Creed II

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  • Einleitung


    Bereits 2015 wurde die erfolgreiche "Rocky"-Serie rund um Sylvester Stallones titelgebende Figur in der neuen Reihe "Creed" fortgesetzt. Damals übernahm Rocky erstmals die Rolle des Trainers und die Figur des Adonis Creed, der Sohn des in "Rocky IV" verstorbenen Apollo Creed, in den Mittelpunkt gerückt. Damals übernahm noch Ryan Coogler die Regie und inszenierte ein feinfühliges Sequel zur langlebigen "Rocky"-Reihe, welches sowohl bei Kritikern als auch bei Zuschauern äußerst gut ankam. Nun, vier Jahre später, steht mit Creed II die Fortsetzung in den Startlöchern. Sylvester Stallone und Michael B. Jordan sind nach wie vor auf der Leinwand zu sehen, doch statt Ryan Coogler sitzt diesmal Steven Caple Jr. auf dem Regiestuhl, welcher zuvor hauptsächlich Kurzfilme und Serien-Episoden inszenierte. Mit Creed II feiert tritt er nun in große Fußstapfen.

    Nach seinem Aufstieg in der Welt des Boxens, steht Adonis Creed nun als Weltmeister im Schwergewicht an der Spitze seiner Karriere. Doch die Vergangenheit holt ihn und seinen Mentor Rocky sehr bald ein. Ivan Drago, welcher Jahrzehnte zuvor Adonis Vater und Rockys besten Freund, Apollo Creed, im Ring tötete, taucht wieder auf der Spielfläche auf und fordert Adonis zu einem Boxkampf gegen seinen eigenen Sohn heraus. Im Boxring soll sich nun die düstere Vergangenheit ein für alle Mal klären.



    Kritik


    In vielerlei Hinsicht wirkt Creed II wie die moderne Neuinterpretation des 1985 erschienen Vor-Vor-Vor-Vorgängers. Bis auf die eine oder andere Abweichung sind sich Handlung und Aufbau der Filme äußerst ähnlich. Doch trotz dieser Ähnlichkeiten fühlt sich Creed II über weite Strecken frisch an und bietet durch die modernere Inszenierung und die an heutige Verhältnisse angepasste Erzählart unterhaltsame 130 Minuten an Spannung und Gefühl. Die Boxkämpfe wirken über weite Strecken äußerst authentisch, auch wenn hier und dort ein paar fragwürdige Momente dabei sind. Darüber hinaus bietet Creed II eine gefühlvolle Nebenhandlung rund um Adonis und seine Freundin Bianca, wieder dargestellt von der fabelhaften Tessa Thompson. Michael B. Jordan bietet eine gewohnt gute Darstellung, sowohl in den ruhigeren Momenten, als auch im Ring, die Rolle ist ihm auf den Leib geschneidert worden und steht ihm ausgesprochen gut. Und selbst Sylvester Stallone zeigt mal wieder, dass in ihm tatsächlich ein Fünkchen schauspielerischen Talents steckt. Auch wenn seine Rolle diesmal deutlich kleiner ausfällt, als noch im Vorgänger. Hier steht der alternde Muskelmann mehr an der Seitenlinie und überlässt das große Spielfeld pünktlich zur Staffelübergabe seinen jungen, talentierten Nachfolgern.

    Doch auch abseits der packend inszenierten Boxkämpfe kann Creed II überzeugen. Vor allem durch die persönliche Geschichte von Adonis und Bianca, welche emotional daherkommt und in diesen Momenten durch nuanciertes Schauspiel und dezente Inszenierung punkten kann. Hier wird nicht zu stark auf die Tränendrüse gedrückt, der Kitsch bleibt glücklicherweise außenvor und das zurückhaltende Schauspiel beider Darsteller transportiert die Emotionalität gekonnt auf den Zuschauer.

    Dem gegenüber steht allerdings der leider recht missglückte Handlungsstrang rund um die Feindschaft zwischen den beiden Lagern Creed/Balboa und Drago. Der grundsätzlich verständnisvolle Ursprung ist hier nicht mal das Problem, denn dieser stört weder, noch ist er ein schlechter Ausgangspunkt. Doch im Gegensatz zu Adonis und insbesondere Rocky, scheint diese Figur absolut keinerlei Entwicklung in den vergangenen Jahrzehnten durchgemacht zu haben. Es ist immer noch dieselbe Person, nur massiv gealtert. Die Entwicklung von Adonis in der Zeit von "Creed" zu Creed II ist um ein Vielfaches höher. Ivan Drago ist nach wie vor der gefühllose Mensch, immer noch die grummelige Kampfmaschine, die nichts anderes will, als ihr Gegenüber zu vernichten. Selbes gilt für seinen Sohn, der als langweiliges Abziehbild seines Vaters daherkommt und keinerlei Persönlichkeit besitzt. Über die doch recht lange Laufzeit von 130 Minuten hört man von beiden die immer selben Satzbausteine, nur in anderer Reihenfolge angerichtet. So steht der interessanten Ausgangssituation um den im Ring gestorbenen Vater/Freund eine völlig emotionsbefreite Inszenierung gegenüber, welche theoretisch zu einem richtigen Highlight ausgebaut werden könnte. Dazu kommt, dass die Kämpfe zwar alle optisch ansprechend, rasant und packend inszeniert wurden, doch laufen sie leider nach einem völlig vorhersehbaren Muster ab, wie es in so gut wie allen Sportfilmen getan wird. Ein bisschen Abwechslung, vor allem im Bezug auf die Vergangenheit der Figuren, hätte hier für frischen Wind im Genre sorgen können.

    Diesem leider nicht so recht gelungenem Part stehen jedoch etliche positive Dinge gegenüber, so dass es hier zwar zu Punktabzug führt, allerdings nicht zu extrem ins Gewicht fällt. Die private Geschichte rund um Adonis und Bianca, der immer mehr in den Hintergrund tretende Rocky, die Inszenierung der Kämpfe, sowie das starke Schauspiel von Michael B. Jordan. All dies und noch mehr ist ein guter Ausgleich für die weniger gelungenen Teile des Films. Auch wenn es natürlich wesentlich schöner gewesen wäre, wenn nichts hätte ausgeglichen werden müssen, wie zum Beispiel noch beim Vorgänger.



    Fazit


    Creed II ist eine im Großen und Ganzen gelungene Fortsetzung, welche darüber hinaus auch perfekt als Staffelübergabe zwischen Rocky und Adonis fungiert, so dass die Reihe in Zukunft theoretisch auch ganz ohne den Ankerpunkt des Rocky Balboa funktionieren kann. Auch nach über 40 Jahren funktioniert die Filmreihe noch und hat frühere, qualitative Tiefschläge gut weggesteckt und kann auch noch in Zukunft weiterhin bestehen. "Creed" und Creed II zeigen eindrucksvoll, wie man eine solch alte Reihe richtig behandelt und die Neuzeit führt. Es ist zwar nicht alles perfekt oder stimmig, aber das Gesamtbild ist äußerst positiv und lässt auf weitere Filme in dieser Qualität hoffen. Ein Kinoticket kann hier bedenkenlos gelöst werden.


    7/10

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    Infos
    Originaltitel:
    Creed II
    Land:
    USA
    Jahr:
    2018
    Studio/Verleih:
    Warner Bros. Pictures
    Regie:
    Steven Caple Jr.
    Produzent(en):
    Ryan Coogler, Michael B. Jordan, Sylvester Stallone, Guy Riedel
    Drehbuch:
    Cheo Hodari Coker, Sylvester Stallone
    Kamera:
    Kramer Morgenthau
    Musik:
    Ludwig Göransson
    Genre:
    Drama
    Darsteller:
    Michael B. Jordan, Sylvester Stallone, Tessa Thompson, Dolph Lundgren, Florian Munteanu
    Inhalt:
    Für Adonis Creed ist das Leben ein Balanceakt geworden. Neben persönlichen Verpflichtungen und dem Trainingsprogramm zur Vorbereitung auf seinen nächsten Kampf, steht ihm die größte Herausforderung seines Lebens bevor: Da sein Gegner eng mit seiner Familiengeschichte verbunden ist, steht der bevorstehende Kampf im Ring unter besonderen Vorzeichen. Doch Rocky Balboa steht Adonis zur Seite und zusammen stellen sich die beiden dem Vermächtnis, das sie verbindet. Dabei werden sie mit der Frage konfrontiert, ob sich der Kampf überhaupt lohnt – letztlich erkennen sie, dass die Familie das Band ist, das alles zusammenhält. In „Creed II: Rocky’s Legacy“ geht es um die Rückkehr zu den Anfängen: Was ist der Stoff, aus dem die Champions sind? Adonis und Rocky begreifen: Egal wohin der Lebensweg führt – niemand kann seiner Vergangenheit entkommen.
    Start (DE):
    24. Januar 2019
    Start (USA):
    21. November 2018
    Laufzeit:
    130 Minuten
    FSK:
    ab 12 Jahren
    Links
    Webseite:
    https://www.warnerbros.de/kino/creed_ii_rockys_legacy.html

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