Übersicht
Einleitung
Bereits 1982 präsentierte Disney unter dem Titel "Mit dem Wind nach Westen" (englischer Originaltitel: "Night Crossing") die Verfilmung der spektakulären Flucht der beiden Familien Strelzyk und Wetzel aus der DDR. Nun, 36 Jahre später, startet unter der Regie von Michael Bully Herbig die deutsche Neuverfilmung unter dem Titel Ballon. Doch ganz so einfach war die Realisierung des Projekts gar nicht. Da die Rechte an der Geschichte nach wie vor bei Disney lagen, vergingen etliche Jahre und erst mit der Hilfe von Roland Emmerich konnten die Filmrechte an Herbigs Produktionsfirma herbX übergehen.
Ballon schildert die Flucht der Familien Strelzyk und Wetzel aus der DDR, mit Hilfe eines selbstgebauten Heißluftballons. Dass dabei so einiges richtig schief gehen kann, erfahren sie sehr schnell am eigenen Leib.
Kritik
Es ist gar nicht mal die Geschichte, die diesen Film so gut macht. Ziemlich vorhersehbar, natürlich auch, weil man alles bis ins kleinste Detail im Internet nachlesen kann, wird die Handlung trotz allem spannend inszeniert und lässt zu fast keiner Zeit Langeweile aufkommen. Die solide Inszenierung und das passende Spiel fast aller beteiligten Darsteller, allen voran Thomas Kretschmann, wissen den Zuschauer gekonnt in ihren Bann zu ziehen. Erfrischender Weise verkommen die Figuren nicht zu Darstellungen aus der Konservendose mit hölzernen Dialogen, sondern wirken die meiste Zeit über wie echte Menschen, die in ihrer Angst versuchen in ein besseres Leben zu flüchten. Dazu kommt die trockene und kalte Inszenierung der DDR, welche ihr übriges tut und den Protagonisten in ihrem Vorhaben die nötige Bestärkung gibt.
Fängt Ballon noch recht zahm und langsam an, so baut der Film über den weiteren Verlauf zunehmend an Atmosphäre auf, die nicht nur auf die Figuren immer erdrückender wirkt. Dies ist vor allem Thomas Kretschmann in der Rolle des leitenden Ermittlers Seidel zur Ergreifung der Flüchtigen zu verdanken. Die Rolle des sturen und unnachgiebigen Fahnders ist ihm wie auf dem Leib geschrieben. Der Rest des Casts steht dem grundsätzlich in nichts nach, einzig Jonas Holdenrieder als ältester Sohn der Strelzyk Familie sorgt gelegentlich für Kopfschütteln, was sowohl an seiner Darstellung, als auch an den zuweilen dummen Handlungen seine Figur liegt.
Ballon ist ein interessanter Eintrag des Neuen Deutschen Films, der sich zu keiner Zeit billig oder wie frisch von der Schauspielschule anfühlt. Regisseur Michael Bully Herbig wusste genau, was er mit Ballon erreichen wollte und hat dies auch geschafft. Es ist ein packendes Stück Geschichtsfilm dabei herausgekommen, der zwar weniger auf die Geschichte als Ganzes, sondern viel mehr auf die spektakuläre Art und Weise eben jener aus ist – und es mit fesselnden Bildern und einem entsprechenden Soundtrack auch schafft.
Fazit
Für einen spannenden Kinoabend ist Ballon durchaus gut geeignet, sofern man nicht auf eine historische Aufarbeitung der Geschichte aus ist, sondern sich von einer spannenden und zunehmend rasanten Geschichte unterhalten lassen möchte.
7/10
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