Mandy

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  • Einleitung


    Mit Nicolas Cage als durchdrehender Racheengel in einem verstörenden Werk, das einem LSD-Trip ähnelt, scheint Regisseur Panos Cosmatos die Idealbesetzung gefunden zu haben. Dem für seine extrovertierten Performances bekannte Darsteller wurde vom Drehbuchautor und Regisseur somit das perfekte Umfeld geschaffen, um seinen innewohnenden Wahnsinn freien Lauf zu lassen.
    Über Etappen begleitet wird er dabei von unter anderem Andrea Riseborough (Oblivion), Linus Roache (Non-Stop) und Bill Duke (Predator).

    In Mandy wird Reds (Cage) Lebensglück von einer abgründigen Sekte zerstört. Nachdem seine Lebenspartnerin brutal getötet wird, begibt sich Red auf einen blutgetränkten Rachefeldzug.

    © 2018 Koch Media


    Kritik


    Wer selbst nach dem psychedelischen Trailer glaubt zu wissen, was auf ihn zukommt, ist weit gefehlt. Mandy ist akustisch und visuell zweifellos eines der ausgefallensten Werke der Filmgeschichte. Nicht nur das körnige Bild erinnert an Horrorfilme der 70er und 80er Jahre. Jóhann Jóhannson erschuf mit seinem letzten fertiggestellten Score dröhnende Synthesizersounds, denen man sich nicht entziehen kann. Dazu gesellen sich meist in starken Rottönen gehaltene Bilder, die mit stroboskopähnlichen Lichteffekten einem LSD-Trip nahe kommen. Verzerrte Stimmen verstärken diesen Effekt maßgeblich. Folglich drängt sich die Inszenierung dem Zuschauer dermaßen auf, dass einem entweder nur die Flucht vor oder die totale Hingabe für das Werk bleibt.

    Beginnt Regisseur Panos Cosmatos seine Erzählung noch sehr ruhig ohne große Ereignisse, wandelt sich das Geschehen ab dem zweiten Drittel drastisch. Zu Beginn bietet sich viel Raum, um die Beziehung von Red (Nicolas Cage) und Mandy (Andrea Riseborough) zu definieren und den beiden Schauspielern die Möglichkeit zu geben ihren Figuren eine emotionale Tiefe zu verleihen. Gerade Andrea Riseboroughs Charakter ist durch ihr kränkliches Erscheinungsbild teilweise schwer anzuschauen. Ihre leeren Blicke zeugen von einer tief geschädigten Person. Dagegen präsentiert sich Nicolas Cage anfangs ruhig und als stabiler Halt. Angenehm introvertiert und nuanciert bewegt sich Cage durch das erste Drittel.
    Cosmatos' indiskrete Inszenierung wirkt bei der Geschichte und den Darstellern in dieser Phase etwas kontraproduktiv, wodurch man kaum eine emotionale Bindung aufbauen kann. Dadurch zieht sich der Anfangsteil etwas in die Länge und wirkt darüber hinaus anstrengend.

    © 2018 Koch Media


    Mit dem Gewalteinbruch der Sekte und dem brutalen Mord an Mandy nimmt das Werk zunehmend eine andere Richtung auf und verliert mehr und mehr den Bezug zur Realität. Streckenweise bekommt man futuristische teils phantastische Bilder geboten, die jeglicher Bodenständigkeit entbehren. Dabei fügt sich ein durchdrehender Nicolas Cage nahtlos in diese Bildkompositionen ein. Wenn er beispielsweise in einem Badezimmer in T-Shirt und Unterhose vor Verzweiflung, Trauer und Wut emotional ausbricht, nimmt das Formen an, die kaum ein anderer Schauspieler geboten hätte. Dabei bewegt sich der Oscarpreisträger auf einer sehr schmalen Linie zwischen komisch und erschütternd.

    Mit dem Rachefeldzug nimmt auch der Härtegrad von Minute zu Minute zu. Wenn sich Red alias Cage mit einer Bikergang anlegt, die in ihrer Erscheinung einem Hellraiser- oder Rob Zombie-Film entsprungen sein könnte, eröffnen sich wahre Blutfontänen. Diese nehmen bis zum Finale auch nur selten ab. Dabei bleibt Cosmatos seiner Inszenierung stets treu und bleibt konsequent auf seinem verstörenden Kurs. Nahezu alle Nebenfiguren sind optisch und charakterlich abstoßend und wirken in ihrem Wahnsinn oft ermüdend, wodurch das Sehvergnügen spürbar leidet. Auch wenn visuell und musikalisch einige Highlights geboten werden, so entfaltet sich durch den drängenden Stil eine streckenweise penetrante Wirkung.

    Darstellerisch können über Cage und Riseborough hinaus keine Darsteller Akzente setzen. Einzig Predator-Star Bill Duke hat einen nachhaltigen, wenn auch kurzen Auftritt.

    © 2018 Koch Media


    Auch wenn Mandy durchaus Momente zum Amüsieren bietet, ist das Werk allerdings zu erdrückend, um als Spassfilm aufgenommen zu werden. Dagegen fehlt es dem Blutbad an emotionaler Intelligenz, um vollends ernstgenommen zu werden. Dennoch wird sich der Film für einige als Offenbarung herausstellen, wohingegen andere sich in der Phantasie des Regisseurs kaum wiederfinden werden, denn echte Emotionen und nennenswerte Aussagen finden sich hier kaum bis gar nicht.

    Mandy bewegt sich fernab jeglicher Konventionen und bietet ein sehr spezielles Gesamtbild. Figuren, Kulissen und Ereignisse entfernen sich mehr und mehr von der Realität, wodurch ein Wahnsinn entsteht, der meist sehr unangenehm ist.
    Panos Cosmatos, Sohn von Rambo 2-Regisseur George P. Cosmatos, hebt sich lobenswert mit seinem Stil von den üblichen Sehgewohnheiten der meisten Zuschauer weit ab, scheitert allerdings an der fehlenden emotionalen Reife seines Werks.


    Fazit


    Interessante Bildkompositionen, die jedoch wenig Schönheit in sich tragen, ein aufdrehender Hauptdarsteller und eine verstörende Inszenierung lassen eine sehr spezielle Erfahrung entstehen, die definitiv ihre Daseinsberechtigung hat. Leider fehlt es Mandy an einer emotionalen Reife, wodurch man eher abgestoßen als mitgerissen wird. Dennoch dürfte das Werk von Panos Cosmatos durch den ungewöhnlichen Stil für einige ein überwältigendes Vergnügen sein.


    5/10

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    Infos
    Originaltitel:
    Mandy
    Land:
    USA
    Jahr:
    2018
    Studio/Verleih:
    RLJE Films / Koch Media
    Regie:
    Panos Cosmatos
    Produzent(en):
    Elijah Wood, Adrian Politowski, Daniel Noah, Josh C. Walter, Nate Bolotin
    Drehbuch:
    Panos Cosmatos, Aaron Stewart-Ahn
    Kamera:
    Benjamin Loeb
    Musik:
    Jóhann Jóhannson
    Genre:
    Thriller, Horror, Fantasy
    Darsteller:
    Nicolas Cage, Andrea Riseborough, Linus Roache, Bill Duke
    Inhalt:
    In Mandy wird Reds (Cage) Lebensglück von einer abgründigen Sekte zerstört. Nachdem seine Lebenspartnerin brutal getötet wird, begibt sich Red auf einen blutgetränkten Rachefeldzug.
    Start (DE):
    22.11.2018 (Heimkino)
    Start (USA):
    14.09.2018
    Laufzeit:
    121 Minuten
    FSK:
    keine Jugendfreigabe

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