Straight Outta Compton

Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklärst du dich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

  • Einleitung


    Manchmal gibt es diese Filme, die man so gar nicht auf dem Schirm hatte. Straight Outta Compton ist da auch so ein Fall. Wer sich weder mit den N.W.A, noch mit Hip Hop aus den 90ern auskennt, geschweige denn jemals was von Dr. Dre gehört haben sollte, dem wird der Filmtitel, der übrigens den gleichen Namen trägt wie das erste Studioalbum der N.W.A, nichts sagen und auch niemanden hinter'm Ofen hervorlocken. Die Laufzeit von stolzen 147 Minuten dürfte dann wohl auch den letzten (Un-)Interessierten abschrecken. Doch was steckt hinter dieser Biografie und kann man sich den Film auch dann bedenkenlos ansehen, wenn man mit Hip Hop so rein gar nichts am Hut hat?



    Kritik


    Regisseur F. Gary Gray hat sich von Beginn an mit der Einführung der Figuren viel Zeit gelassen. Das erklärt dann auch die enorme Laufzeit des Films, die aber zu keinem Zeitpunkt langweilig wird. Das liegt zum einen an den Geschichten rund um die N.W.A, zum anderen aber auch an den Darstellern, die eine mehr als gute Leistung darbieten. Beim Casting hat man sich aber auch optisch alle Mühe gegeben: Rapper Ice Cube wird beispielsweise von seinem eigenen Sohn O'Shea Jackson Jr. verkörpert. Einzig und allein Keith Stanfield sieht seinem Pendant Snoop Dogg keineswegs ähnlich, aber hierbei handelt es sich auch um ein echtes Unikat. Das tut Straight Outta Compton aber absolut keinen Abbruch, denn der Auftritt des schlanken Rappers fällt nur minimal aus.

    Weit ausführlicher wird die Geschichte der N.W.A mit Bedacht, aber auch sehr ausführlich erzählt. Dabei ereignen sich so viele Dinge, dass einem beim Zusehen nie wirklich langweilig wird. Gegen Ende spürt man vielleicht kurz die erste kleine Länge des Films, aber die verfliegt auch schnell wieder, weil man dann jedoch relativ zügig zum Ende kommt. Der Weg bis dahin ist unterhaltsam, intensiv und vor allem authentisch. Viele Filme über irgendwelche Gangster neigen dazu, mega cool zu wirken und überdrehen dabei gnadenlos. Straight Outta Compton hingegen ist sehr bodenständig. Es gibt zwar Auseinandersetzungen und es werden auch mal Waffen gezückt. Das steht aber keineswegs im Vordergrund. Vielmehr möchte man hier die Entstehung und Auflösung der N.W.A beleuchten, macht aber auch vor persönlichen Schicksalen nicht halt. Die sind leider nicht ganz so emotional, wie sie vielleicht hätten sein können. Aber das fällt nicht so negativ ins Gewicht wie die Tatsache, dass das Album "Straight Outta Compton" eine riesige Resonanz erfuhr und hieraus Konflikte entstanden, auf die aber nicht großräumig eingegangen wird. Man sieht zwar in den Nachrichten Aufstände in einzelnen Stadtvierteln, aber sie werden eben auch fast nur am Rande erwähnt. Immerhin konzentriert man sich zu Teilen auf die Problematik mit der örtlichen Polizei. Die Polizeigewalt, die die Rapper erfahren, spielt in Straight Outta Compton eine Rolle, gesellschaftliche Auswirkungen werden jedoch nur angekratzt. Dass der Rapper Eazy-E sieben Kinder mit sechs verschiedenen Frauen hatte, kommt leider ebenfalls nicht zur Geltung. Was wir damit sagen wollen: Es wäre durchaus mehr Potenzial vorhanden gewesen, aber man muss auch fairerweise die Frage stellen, wo das alles noch hätte Platz finden sollen. F. Gary Gray hätte die Geschichte auch noch viel weiter erzählen können, macht nach dem Ende der N.W.A aber einen Cut. Es wird zwar nochmal auf die Erfolge von Dr. Dre & Co. hingewiesen, mehr gab es aus seiner Sicht aber nicht zu sagen. Das ist auch gut so, denn auch hier wäre der Film vielleicht nur unnötig aufgebläht worden und man hätte sogar noch hier und dort etwas kürzen müssen, um keinen Film im Ausmaße eines "Herr der Ringe" zu produzieren.


    Die Mischung zwischen Drama und Musik ist in Straight Outta Compton sehr gut gelungen. Die Hip-Hop-Klänge passen natürlich zum Geschehen und hören sich dabei äußerst angenehem an, erstaunlicherweise auch für diejenigen, die mit Hip Hop bisher nicht so viel anfangen konnten. Vielleicht liegt es daran, dass sogar die Texte authentisch sind und sich nicht mit heutigen, zum Teil leider Möchtegern krassen Gangster-Versen vergleichen lassen. Die Zeilen spiegeln vielmehr echte Erlebnisse und Gefühle der Rapper wider. Sprachlich muss man an dieser Stelle auch gleich mal zur englischen Originalfassung raten, da eine deutsche Synchronisation dem Film etwas an Flair nehmen könnte. Angst, wegen eines Slangs nichts zu verstehen, kann dem Zuschauer an dieser Stelle bedenkenlos genommen werden.

    Fazit


    Dr. Dre hat mit wenig viel erreicht - und genau so ergeht es auch Straight Outta Compton. Die eher unbekannten Darsteller reißen den Zuschauer mit, der Regisseur legt großen Wert auf Authentizität und der Hip Hop passt perfekt zum Film - schließlich geht es hier um die N.W.A! Aber selbst wenn man nichts mit dieser Musikrichtung anfangen kann, sollte man sich den Film unbedingt ansehen, denn er bietet viel mehr als nur Rap: eine interessante Biografie mit Auswirkungen auf die Gesellschaft. Freunde des Hip Hops und des Dramas sind hier bestens aufgehoben.

    :stern: :stern: :stern: :stern: :stern: :stern: :stern: :stern: :halbstern: :stern2:
    Bewertung: 8,5/10
    Infos
    Originaltitel:
    Straight Outta Compton
    Land:
    USA
    Jahr:
    2015
    Studio/Verleih:
    Universal Pictures
    Regie:
    F. Gary Gray
    Produzent(en):
    Matt Alvarez, Scott Bernstein, Ice Cube, Dr. Dre, David Engel, F. Gary Gray, Bill Straus, Tomica Woods-Wright
    Drehbuch:
    Jonathan Herman, Andrea Berloff
    Kamera:
    Matthew Libatique
    Musik:
    Joseph Trapanese
    Genre:
    Biografie, Drama, Musik
    Darsteller:
    O'Shea Jackson Jr., Corey Hawkins, Jason Mitchell, Paul Giamatti, Neil Brown Jr., Aldis Hodge, Marlon Yates Jr., R. Marcos Taylor, Carra Patterson, Alexandra Shipp
    Inhalt:
    Mitte der 80er Jahre ist Compton, gelegen am Stadtrand von L.A., einer der gefährlichsten Orte der USA. Der Konflikt zwischen den rivalisierenden Gangs eskaliert zunehmend, der Handel mit Crack gehört zum Alltag und fast täglich sterben junge Afroamerikaner in den Straßen. Das als rassistisch bekannte Los Angeles Police Department greift hart durch und die Gewaltspirale dreht sich unaufhörlich weiter. Eine Thematik, die erschreckender Weise bis heute nichts an Aktualität verloren hat.

    Die Hauptstadt der Gangs mit der höchsten Kriminalitätsrate des Landes prägt fünf junge Männer nachhaltig. Sie beginnen, ihre bitteren Erfahrungen in radikal ehrlicher Musik zu verarbeiten. In ihren Texten rebellieren sie gegen den brutalen Alltag, die Polizeiwillkür und ihre scheinbar aussichtslose Lage. Mit dem Album Straight Outta Compton geben N.W.A. (Niggaz Wit Attitudes) einer unterdrückten Generation eine explosive Stimme und einen neuen Sound, die das Land und die gesamte Musikindustrie bis heute nachhaltig aufmischen.

    Der Film “Straight Outta Compton” erzählt die kontroverse Geschichte des kometenhaften Aufstiegs der „World’s Most Dangerous Group“. Während Dr.Dre im Viertel als Genie an den Turntables bekannt ist und Ice Cube dabei ist sich als herausragender Texter einen Namen zu machen, ist es doch der Kleinkriminelle Eazy-E, der mit Ambition, Street-Credibility und fragwürdigem Startkapital den eigentlichen Startschuss für N.W.A. gibt. Der Musikmanager Jerry Heller (Paul Giamatti) erkennt schon früh das gigantische Potential, nimmt die jungen Musiker unter seine Fittiche und gibt ihnen die Chance, ihre Message in alle Landesteile zu tragen. Als Straight Outta Compton die Charts stürmt, dauert es nicht lange, bis die ersten Streitereien um die Aufteilung der verdienten Millionen einsetzen. Schon kurze Zeit nach ihrem Aufstieg wandelt sich die Freundschaft der drei Rapper in knallharte Konkurrenz, die nicht nur am Mikrofon ausgetragen wird...
    Start (DE):
    27. August 2015
    Start (USA):
    14. August 2015
    Laufzeit:
    147 Minuten
    FSK:
    noch nicht geprüft
    Links
    Webseite:
    http://www.straightouttacompton.de/

    39.680 mal gelesen