Übersicht
Einleitung
Was tun, wenn man auf hoher See in Not gerät und weit und breit keine Hilfe in Sicht ist? Dieser Frage geht Baltasar Kormákur in seinem neuen Film Die Farbe des Horizonts nach. Mit "Everest" konnte er im Jahr 2015 in diesem Genre schon Erfahrung sammeln, doch wie schlägt er sich, wenn sich das Szenario von der eisigen Verzweiflung in die nasse Einsamkeit verschiebt?
Das frisch verliebte Paar Tami Oldham und Richard Sharp machen sich für ein befreundetes Pärchen mit deren Segelboot auf den Weg von Tahiti nach Kalifornien, wobei sie in einen gigantischen Sturm geraten und mehrere hundert Meilen vom Kurs abkommen und fernab von rettenden Handelsrouten nun ihren Weg irgendwie zurück an Land finden müssen.
Kritik
Solche Filme wie eben Die Farbe des Horizonts sind für Schauspieler ideal dafür geeignet ihr ganzes Können zu zeigen, da sie hier oft völlig alleine vor der Kamera stehen. Und für Regisseure sind solche Filme ideal um zu zeigen, dass sie mit möglichst wenigen Mitteln einen atmosphärisch starken und vor allem interessanten Film schaffen können. So ganz gelingen will hier aber leider beides nicht.
Vor allem Shailene Woodley, die in dem kleinen HBO-Drama "Big Little Lies" bewiesen hat, was alles in ihr steckt, wenn man das schlummernde Potential nur weckt, enttäuscht hier ziemlich. Die einsame, völlig verzweifelte Gestrandete, die nichts, außer ihrem schwer verletzten Freund und ein paar Dosen Sardinen zur Verfügung hat, nimmt man ihr über die meiste Zeit des Films nicht komplett ab. In weiten Teilen wirkt ihr Spiel entweder völlig gelangweilt, oder aber so übers Ziel hinaus, dass man als Zuschauer in die Versuchung kommt zu denken, ihre Figur würde diese Situation überhaupt nicht ernst nehmen. Und damit sind nicht die Szenen gemeint, in denen sie natürlich völlig verzweifelt ist und überzuschnappen droht, hier passt dieses Spiel, im Rest der Szenen allerdings nicht. Vor allem dann nicht, wenn mal ein emotionaler Moment kommt, der ihr tiefstes Inneres beschreiben soll – dann aber in der Überzeichnung unterzugehen droht.Gleiches gilt auch für ihren Co-Star Sam Claflin, der meistens nicht weiß, wie er seiner Figur Ausdruck verleihen soll, so dass sich hier ebenfalls ein wildes Durcheinander unterschiedlicher Eindrücke ergibt, die eigentlich gezielter eingesetzt werden sollten.
Dies alles kann aber auch darauf zurückzuführen sein, dass Regisseur Kormákur anscheinend nicht so recht wusste, in welche Richtung er mit seinem Film wollte. Ein Liebesdrama zwischen zwei jungen Menschen? Ein Seenot-Drama? Ein Survival-Thriller einer jungen Frau? Alles zusammen? Oder doch hauptsächlich eine Liebesgeschichte, die zu keiner Zeit so recht zu funktionieren mag, aber dennoch die meiste Laufzeit einnimmt? Egal was es am Ende sein sollte, herausgekommen ist dabei jedenfalls nichts Halbes und nichts Ganzes. Befindet sich der Film dann gerade doch mal an einer eigentlich interessanten Stelle, dann wird das recht schnell wieder in die Liebesecke zurückgelenkt, und verschiebt das Augenmerk vom eigentlich interessanten Thema der schiffbrüchigen jungen Frau auf die weitestgehend uninteressante, kitschige Liebesgeschichte.
Fazit
Da Die Farbe des Horizonts weder das eine, noch das andere so richtig liefert, pendelt der Film sich irgendwie im Mittelmaß ein, da man nach der recht kurzen Laufzeit von 96 Minuten den Film weder besonders gut, noch besonders schlecht finden kann. Er existiert einfach. Was für einen Film ein eigentlich vernichtendes Urteil ist.
5/10
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