Greatest Showman

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  • Einleitung


    Nachdem der revolutionierende Showman P. T. Barnum bereits Gegenstand von einigen Werken in der Vergangenheit war, liegt das letzte Auftreten dieser Figur nun aber bereits Jahrzehnte zurück. Nach unter anderem Wallace Beery, Beau Bridges und Burt Lancaster folgt nun Hugh Jackman in der Rolle des Barnum. Jackmans charismatische Moderation der Acadamy Awards 2009 brachte Produzent Laurence Mark und Koautor Bill Condon auf die Idee einer Neuinterpretation des Stoffes mit dem sympathischen Wolverine-Darsteller.

    Als Regisseur konnte Hauptdarsteller Hugh Jackman den noch eher unbekannten Australier Michael Gracey gewinnen.

    Greatest Showman handelt vom Aufstieg und den damit verbundenen Hindernissen des einflussreichen und nachhaltigen Entertainers P. T. Barnum. Der Film erzählt, wie Barnum einem Traum nacheiferte und mit gesellschaftlich ausgegrenzten Individuen eine weltweite Sensation erarbeitete.


    © 2017 20th Century Fox

    Kritik


    Mit Greatest Showman liefert der Werbe- und Musikvideo-Regisseur Michael Gracey ein mehr als eindrucksvolles Spielfilmdebüt ab. Das Musical beginnt bereits mit einer unglaublichen Anfangssequenz durch dessen Optik und bombastische Musik die Aufmerksamkeit der Zuschauer gleich auf die Leinwand gebannt wird. Mit viel Energie führt so Gracey in seine Geschichte, die weniger eine historisch akkurate Biografie ist, als ein Film über Wunder, Träume und die Kraft der Individualität. Überraschender Weise kann der Filmemacher das immens hohe Level, was er sich durch die Eingangssequenz selbst als Maßstab setzt, halten. Es folgen traumhaft schöne Bilder, kraftvolle wie emotionale Songs, mitreißende Tanzchoreographien und ein unglaublich gut aufgelegtes Darstellerensemble. Letzteres wird von einem vor Energie strotzenden Hugh Jackman angeführt, der mit seiner Spielfreude und seinem Enthusiasmus seine Kollegen förmlich ansteckt. Man bekommt selten ein so lebendiges Schauspielkollektiv zu sehen, wie in Graceys Musical. Ob es Zac Efron ist, der eine seiner facettenreichsten und sympathischsten Darbietungen abliefert, eine unvergleichliche Keala Settle, die nicht nur gesanglich einem jeden Atem raubt, eine liebenswürdige Michelle Williams, die der ewige Ruhepol der Geschichte ist, bei dem man immer wieder ankommen kann, oder eine zauberhafte Zendaya, die über ihre starke Stimme hinaus vor allem physisch beeindrucken kann. Die beiden Disney-Stars Efron und Zendaya geben darüber hinaus ein wunderschönes Leinwandpaar ab und können gerade in ihrem gemeinsamen Duett „Rewrite the Stars“ für romantischen Zauber sorgen.

    Generell ist die facettenreiche Musik neben dem Ensemble das Herz des Werks. Zwischen rythmischen Sounds und emotionalen Melodien ertönen unglaublich gut geschriebene Texte, die hervorragend von den Darstellern performed werden. Hier sticht gerade das Duett zwischen Jackman und Efron heraus, in dessen Verlauf ein Handel zwischen den beiden abgeschlossen wird. Begleitet von Guitarrenklängen und angesiedelt in einer saloon-artigen Bar entsteht eine Atmosphäre ähnlich wie bei einem Western-Duell. Und gerade bei dieser Einlage wird deutlich, wie gut auch die Tänzer und Performer im Hintergrund sind. Der Barkeeper, der während des gesamten Stücks geschickt mit Gläsern hantiert und so eindrucksvoll die Auseinandersetzung von Jackman und Efron begleitet, zeugt von der extrem hohen Qualität der Artisten und Choreografen. Aber auch die große Klammer des Films, geformt von dem bereits oben erwähnten Eröffnungssong „The Greatest Show“, kann nicht nur akustisch überzeugen, sondern begeistert auch visuell enorm, in dem zwischen Lichteffekten, einem großen Ensemble und Pyrotechnik alles aufgefahren wird.
    Daneben glänzt der für den Golden Globe nominierte Act „This is Me“, der diese Wertschätzung mehr als verdient. So wird der von Keala Settles sensationeller Stimme und Energie getragene Song zum Zentrum des Gesehenen. Berührend, einnehmend und mit viel positiver Wucht vermittelt er das stolze Gefühl anders zu sein - speziell, individuell, besonders und sich nicht dafür schämen zu müssen.

    Eigentlich hätte jeder Song eine Erwähnung verdient, denn diese sind nicht nur ihrer selbst wegen in dem Musical vorhanden, was oft ein großer Schwachpunkt dieses Genres ist, sondern bringen stets die Handlung vorwärts und erzählen sehr viel über die Figuren, die diese interpretieren. So bekommt man, auch wenn einem nicht von jeder Figur die Hintergrundgeschichte zuteil wird, durch die musikalischen Einlagen unaufhörlich ein einprägsames Gefühl für die Charaktere und deren Gefühlsleben.

    Die für ihre Arbeit am Musical La La Land mit dem Acadamy Award ausgezeichneten Liedschreiber Benj Pasek und Justin Paul kreieren mit ihren Songs stets eine eigene Welt, wodurch sie den Zuschauer immer wieder mit auf eine fantastische Reise nehmen.


    © 2017 20th Century Fox

    Graceys Film trifft den Geist von P. T. Barnum hervorragend und das obwohl man sich nur an Eckpunkten von seinem Leben entlanghangelt. Dazwischen wird sich viel künstlerischer Freiraum genommen und man erkennt schnell, dass in diesem Werk der Fokus nicht auf eine korrekte Wiedergabe der Geschehnisse oder der Person Barnums liegt, sondern viel mehr einen Ort zu kreieren, der dem Zuschauer eine zauberhafte Flucht aus dem Alltag gewährt. Somit wird dem Künstler, der als Begründer des Showbusiness gilt, wahrscheinlich das Musical eher gerecht, als jede noch so gut recherchierte Biografie. Denn so war es doch stets Barnums Bestreben die Menschen zu unterhalten und ihnen eine Auszeit von ihrem Leben zu bieten. Und das gelingt Barcey mit seinem Kunstwerk in Perfektion. Somit ist eigentlich ab der ersten Minute klar, dass man eine Show dargeboten bekommt, die die positiven Aspekte und Werte des P. T. Barnum und seines Schaffens herausstellt, um genau das zu zelebrieren, was am Showbusiness so wundervoll ist. Menschen eine Chance zu geben, die mit ihren Talenten woanders wenig Möglichkeiten bekommen. Eine Welt zu erschaffen, die einem die Sorgen des alltäglichen Lebens vergessen macht. Mut zur Individualität zu haben. Und vor allem deutlich zu machen, dass auch Außenseiter nur Menschen sind. So erzählt Greatest Showman von Gleichheit, Respekt, Glaube an sich selbst, Träumen, Willen und der Kraft das zu erreichen, was man sich am meisten wünscht. Werte, die nie an Aktualität verloren haben. Und folglich ist P. T. Barnums Leben ein großartiger und zeitloser Ausgangspunkt, um uns genau diese Aspekte näher zu bringen.

    Mit der zeitlosen Inszenierung von Regisseur Garcey und die von aktuellen Pop-Klängen inspirierte Musik, wird die Geschichte leicht greifbar für den Zuschauer und verbindet geschickt Barnums Zeitperiode mit der unseren.

    Neben der Musik, Choreografie und der Inszenierung sind die Arbeiten von Kostümdesignerin Ellen Mirojnick und dem für Abbitte und Anna Karenina oscarnominierten Kameramann Seamus McGarvey mehr als erwähnenswert. Die exzellente Ausführung der Aufgabenbereiche beider Parteien, sorgt für unvergessliche Bilder und eine bemerkenswerte Atmosphäre.


    © 2017 20th Century Fox

    Bei all dem Lob, steht das Werk von Regieneuentdeckung Michael Gracey trotzdem leider nicht ohne Schwächen da. Vor allem trüben die dürftigen Computereffekte ab und an die traumhaften Bilder. Glücklicherweise bekommt man mit Greatest Showman kein CGI-Effektgewitter geboten, wodurch es nur vereinzelte Sequenzen sind, die durch den mäßigen Einsatz der am Rechner generierten Konstrukte abgeschwächt werden. Allerdings leidet vor allem die Schlussszene mit all ihren animierten Tieren stark darunter, was sehr schade ist. Schließlich ist das Gefühl am Ende meist das einprägsamste.

    Darüber hinaus kann man der Geschichte ihre Vorhersehbarkeit und oft fast fehlerfreien Figuren vorwerfen. Und tatsächlich schleicht sich mit dem obligatorischen Fall des P. T. Barnum eine kleine Länge ein, doch wird sie spätestens mit der reflektierenden und sehr starken Nummer "From Now on" wieder aufgewertet.
    Somit kann man sich fragen, ob die minimale Länge und die aufrichtigen Figuren tatsächlich einen nennenswerten negativen Einfluss auf den Film nehmen, denn dieser ist durch seine kompakte, gut neunzig Minuten Laufzeit mit Ausnahme der kurzen eben erwähnten Zeitspanne stets aufregend und vor allem sehr lebendig. Die Figuren sind durchweg sympathisch und man fühlt mit ihnen ausnahmslos mit, wodurch Graceys Musical in erster Linie emotional mitreißend ist.

    © 2017 20th Century Fox

    Greatest Showman ist eine Offenbarung für Augen und Ohren, dessen große Mühe und Liebe zur Geschichte und deren Werte man in jeder Sekunde mit jeder Faser seines Körpers spürt. Denn trotz der atemberaubenden Schauwerte, ist Graceys Debütfilm in seiner Schönheit vor allem eins - unglaublich berührend.


    Fazit


    Michael Gracey ist ein nahezu perfekter Feelgood-Movie gelungen, dessen Kraft und lobenswerten Aussagen über Individualität, Zusammenhalt und Träume einen unweigerlich mitreißen. Visuell und akustisch ist Greatest Showman ein wundervolles Spektakel, was durch die kraftvollen Songs, die atemberaubenden Choreografien und die starken Darsteller zu etwas ganz Besonderem gemacht wird. Ein Werk, dass vor Kitsch nicht zurückschreckt und Filmmagie in all seinen Facetten zelebriert.


    9/10
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    Infos
    Originaltitel:
    The Greatest Showman
    Land:
    USA
    Jahr:
    2017
    Studio/Verleih:
    20th Century Fox
    Regie:
    Michael Gracey
    Produzent(en):
    Peter Chernin, Laurence Mark, James Mangold, Jenno Topping
    Drehbuch:
    Bill Condon, Jenny Bicks
    Kamera:
    Seamus McGarvey
    Musik:
    John Debney, Joseph Trapanese, Benj Pasek (Songs), Justin Paul (Songs)
    Genre:
    Musical, Drama
    Darsteller:
    Hugh Jackman, Zac Efron, Zendaya, Keala Settle, Rebecca Ferguson, Michelle Williams
    Inhalt:
    Greatest Showman handelt vom Aufstieg und den damit verbundenen Hindernissen des einflussreichen und nachhaltigen Entertainers P. T. Barnum. Der Film erzählt, wie Barnum einem Traum nacheiferte und mit gesellschaftlich ausgegrenzten Individuen eine weltweite Sensation erarbeitete.
    Start (DE):
    04.01.2018
    Start (USA):
    20.12.2017
    Laufzeit:
    95 Minuten
    FSK:
    ab 6 Jahren

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