics, kam zu dem Entschluss: „Wenn wir Wolverines Vergangenheit und seinen Ursprung nicht erklären, wird das irgendwann Hollywood bestimmt machen!“ Fest davon überzeugt gab er zu dem Projekt grünes Licht. Die Autoren und Zeichner Adam Kubert und Paul Jenkins lieferten 2002 eine beachtliche Mini-Serie welches bei uns als Hard-und Softcover erschien. In dem wurde eindrucksvoll die Vergangenheit von James Howlett vor über 100 Jahren (Logans eigentlicher Name), seine Kindheit und Jugend und der Ursprung seiner Kräfte, bzw. der Ausbruch seiner wahren Natur, erzählt.

    Der Spin-Off-Film von 20th Century Fox, „X-Men Origins: Wolverine“ hat zwar nahezu den gleichen Titel, bedient sich aber von Wolverines natürlichem Ursprung nur einiger Elemente. Zudem greift der Film noch ebenfalls auf einem weiteren wichtigen Schlüsselereignis von Wolverines Vergangenheit: Dem Programm „Waffe X“, welches 1991 von Autor/Zeichner Barry Windsor-Smith, detailliert beschrieben wurde. Die Handlung erzählt wie Logan das unzerstörbare Metall Adamantium seinem Skelett hinzugefügt wurde und wie er als Versuchskaninchen missbraucht wird. Weitere Elemente der Handlung des Films behandeln einzelne Ausgaben der Wolverine Comic-Reihe, welches ebenfalls seine Vergangenheit chronologisch nach Kuberts/Jenkins- Origin-Comic erzählen, sowie die limitierte Serie von Frank Miller und Chris Claremont.

    Rein inhaltlich gesehen bietet also Wolverine mehr als genügend Material für eine eigene Trilogie (und darüber hinaus noch sicherlich mehr!), alleine aus zeitlichen Gründen waren Abstriche nicht zu verhindern. Doch das Drehbuch gestaltete sich schwierig. David Benioff wollte ein eher charakterbetonten Film der sich düsterer und ernsthafter von den bisherigen X-Men-Teilen unterscheiden sollte, zudem peilte er auf ein R-rating. Aus kommerziellen Gründen entschied man sich dagegen, zudem sollte der Film auch ein Prequel zu der bisherigen X-Men-Trilogie darstellen und eine Brücke bilden.

    Betrachtet man „Wolverine“ nur als Film, bzw. lediglich als ein Prequel der X-Men-Streifen so ist dieser akzeptabel und fügt sich auch stimmig in die Reihe. Als Comicverfilmung und als eigenständiger Film ohne Vorkenntnis der X-Men-Trilogie bleibt leider ein sehr fader Nachgeschmack! Der Plot ist unglücklicherweise ein mehr oder weniger gelungenes Stückwerk diverser genannter Vorlagen. Wichtige Ereignisse und Personen werden nur angekratzt oder auch grundlegend verändert, seien diese alleine aus zeitlichen Gründen, inhaltlich um Nichtkenner der Comics keine Steine im Weg zu legen oder einfach um Massentauglichkeit zu wahren! Gewisse Dinge in seiner Origin-Story werden so verkehrt dargestellt das Comickenner zurecht empören lassen könnte. Aber auch so kommen werden viele Elemente der Rahmenhandlung im Eiltempo runtergeleiert und Plotholes sind somit unvermeidbar. Es ist wirklich schade daß die Verantwortlichen nicht einbisschen mehr Mut diesbezüglich zeigen konnten und auch dem Zuschauer mehr zumuten würden. Traurig aber wahr, Wolverines Geschichte, die mindestens wenn nicht sogar noch mehr „erzählerisches“ Potenzial hätte wie DC`s Fledermaus, wird nur zu einem unterhaltsamen Actioner degradiert!

    Was die Inszenierung betrifft reiht sich Gavin Hood, der eigentlich Schauspieler ist und selber erstmals durch sein mit dem Auslands-Oscar ausgezeichnetem Werk „Tsotsi“ auf dem Regiestuhl auffiel, solide seinen Vorgängern Bryan Singer und Brett Ratner an. Seine Stärke in dem Film demonstriert er wie auch schon bei seinen Filmen davor, eher in den charakterbetonten ruhigeren Szenen, auch wenn man ihm bei „X-Men Origins: Wolverine“ bei weitem nicht soviel Freiraum lässt. In den Szenen wo die Action dominiert macht der in der Hinsicht eher unerfahrene Regisseur ebenfalls eine gute Figur, wobei er allerdings allzu oft zu übertriebene Szenen einbaut, die eher in „bunte Welt“ der X-Men-Trilogie gepasst hätten wo eben viele Mutanten auch eine Rolle spielten, als in Wolverines dunkler Vergangenheit.

    Die Schauspieler spielen weitestgehend überzeugend, allen voran natürlich Hugh Jackman der wohl in der heutigen Zeit mit dem Film neben Christian Bale jetzt am meisten mit einer Comic-Figur identifiziert wird. Ist ja kein Wunder verkörpert der Australier erstmals seit Christopher Reeve („Superman“) als einziger Schauspieler viermal den gleichen Charakter einer Comicvorlage. Liev Schreiber als Sabretooth bekommt auch genügend Spielraum um seinen Erzfeind glaubhaft darzustellen. Optisch weicht er aber sehr von der Vorlage und zieht gegenüber seinem Vorgänger Tyler Mane („X-Men“) den kürzeren, der originalgetreuer rüberkam. Dafür kann er aber schauspielerisch gewaltig punkten, dies ist auch zwingend notwendig, ist Sabretooth ja diesmal auch ein richtiger Charakter mit mehr Tiefgang und kein wortloser Handlanger Magnetos. Die übrigen Darsteller wie Ryan Reynolds (Deadpool) erfüllen ihren Zweck, mehr nicht aber auch nicht weniger.

    Der Härtegrad ist, auch wenn die hierzulande erstmals in dem Franchise eingetroffene FSK 16-Wertung zuerst vermuten lässt, erstaunlich niedrig ausgefallen. In den USA hat der Film auch wie die Trilogie davor ebenfalls, die Einstufung PG-13. Die etwas höhere Einstufung dürfte nur an dem auffallenden Kollateralschaden herführen, und nicht an expliziterer Gewaltdarstellung. Der Film hält sich, gemessen an den Vorlagen, bewusst vor so was fern. Zwar wird hier geschossen und gekämpft was das Zeug hält (ob mit oder ohne Krallen), dieses gestaltet sich aber ziemlich blutarm und kommt auch nicht wirklich schmerzhaft rüber.

    *Fazit:* Letztendlich kann man den Film gemessen an den Erwartungen und der Vorlage(n), nur als ein Querschnitt und ein mehr oder weniger gelungenen Kompromiss bezeichnen. Kenner und Fans der X-Men-Trilogie deren Hintergrundwissen und Erwartungen sich nur darauf beschränken dürften mit Abstrichen zufrieden gestellt sein. Comicfans und Anhänger der Vorlagen werden leider auf eine Geduldsprobe gestellt. Aber auch als eigenständiger Film wird man bei diesem etwas unter 2 Stunden laufendem „Actionfilm“ mit Wolvie (und „mehr“ isses leider nicht) mit mindestens genauso viel Fragen auf der Strecke bleiben wie vor dem Film. Klar sollen Filme in erster Hinsicht auch unterhalten, was dieser zweifelsfrei auch tut, doch auch hier wird man leider das Gefühl nicht los das einfach viel mehr drin gewesen wäre!

    6/10
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    Infos
    Originaltitel:
    X-Men Origins: Wolverine
    Land:
    USA
    Jahr:
    2009
    Studio/Verleih:
    Seed Productions / 20th Century Fox
    Regie:
    Gavin Hood
    Produzent(en):
    Avi Arad, Hugh Jackman, Stan Lee, John Palermo, Lauren Shuler Donner
    Drehbuch:
    David Benioff
    Kamera:
    Donald McAlpine
    Musik:
    Harry Gregson-Williams
    Genre:
    Science-Fiction / Action / Comicverfilmung
    Darsteller:
    Hugh Jackman, Liev Schreiber, Danny Huston, Lynn Collins, Ryan Reynolds, Dominic Monaghan, Taylor Kitsch, Troye Mellet, Daniel Henney
    Inhalt:
    Als Prequel zu den drei X-Men Teilen erforscht der Film Wolverines brutale und romantische Vergangenheit, sowie seine komplexe Beziehung zu Victor Creed und dem ominösen Weapon X Programm, als auch seine Begegnungen mit anderen Mutanten.
    Laufzeit:
    106 Minuten
    FSK:
    ab 16 Jahren

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