The Darkest Minds - Die Überlebenden

Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklärst du dich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

  • Einleitung


    Dystopien sind immer noch angesagt. Insbesondere in den letzten Jahren gab es einige in den Kinos zu sehen, viele davon waren Adaptionen von Romanen aus dem Jugendbuch-Bereich, so beispielsweise "Die Tribute von Panem" oder "Die Bestimmung".

    Auch The Darkest Minds wurde zunächst als Roman veröffentlicht; die Geschichte von Alexandra Bracken wurde erstmals 2012 veröffentlicht. Seitdem folgten vier weitere Bände. Insbesondere die Tatsache, dass die Geschichte noch nicht ganz abgeschlossen ist, macht den Roman für ein Filmstudio attraktiv, schließlich kann man bei Erfolg direkt Sequels hinterherschieben. Und insbesondere beim Einspielergebnis von "Die Tribute von Panem" hatte man bei '20th Century Fox' sicherlich gehofft, einen ähnlichen Erfolg einfahren zu können.

    In der Tat klingt The Darkest Minds vielversprechend: Teenager beginnen, mysteriöse Kräfte zu entwickeln, die den Erwachsenen jedoch Angst machen. In Folge dessen werden die Kinder und Jugendlichen in Camps inhaftiert, doch diese sehnen sich nach Freiheit. Das klingt ein wenig nach "X-Men", könnte aber noch wesentlich kritischer hinsichtlich des Themas "Angst vor dem Unbekannten" sein. Und wenn man dann noch bedenkt, dass Dan Cohen ("Stranger Things", "Arrival"), Dan Levine ("Arrival") und Shawn Levy ("Stranger Things", "Arrival") im Produzententeam sitzen, wächst der Optimismus bezüglich The Darkest Minds an. Doch kann der Film halten, was er verspricht? Dies untersuchen wir in den folgenden Absätzen.





    Kritik


    Eine Dystopie entwirft ein zukunftspessimistisches Szenario von einer Gesellschaft und nutzt dieses, um auf gegenwärtige Missstände in der Gesellschaft hinzudeuten und vor diesen zu warnen. Viele Dystopien sind daher auch gleichzeitig im Genre der Science Fiction angesiedelt, die insbesondere zur Aufgabe hat, auf bedrohliche Entwicklungen hinzudeuten. Damit ist die Gesellschaftskritik ein großes Thema der Dystopie.

    The Darkest Minds beinhaltet zwar grundlegend einige Themen, die der Gesellschaftskritik zuordenbar sein können, allerdings werden diese Punkte so oberflächlich abgearbeitet, dass von einer Dystopie nicht mehr viel übrig bleibt. Dies ist dahingehend schade, denn die Story liefert eigentlich zahlreiche Steilvorlagen: Die Camps erinnern an die Konzentrationslager der Nazis, die Angst vor den Jugendlichen ist ebenfalls einfach da. Eine gewisse Tiefe hätte das Thema der Xenophobie wesentlich besser beleuchten können, hier jedoch wird die Tatsache, dass Erwachsene vor den Fähigkeiten der Kinder und Jugendlichen Angst haben, einfach hingenommen. Sie ist in der Tiefe noch nicht einmal nachvollziehbar, sind die ängstlichen Erwachsenen einfach nur plump und stereotyp gezeichnet. Auch die vermeintliche Lösung am Ende ist keine, die auf die heutige Gesellschaft übertragen werden kann. Denn das Kernproblem, nämlich die übersinnlichen Kräfte, gegen die ängstlichen einzusetzen, sollte nicht wirklich eine logische und humanistische Lösung sein. Hier hat man sich vermutlich zu stark am Konzept des "Widerstands" orientiert, welcher in "Die Tribute von Panem" durchaus passend und angebracht erscheint, in einer Welt wie The Darkest Minds jedoch äußerst kontraproduktiv wirkt. Zudem stellt sich die Frage, wieso man sich erst überhaupt unterdrücken und zum Teil auch töten lässt, wenn man doch über teils so extreme und auch wirklich gefährliche Kräfte verfügt. Leider ist dies nicht das einzige Plothole, das The Darkest Minds zu bieten hat. Die Adresse von geheimen Orten öffentlich abrufbar? Ach, kein Problem, da ist es bestimmt sicher.

    So stellt sich leider die Frage: Was will der Film einem eigentlich sagen?

    Es ist legitim, wenn "X-Men", "Panem", "Maze Runner" und einige weitere Dystopien plus Teenagerliebesgeschichte in einen Topf geworfen werden, um etwas Neues zu schaffen. Doch muss man es hier auch schaffen, sich eindeutig abzugrenzen, damit der Brei selbstständig existieren kann. Wenn der Brei einfach nur Brei bleibt, dann stellt sich schon die Frage, was das nun alles soll.

    Leider ist das World Building jedoch so mieserabel, dass jeder Ansatz von Tiefe oder Abgrenzung zu anderen Dystopien im Keim erstickt werden. Es hätte da noch einige Fragen gegeben, die The Darkest Minds durchaus interessant gemacht hätten, allerdings wurden diese am Ende einfach ignoriert. Es ist möglich, dass dies in der Romanvorlage wesentlich besser funktioniert.

    Gut, wird manch einer sagen, vielleicht hat The Darkest Minds ja gar nicht den Anspruch, Gesellschaftskritik zu üben, sondern vielleicht möchte der Film auch einfach nur unterhalten. Schließlich ist es immer noch die Verfilmung eines Jugendromans. Ja, aber auch im YA-Romanbereich gibt es tiefgründigere Bücher, die mit intelligenten Dialogen und Geschichten überzeugen. Gerade die Dialoge in The Darkest Minds sind teilweise einfach nur zum Fremdschämen. Entweder, die Macher gingen davon aus, dass das Publikum etwas dumm ist, so dass gewisse offensichtliche Entwicklungen nochmal betont wiederholt werden, oder aber man konnte es nicht besser. Doch nicht nur die Dialoge waren zum Haareraufen, sondern auch die Charakterzeichnung: Hier setzte man auf 08/15-Stereotype, die zum Teil sogar so überspitzt sind, dass sie schon fast als Parodie auf sich selbst durchgehen könnten, insbesondere der von Wade Williams gespielte Charakter des Captains fällt besonders negativ auf. Hintergründe erhalten die Charaktere so gut wie keine, selbst Hauptcharakter Ruby wird nur auf ihr Erlebnis mit ihren Eltern in ihrer Kindheit reduziert. Wer die anderen sind? Och, alles halb so wild, interessiert nicht, hauptsache, sie sind nett.





    Immerhin muss man der Vierergruppe, zugute halten, dass die Chemie stimmt. Auch wenn die Konstellation der Gruppe genauso stereotyp ist wie die Zeichnung der einzelnen Charaktere (der coole Typ ist der "Anführer", dann noch den afroamerikanischen Nerd, ein asiatisches, kleines Mädchen, und eben Ruby), so funktioniert sie im Zusammenspiel. Leider wird sehr schnell klar, wohin sich die Konstellation bewegen wird, und welche Auswirkungen dies auf die Gruppe später im Film haben wird.

    Sind viele Elemente des Films vorhersehbar, so gibt es aber auch einige Dinge, die man so nicht kommen sah. Damit sind nicht unbedingt die 08/15-Twists gemeint, die die Richtung des Films dann doch wieder in eine andere Richtung lenken (und auch hier wieder die Frage: Was soll uns dies sagen?), sondern vielmehr unnachvollziehbare Aktionen der Charaktere. Insbesondere Ruby agiert an zwei Stellen des Films absolut nicht nachvollziehbar. Hier wäre auch mehr Tiefe des Charakters notwendig gewesen, um zu verstehen, wieso und weshalb sie das nun so macht, wie sie es macht. Klar, es bringt die Handlung vorwärts, aber sonst sind diese beiden Entscheidungen vollkommen sinnlos.

    Nach dem vielen Gemecker aber dann doch noch was Positives: Die Darsteller machen ihre Arbeit im Rahmen des Drehbuchs gut, die Inszenierung ist ebenfalls solide. Auch die Special Effects können sich sehen lassen, auch wenn das durchaus besser geht.

    Dennoch gibt es eine weitere Frage, die hinsichtlich der Inszenierung aufkommt: Wenn die Farbe der Augen zeigt, zu welcher Kategorie ein Überlebender gehört, ist dieser Effekt nur für den Zuschauer? Denn wozu gibt es all die Tests, wenn die Augen genau dann in der jeweiligen Farbe leuchten, wenn die Kräfte eingesetzt werden? Sicherlich ist der Zuschauer in der Lage zu verstehen, dass wenn da gerade ein Baum durch die Gegend fliegt, dies nicht durch einen Sturm verursacht wurde, sondern durch einen Überlebenden mit telekinetischen Fähigkeiten. Sollte man zumindest meinen.

    Trotz allem muss man The Darkest Minds jedoch zugute halten, dass der Film relativ kurzweilig und unterhaltsam ist. Wenn man sich nicht gerade die Haare rauft, wird man anständig unterhalten. Leider nur schwindet das noch zu Beginn des Films aufgebaute Interesse an der gebauten Welt mit jeder Minute mehr.



    Fazit


    Schade. Die Prämissen klangen vielversprechend, leider hat man das Potenzial dahingehend verschenkt, indem man auf anständiges World Building und Tiefe verzichtet hat und stattdessen auf oberflächliche Charaktere und dümmliche Dialoge gesetzt hat. Zudem wird dieser Brei von zuvielen Plot Holes garniert.


    5/10

    :stern: :stern: :stern: :stern: :stern: :stern2: :stern2: :stern2: :stern2: :stern2:
    Infos
    Originaltitel:
    The Darkest Minds
    Land:
    USA
    Jahr:
    2018
    Studio/Verleih:
    20th Century Fox
    Regie:
    Jennifer Yuh Nelson
    Produzent(en):
    Shawn Levy, Dan Levine, Dan Cohen
    Drehbuch:
    Chad Hodge
    Kamera:
    Kramer Morgenthau
    Musik:
    Benjamin Wallfisch
    Genre:
    Science Fiction/Thriller
    Darsteller:
    Amandla Stenberg, Mandy Moore, Harris Dickinson, Wallace Langham, Golden Brooks, Mark O'Brien, Patrick Gibson, Gwendoline Christie
    Inhalt:
    Als einige Teenager auf mysteriöse Weise beginnen, mächtige, übernatürliche Kräfte zu entwickeln, werden Sie von der Regierung als Bedrohung erklärt und inhaftiert. Die sechzehnjährige Ruby, eine der stärksten und mächtigsten der Jugendlichen, flieht aus dem Camp und stößt zu einer Gruppe durchgebrannter Teenager, die auf der Suche nach einem sicheren Ort sind. Bald muss die neu gefundene Familie feststellen, dass es in einer Welt, in der die mächtigen Erwachsenen sie betrogen haben, nicht reicht nur wegzulaufen. Die Teenager müssen den Kampf aufnehmen, um sich durch vereinte Kräfte die Kontrolle über Ihre Zukunft zurück zu holen.
    Start (DE):
    16. August 2018
    Start (USA):
    3. August 2018
    Laufzeit:
    105 Minuten
    FSK:
    ab 12 Jahren
    Links
    Webseite:
    http://www.fox.de/the-darkest-minds

    73.982 mal gelesen