Geständnisse

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  • Einleitung


    Tetsuya Nakashima nahm sich dem gleichnamigen gefeierten Buch von Kinae Minato an und schuf mit dem japanischen Oscarbeitrag ein ebenso gelobtes Werk.

    Geständnisse dreht sich um eine Lehrerin, die zwei ihrer pubertierenden Schüler für den Tod ihrer kleinen Tochter verantwortlich macht und ihnen HIV-belastetes Blut in die Milch spritzt. Dadurch setzt sie einen erschreckenden Lebenswandel der beiden Schüler in Gang. Erzählt durch die verschiedenen Geständnisse der Hauptfiguren, bietet sich ein ungewöhnlich strukturiertes Werk, dass interessante Perspektiven und Motivationen auf eine Tat wirft.

    © 2018 Rapid Eye Movies


    Kritik


    Der eher für farbenfrohe Inszenierungen bekannte Regisseur Tetsuya Nakashima setzt für Geständnisse auf unerwartet blasse Farben. Die kühlen Bilder spiegeln allerdings hervorragend die abgründige Essenz der Geschichte wieder. Und doch gelingt es Nakashima immer wieder überwältigende Bildkompositionen zu erschaffen. Ob es wunderschön gefilmte Zeitlupensequenzen mit beispielsweise fallenden Kirschbaumblüten sind, die sich teils erschreckenden Szenen gegenüberstellen, oder der gelungene Kontrast von ästhetischen Bildern zu der gleichzeitig stattfindenden abgründigen Handlung. Nakashima erschafft ein in jeder einzelnen Minute ein visuell faszinierendes und berauschendes Werk. Mit einer starken Songauswahl kreiert er in einigen Momenten schon fast musikvideohafte Augenblicke.

    In dieses optisch wie akustisch kunstvolle Konstrukt fügt sich eine kompromisslose Geschichte ein, die mit ihren beängstigenden Figuren immer wieder zu schockieren weiß. Wenn die von Takako Matsu verkörperte Lehrerin bei ihren minderjährigen Schülern auf Rache sinnt, weiß man bereits nach den ersten Minuten, dass einem hier menschliche Untiefen geboten werden. Mit sachlicher, fast schon emotionsloser Stimme erzählt die ehemalige Mutter ihren chaotischen, an der Geschichte wenig interessierten Schülern von dem Tod ihrer vierjährigen Tochter und dass die Verantwortlichen für das Ableben des kleinen Mädchens zu dieser Klasse gehören. Nachdem alle Schüler ihre Milch ausgetrunken haben, offenbart sie ihren nächsten Schritt - sie hat die Milch der beiden Täter mit HIV-belasteten Blut vermischt. Mit der Gewissheit des Todes lässt sie die beiden Schüler ihr Leben weiterführen.
    In dessen Folge entwickeln sich die beiden auf unterschiedlichste Weise weiter. Wo sich der eine immer mehr in sich zurückzieht und mehr und mehr verkommt, offenbart sich bei dem anderen zunehmend seine diabolische Seite.

    © 2018 Rapid Eye Movies


    Immer wieder werden die Geschehnisse aus der Sicht von verschiedenen Figuren erzählt, wobei sich die Geschichte trotzdem immer weiterentwickelt und nicht nur von der selben Zeitspanne handelt. Die unterschiedlichen Geständnisse offenbaren die Probleme vor denen die Schüler in der Schule und auch Zuhause stehen. Es wird ein Bild von Mobbing, Leistungsdruck, Zurückweisung, Ziellosigkeit und der Drang nach Aufmerksamkeit gezeichnet. Dabei agiert die tief verletzte Matsu mit solch einer Skrupellosigkeit gegenüber den Kindern, dass es einem eiskalt den Rücken runterläuft.

    Die schockierenden Handlungsbögen werden dabei aber immer wieder von den unglaublich starken Bildern von Regisseur Nakashima durchbrochen, wodurch eine perfide Schönheit entsteht.

    Durch die ungewöhnliche Erzählstruktur schleichen sich allerdings doch ab und an ein paar kleinere Längen ein, da ein klarer roter Faden bei der Geschichte fehlt. So weiß man streckenweise nicht so recht, wo der Erzähler den Zuschauer eigentlich hinführen möchte. Dazu gesellen sich teilweise etwas überhöhte schauspielerische Darstellungen. Wobei man aber dennoch sagen muss, dass trotz ein paar kleinerer Ausrutscher die Kinderdarsteller unglaublich gute Leistungen zeigen, was bei solch anspruchsvollen und emotional herausfordernden Figuren alles andere als selbstverständlich ist.

    © 2018 Rapid Eye Movies


    Regisseur Nakashima gewinnt der inhaltlich eindrucksvollen Buchvorlage zusätzlich eine enorme visuelle Wucht ab. In poetischen teilweise alptraumhaften Bildern erzählt der Filmemacher von psychischen wie physischen Abgründen, bei denen vor nichts zurückgeschreckt wird. Auch wenn bei der Erzählstruktur teilweise ein wenig die Spannung auf der Strecke bleibt, weiß Nakashima stets zu faszinieren.

    Fazit


    Geständnisse bietet eine erschütternde Geschichte, die durch die enorme visuelle Kraft bewundernswert kontrastiert wird. So brennt sich das Werk von Tetsuya Nakashima optisch wie inhaltlich ins Gedächnis.


    8/10

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    Infos
    Originaltitel:
    告白 (Kokuhaku) / Confessions
    Land:
    Japan
    Jahr:
    2010
    Studio/Verleih:
    Rapid Eye Movies
    Regie:
    Tetsuya Nakashima
    Drehbuch:
    Kinae Minato (Buch)
    Genre:
    Thriller
    Darsteller:
    Takako Matsu
    Laufzeit:
    106 Minuten
    FSK:
    ab 16 Jahren

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