Übersicht
Einleitung
Mit seinem ersten Spielfilm Mid90s feiert Jonah Hill sein Regiedebüt und landet direkt einen Volltreffer, welcher unter die Haut geht und sehr viel Empathie mitbringt. Und dabei noch ganz nebenbei einen schönen Blick auf die 90er Jahre wirft.
Stevie ist ein Einzelgänger, bis er eines Tages in die Gesellschaft einer Gruppe junger Skateboarder gerät und sich sein Leben in eine neue Richtung entwickelt, welche nicht unbedingt immer positiv ist.

Kritik
Mid90s setzt auf das heute sehr ungewöhnliche Bildformat 4:3, kann durch diesen kleinen Kniff allerdings eine intensivere Atmosphäre aufbauen. Dies gelingt zwar nicht so exzellent wie "A Ghost Story", verfehlt seine gewünschte Wirkung aber trotzdem nicht. Durch das enge Bildformat ist man als Zuschauer viel näher am Geschehen und auch an den Charakteren selbst, welche durch eine schwierige Zeit ihres Lebens gehen. Stevie kommt selbst aus einem zerrüttetem Elternhaus und kann sich nach etlichen Versuchen langsam mit einer Gruppe junger Skateboard-Fans anfreunden, welche selbst nicht unbedingt eine Vorbildfunktion besitzen – mit Ausnahme von Ray, der aus seinem Leben etwas machen möchte und insbesondere Stevie zu einem besseren Leben verhelfen möchte.
Sämtliche Darsteller in Mid90s sind Laiendarsteller, mit Ausnahme von Katherine Waterston und Lucas Hedges natürlich. Aber gerade der junge Hauptdarsteller Sunny Suljic weiß sofort seinen Charme spielen zu lassen und kann den kompletten Film über eine gute Leistung bieten und alleine auf seinen noch schmalen Schultern tragen. Dem Rest des Casts ist zwar anzumerken, dass sie keinerlei Erfahrung im Schauspielen haben, können durch die dargebotene Bodenständigkeit und Echtheit allerdings dennoch vollkommen überzeugen. Dem zuträglich kommt auch das gut inszenierte Setting mitten in den 1990er Jahren, dessen ganz spezielles Flair wunderbar transportiert wurde, die passende Musikuntermalung inklusive.
Mid90s verfolgt über seine recht kurze Laufzeit von gerade mal 85 Minuten keine besondere Handlung oder ein großes Endziel. Der Film begleitet eine Gruppe junger Freunde auf ihrem Weg durch diesen kurzen Lebensabschnitt und konzentriert sich dabei insbesondere auf Szenen innerhalb der Gemeinschaft, die sie mehr zusammenwachsen lässt, aber auch schwierige Zeiten und Momente nicht zu kurz kommen lässt. So entwickelt sich schon nach kurzer Zeit eine gewisse Sympathie für Stevie, welche über den Lauf des Films auch des Öfteren mit Füßen getreten wird. So tut ihm die neue Gruppe an Freunden zwar gut, aber gleichzeitig lenkt sie sein Leben auch auf eine falsche Bahn, welche in diesem Alter niemals betreten werden sollte. Durch den behutsamen und konkreten Aufbau von Stevies Figur, sind seine Motive jedoch allzeit gut verständlich und die Gründe für seine Entwicklung plausibel. Anzusehen sind sie zuweilen jedoch alles andere als schön.
Die ganz große Stärke des Films ist die Art und Weise, wie natürlich das ganze Geschehen wirkt. An keiner Stelle wirkt etwas künstlich. Selbes gilt für die (teils derben) Dialoge, welche die Jungs sich gegenseitig zuspielen. Würde man eine Gruppe Freunde beobachten, würde es sich genauso anfühlen, wie in diesem Film. Im großen Ganzen kann Mid90s schlicht als natürlich, ehrlich, nah bezeichnet werden. Solche Kunststücke sieht man nicht allzu oft in solcher Präzision und Stärke ausgeführt.

Fazit
Mid90s ist eine starke Milieustudie geworden, welche vor allem dank ihrer Retro-Optik und den starken Jungdarstellern, sowie ihrer immer-mitten-im-Geschehen-Inszenierung zu punkten weiß. Mid90s ist darüber hinaus auch ein wunderbarer Film, um in Erinnerungen seiner eigenen Jugend in dieser Zeit zu schwelgen, als auch einer interessanten Rahmenhandlung ohne wirkliche Geschichte zu folgen. Jonah Hill hat einen gelungenen Start als Regisseur hingelegt, der vieles für seine zukünftigen Projekte verspricht.
8/10










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The_Ghost -
Hört sich wie erwartet gut an. Schade, dass ich keine Zeit hatte. Aber bald gibt es den ja auch auf Bluray