All I See Is You

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  • Einleitung


    Nach sechzehn Jahren inszenierte World War Z-Regisseur Marc Forster mit All I See Is You erstmals wieder einen Langfilm nach eigenem Drehbuch. Als Autor bekam er allerdings von Sean Conway (Ray Donovan) Unterstützung. All I See Is You dreht sich um die erblindete Gina, die nach einer Augentransplantation ihr Sehvermögen zumindest auf einem Auge zurückerlangt. Doch mit dem wiederkehrenden Augenlicht beginnt Gina sich zu verändern, womit vor allem ihr Ehemann zu kämpfen hat. Nach und nach beginnt das Paar ihre Beziehung und ihre Liebe zueinander zu hinterfragen.

    Für die Hauptrollen konnte Regisseur Forster The Shallows-Star Blake Lively und Jason Clarke (Planet der Affen: Revolution) gewinnen. Unterstützt werden die beiden von unter anderem Yvonne Strahovski (Dexter), Wes Chatham (The Expanse) und Danny Huston (Wonder Woman).

    © 2018 Universum Film GmbH


    Kritik


    Schon in den ersten Minuten wird deutlich, dass All I See Is You vor allem visuell beeindruckend ist. Gekonnt finden Kameramann Matthias Koenigswieser und Regisseur Marc Forster bemerkenswerte Bilder und spannende Kameraeinstellungen, um das Innenleben der Hauptfigur Gina zu zeigen. So bekommt man einen faszinierenden Eindruck, wie sie die Welt um sich herum wahrnimmt. Das Sounddesign ergänzt die Bilder effektiv, wodurch diese oftmals in ihrem Ausdruck noch verstärkt werden.

    Dramaturgisch wurde ein anspruchsvolles Thema gewählt. Blake Lively verkörpert die etwas verlorene Seele gut und kann auch die Veränderungen ihrer Figur nach dem Wiedererlangen des Augenlichts zum größten Teil glaubhaft darstellen. Leider strauchelt das Werk allerdings bei dem Zusammenspiel von Lively und Leinwandpartner Jason Clarke. Zwischen ihnen herrscht keinerlei Chemie und auch optisch funktionieren die beiden Darsteller als Paar einfach nicht. Folglich kommt die emotionale Wucht, die die Grundsituation und die folgenden Veränderungen Ginas mit sich bringt, nicht zur Geltung. Generell agiert Clarke viel zu reserviert, wodurch seine emotionale Diskrepanz stets oberflächlich bleibt. Die Inszenierung, die sich bei der Darstellung des Innenlebens ganz auf die Protagonistin konzentriert, schafft es somit nicht diese Schwäche aufzufangen. Dafür bekommt man stets ein gutes Gefühl für die Hauptfigur, auch ohne große Erklärungen, auf die das Drehbuch erfrischend verzichtet. Vieles erklärt sich durch die Bildersprache und auch Ginas Veränderungen werden glaubhaft und durchweg einfallsreich bebildert, auch wenn ein wenig zu häufig auf die Point-of-View-Einstellung zurückgegriffen wird.
    Ihr Drang nach sexueller Befreiung begründet sich nachvollziehbar in ihrer zunehmenden Selbstwahrnehmung, wodurch sie mehr und mehr Selbstvertrauen gewinnt. Überraschend freizügig wird diese Etappe optisch umgesetzt.

    © 2018 Universum Film GmbH


    Bei all dem Lob bezüglich der visuellen Kraft von All I See Is You muss man aber auch erwähnen, dass durch die kühlen Bilder, die Farben, die Gina nach dem Wiedererlangen der Sehkraft so genießt, kaum zur Geltung kommen. Somit überträgt sich ihre Euphorie nur bedingt auf den Zuschauer. Ähnlich unvorteilhaft wirken die unterkühlten Bilder bei den sexuellen Darstellungen, die dadurch wenig sinnlich oder gar erotisch wirken.

    Zwar werden viele spannende Themen angesprochen und auch optisch meist aufregend umgesetzt, doch zeichnet sich bei der Dramaturgie die größte Schwäche des Films ab. Denn so richtig scheint der Regisseur nicht zu wissen, wohin er möchte. Die Handlung bewegt sich bis zu den letzten etwa zwanzig Minuten im Bereich Drama, die Inszenierung vermittelt zum größten Teil einen Thriller und die sexuellen Einschübe kreieren ein Gefühl eines Erotikfilms. Doch so richtig bedient das Werk keines der Themen. Für einen Thriller ist All I See Is You schlicht nicht brisant und spannend genug, für ein Drama fehlt die emotionale Kraft und für die Erotik durch die kalten Bilder die Erotik. Folglich ist Forsters Werk zwar stets schön anzusehen und bietet mit Bangkok und Spanien einige spannende und unverbrauchte Locations, allerdings weiß man durchweg nicht so richtig, was hier eigentlich erzählt werden soll.

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    Die schönen Melodien von Komponist Marc Streitenfeld können die großartigen Bilder noch zusätzlich unterstreichen, wodurch einige dramaturgische Schwächen kaschiert werden. Allerdings bleibt am Ende trotzdem ein zu unentschlossenes Werk, dass den Zuschauer auf eine Reise mitnimmt, bei der aber niemand so richtig zu wissen scheint, wohin eigentlich. Eine gewisse visuelle Faszination kann man All I See Is You nicht absprechen und auch Hauptdarstellerin Blake Lively bietet eine gute Performance. Aber das kann alles nur bedingt über die Schwächen hinwegtäuschen.


    Fazit


    Eine dramaturgisch klarere Linie hätte All I See Is You zu einem bemerkenswerten und seltenen Werk werden lassen können. Durch die fehlende Chemie der Hauptdarsteller und die unentschlossene Inszenierung kommt die mögliche Kraft des Films leider abhanden. Die visuell eindrucksvolle und besondere Umsetzung weiß allerdings durchweg zu faszinieren.


    5/10

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    Infos
    Originaltitel:
    All I See Is You
    Land:
    USA / Thailand / Spanien
    Jahr:
    2016
    Studio/Verleih:
    Open Road / Universum Film
    Regie:
    Marc Forster
    Produzent(en):
    Marc Forster, Ron Perlman, Renee Wolfe, Brian Wilkins
    Drehbuch:
    Marc Forster, Sean Conway
    Kamera:
    Matthias Koenigswieser
    Musik:
    Marc Streitenfeld
    Genre:
    Drama, Thriller, Erotik
    Darsteller:
    Blake Lively, Jason Clarke, Danny Huston, Yvonne Strahovski, Wes Chatham
    Inhalt:
    "All I See Is You" dreht sich um die erblindete Gina, die nach einer Augentransplantation ihr Sehvermögen zumindest auf einem Auge zurückerlangt. Doch mit dem wiederkehrenden Augenlicht beginnt Gina sich zu verändern, womit vor allem ihr Ehemann zu kämpfen hat. Nach und nach beginnt das Paar ihre Beziehung und ihre Liebe zueinander zu hinterfragen.
    Start (DE):
    20.04.2018 (Heimkino)
    Start (USA):
    27.10.2017
    Laufzeit:
    110 Minuten
    FSK:
    ab 16 Jahren
    Links
    Webseite:
    https://www.universumfilm.de/filme/148863/all-i-see-is-you.html

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