Star Wars: Die letzten Jedi

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  • Einleitung


    Da ist er also, der sehnsüchtig erwartete neue Teil von Star Wars, Star Wars: Die letzten Jedi. Wurde im Vorfeld äußerst viel spekuliert, worum es genau gehen wird und was geschehen wird, und vor allem auch, ob Episode VIII eine Kopie von "Star Wars: Das Imperium schlägt zurück" sein wird, so lässt sich grundlegend eins vorabschicken: Rian Johnson hat viele Dinge in seinem Drehbuch, mit denen niemand gerechnet hätte. So, wie man sich den Film zuvor in etwa vorgestellt hat, ist er definitiv nicht. Es gibt viele Überraschungsmomente und deshalb hier der ausdrückliche Tipp an alle, die den Film noch nicht gesehen haben: Unbedingt Spoiler vermeiden. Und daher enthält die nachfolgende Kritik selbstverständlich auch keine Spoiler.






    Kritik


    Star Wars: Die letzten Jedi geht teilweise neue Wege und fühlt sich demnach auch besonders frisch an. Nachdem "Star Wars: Das Erwachen der Macht" zu einem großen Teil noch auf Nostalgie gesetzt hat, wird bei Die letzten Jedi mehr als deutlich, dass die Fackel nun endgültig an die neuen Charaktere weitergegeben wurde. Zwar gibt es immer noch viel Fanservice, und wie bekannt ist, sind auch viele bekannte Charaktere aus dem Star Wars-Universum noch mit dabei, aber sie wirken hier weniger zwanghaft platziert, sondern runden die Geschehnisse des Films perfekt ab.

    So kommt es, dass die Charaktere Rey, Finn und Poe im Mittelpunkt der Geschichte stehen und entsprechend mehr Screentime erhalten, als es die "alten Hasen" des Franchises tun. Und auch Kylo Rens eigene Geschichte wird hier wesentlich vorangetrieben. Von der alten Garde sind insbesondere Leia sowie ihr Bruder Luke Skywalker zu nennen, die wichtige Funktionen im Film erfüllen und auch relativ häufig zu sehen sind. Dennoch wirkt Star Wars: Die letzten Jedi durch den Fokus auf die neuen Charaktere viel eigenständiger und losgelöster von der Originaltrilogie.

    Im Vorfeld wurde nach Erscheinen der Trailer schon viel über die sogenannten Porgs spekuliert. Die einen bekamen Diabetes-Alarm, während die anderen befürchteten, dass Star Wars wieder kindgerechter wird und vermehrt auf niedliche Charaktere setzt, um das junge Publikum begeistern zu können. In der Tat sind die Porgs extrem knuffig und sorgen auch für den ein oder anderen Lacher in wirklich tollen Szenen, aber sie nehmen nicht zuviel Raum ein. Sie sind eher Beiwerk, wohldosiert, quasi als Sahnehäubchen der entsprechenden Szenen, wo sie auftauchen. Und das sind wirklich nicht viele. So können diejenigen auf ihre Kosten kommen, die die Porgs schon vorab liebgewonnen haben, und die Skeptiker werden von ihnen nicht genervt sein, sich vielleicht sogar doch noch in die Vögelchen verlieben.

    Aber nicht nur die Porgs sorgen für Witz in Star Wars: Die letzten Jedi, sondern gibt es einiges an Situationskomik. Der Humor ist dabei selten albern, sondern fast schon trocken und erwachsener, dazu an passenden Stellen gut im Film verstreut. In mindestens zwei Szenen sind die Lacher einer eigentlich naheliegenden Selbstironie geschuldet, die nach all den Jahren vielleicht auch einfach mal nötig war. Hut ab vor diesen Ideen!

    Während man also durchaus viel zu lachen hat, so gibt es noch viele weitere Emotionen, die der Film hervorruft. Lacht man in der einen Szene noch, so darf man einige Minuten danach weinen oder zumindest Pipi in den Augen haben. Dazwischen gibt es viel Spannung und häufige Überraschungen sowie auch einige Schrecksekunden. Man kann Star Wars: Die letzten Jedi daher durchaus als Achterbahn der Gefühle beschreiben.





    Dabei ist die Story des Films eigentlich nicht einmal sehr bedeutend, sondern sind es die vielen Schlüsselmomente, die den Handlungsbogen der Trilogie mitentscheiden. Dahingehend ähnelt Star Wars: Die letzten Jedi sehr "Das Imperium schlägt zurück", denn ist die Handlung selbst weniger tragend, ziemlich runtergeschraubt und fast schon etwas zu dünn, stellt sie die Weichen für das große Finale im Abschluss der jeweiligen Trilogie. Star Wars hatte zwar noch nie den Anspruch, hochkomplexe Storys mit Tiefgang zu präsentieren, sondern frönte vielmehr dem Eskapismus mit einer runden Story. Und es ist auch lobenswert, dass man bei Episode VIII wieder etwas bodenständiger wird und sich storytechnisch "verkleinert" hat, nichtsdestotrotz war die Gesamtstory nicht unbedingt die interessanteste. Manchmal bekam man den Eindruck, dass die Story nur um die wichtigen Szenen herumgeschrieben wurde und damit nur diesen Szenen sowie den daraus resultierenden Entwicklungen dient. Man hangelt sich zwar von Highlight zu Highlight, aber die anderen Filme fühlen sich wesentlich "voller" und "runder" in dieser Hinsicht an, während hier irgendetwas fehlte.

    Dafür muss man dem Film aber zugute halten, dass die Schlüsselszenen dafür umso wirkungsvoller und überraschender sind. Fast alles, was im Vorfeld spekuliert wurde, kann man getrost vergessen. Und das ist gut so, denn Star Wars entfernt sich damit einem eigentlich bekannten Schema, das man kannte und auch hier erwartet hatte. Damit fühlt sich der Film, wie bereits hinsichtlich der Charaktere auch aufgezeigt, ziemlich frisch an. Er ist nämlich - abgesehen von seiner Funktion und einigen ganz leichten Parallelen - keine Kopie von "Das Imperium schlägt zurück". Man geht einige neue Wege und es dürfte interessant werden, was uns inhaltlich in "Episode IX" erwarten wird, nachdem die Weichen nun gestellt sind.

    Zusätzlich gibt es aber auch ein bis zwei gesellschaftskritische Töne, die man von Star Wars eigentlich weniger gewohnt ist. Dies ist aber sehr mutig und funktioniert innerhalb des Films sehr gut und ist damit wieder ein Pluspunkt. Ob dies unbedingt notwendig gewesen wäre, muss jeder für sich entscheiden, aber da keine Moralkeule geschwungen wird und diese Kritik eigentlich nur kurz angerissen wird, sollte jeder damit klarkommen können. Auffällig ist es dennoch, weil es so untypisch ist.





    Positiv hervorzuheben ist auch die Regiearbeit von Rian Johnson: Es gibt viele epische Kameraeinstellungen, es gibt tolle Kamerafahrten, die insbesondere in Kampfszenen sehr organisch wirken und innovativ ins Auge fallen. Auch hier geht Star Wars: Die letzten Jedi neue Wege, man probiert visuell auch mal etwas neues, was dem Franchise eindeutig gut tut. Es ist sogar die beste Inszenierung eines Star Wars-Films, die man bislang gesehen hat.

    Passend zur tollen Inszenierung gibt es wieder einen Score von John Williams, der sich diesmal tatsächlich selbst übertroffen hat: Neben der passenden Einwebung mancher bekannter Töne des Originalscores gibt es auch viele neue Kompositionen, die manch Gänsehautmomente perfekt untermalen. Und dennoch hört man heraus, dass man einen Star Wars-Film schaut.

    Star Wars bedeutete auch immer exzellentes Sounddesign, es galt lange als Nonplusultra in diesem Gebiet. Star Wars: Die letzten Jedi kann dahingehend leider nicht so überzeugen, beziehungsweise bleibt der Film hinter den Erwartungen zurück: Tie Fighter waren nie so leise wie in diesem Film, und es ist möglich, dass dies an der zu lauten Musik oder an der grundsätzlichen Tonabmischung mit anderen Sounds liegt. Tie Fighter müssen dominant aufheulen, genauso wie Lichtschwerter laut brummen müssen. Es kann sein, dass der Ton in der Synchronfassung besser abgemischt ist, aber zumindest im Original konnte Episode VIII das Niveau einfach nicht halten. Sicherlich ist dies Meckern auf hohem Niveau, aber es war auffällig und jeder, der die typischen Sounds von Star Wars liebt, wird diese sicherlich ein wenig vermissen. Tie Fighter und auch die Lichtschwerter konnten ihre akustische Magie einfach nicht richtig entfalten, was schade ist.

    Im Gegensatz dazu konnten die visuellen Effekte gewohnt überzeugen. Hier gibt es eigentlich nichts, was zu beanstanden wäre: Seien es Schlachten im Weltraum oder aber Kreaturen aus einer weit, weit entfernten Galaxis: Es sieht real und gut aus.

    Abschließend noch einige Worte zu den Darstellern: Alle spielen ihre Rollen überzeugend, aber hervorheben muss man insbesondere Mark Hamill, der als Luke Skywalker zuvor nie interessanter und besser gespielt hat. Auch Carrie Fisher spielt besser den je, auch wenn jede Einstellung mit ihr schmerzhaft daran erinnert, dass sie nicht mehr unter uns weilt.

    Und auch wenn es nur eine kleinere Rolle ist, so gehört Benicio del Toro erwartungsgemäß zu den Darstellern, die richtig herausstechen. Abgedrehte Charakterrollen in Star Wars? Ja, gibt es! Sehr gut besetzt und absolut toll gespielt. Und auch Laura Dern zeigt in dem Film wieder einmal ihr Talent und vermag ihrem Charakter eine gewisse Tiefe zu verleihen.






    Fazit


    Star Wars: Die letzten Jedi ist ein Unterhaltungsfilm, dem die perfekte Balance zwischen Witz, Emotion, Spannung und Action gelingt. Er ist deutlich erwachsener und weniger verspielt als seine Vorgänger. Man könnte ihn in etwa mit "Rogue One: A Star Wars Story" vergleichen, allerdings mit mehr Star Wars-Feeling. Obschon er als emotionale Achterbahn sehr gut funktioniert, so gibt es einige Schwächen im Drehbuch, die dazu führen, dass sich der Film nicht ganz so rund und komplett wie die anderen Filme der Saga anfühlt.


    8/10

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    Infos
    Originaltitel:
    Star Wars: The Last Jedi
    Land:
    USA
    Jahr:
    2017
    Studio/Verleih:
    Disney/Lucasfilm
    Regie:
    Rian Johnson
    Produzent(en):
    Ram Bergman, Kathleen Kennedy
    Drehbuch:
    Rian Johnson
    Kamera:
    Steve Yedlin
    Musik:
    John Williams
    Genre:
    Fantasy, Abenteuer
    Darsteller:
    Mark Hamill, Carrie Fisher, Adam Driver, Daisy Ridley, John Boyega, Oscar Isaac, Lupita Nyong’o, Domhnall Gleeson, Anthony Daniels, Gwendoline Christie, Andy Serkis, Benicio del Toro, Laura Dern, Kelly Marie Tran
    Inhalt:
    Star Wars: The Last Jedi, Buch und Regie von Rian Johnson, setzt die Handlung von Star Wars: Das Erwachen der Macht rund um die Familie Skywalker fort.
    Start (DE):
    14. Dezember 2017
    Start (USA):
    15. Dezember 2017
    Laufzeit:
    152 Minuten
    FSK:
    ab 12 Jahren
    Links
    Webseite:
    http://disney.de/filme/star-wars-die-letzten-jedi

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