The Drug King

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  • Einleitung


    Nach seinem düsteren Thriller Inside Men widmete sich Regisseur und Drehbuchautor Woo Min-ho dem Kriminellen Lee Doo-Sam, der in der südkoreanischen Hafenstadt Busan in den 70er Jahren ein Drogenimperium aufbaute. Als Kleinganove angefangen erkannte Lee die profitabele Chance des Exports von Methamphetamin nach unter anderem Japan.
    Für die Hauptrolle des auf wahren Begebenheiten beruhenden The Drug King konnte Woo Charakterdarsteller Song Kang-ho (Memories of Murder) gewinnen. Neben dem vielseitigen Schauspieler sind unter anderem noch Donna Bae (Kingdom), Yun Je-mun (The Host) und Jo Jung-suk (Oh My Ghost) zu sehen.

    © 2019 Netflix


    Kritik


    Ganz in der Tradition von großen Gangsterfilmen erzählt The Drug King vom Aufstieg und Niedergang eines der einflussreichsten Verbrecher Koreas. Denn Lee Doo-sam stellte zwar Methamphetamin her, verkaufte es in der Anfangszeit aber fast ausschließlich nach Japan. In seinem eigenen Land wuchs sein Reichtum, den er auch für wohltätige Zwecke einsetzte. Die Unterdrückung der Koreaner durch Japan bis zum Ende des zweiten Weltkriegs saß bei vielen noch fest in den Knochen, wodurch auch Lees Überwindung Japaner abhängig zu machen, sich stark in Grenzen hielt.
    In dem fast zweieinhalb Stunden langen Film konzentriert sich Regisseur und Drehbuchautor Woo Min-ho ganz auf seinen Protagonisten und beleuchtet seinen Aufstieg vom Kleinganoven zu dem mächtigsten Drogenboss Südkoreas. Zwar werden die Details, wie Lee der Schmuggel so erfolgreich gelang, etwas unbefriedigend erklärt, dennoch ist es spannend zu sehen, was Macht und Drogen aus einem Menschen machen. Denn der Fokus von The Drug King liegt mehr auf der Persönlichkeitsentwicklung seiner Hauptfigur, als auf den Abläufen des Drogenhandels.
    Der Film zeigt einmal mehr, was mit den richtigen Kontakten alles möglich ist. Lee wächst zu einem der mächtigsten Männer heran, da er geschickt seine Kontakte nutzte und immer wieder neue knüpfte. Auch an dem Bekanntheitsgrad der Droge in Japan, wodurch es dem Händler schnell gelang Abnehmer zu finden, bediente er sich gekonnt.
    Die Droge Crank wurde im zweiten Weltkrieg von den Japanern genutzt, damit ihre Soldaten weniger Angst empfunden und so die berüchtigten Kamikaze-Angriffe durchgeführt werden konnten. Nach dem Krieg wurde die Herstellung in Japan verboten. Lee schiffte die Zutaten nach Korea ein, stellte die Droge dort her und exportierte sie unter dem Namen "Made in Korea" nach Japan.

    Gewohnt eindrucksvolle Kulissen, eine glaubhafte Ausstattung und starke Darsteller erzeugen die nötige Authentizität, damit der Zuschauer mit auf die Reise in die 70er genommen wird. Vor allem die Bildersprache erweist sich einmal mehr als große Stärke des koreanischen Films. Mit einer gelungenen Songauswahl werden diese noch zusätzlich unterstrichen.
    Dramaturgisch muss man sich gerade in der Anfangsphase etwas an den humoristischen Ton gewöhnen, der im weiteren Verlauf aber stark abnimmt, bis er zum Ende hin vollkommen verschwindet. Doch die nicht ganz stimmige amüsante Atmosphäre zu Beginn erschwert den Zugang spürbar. Allerdings funktioniert der Bruch zum ernsten, teils abgründigen Thriller dennoch überraschend gut und verleiht der Geschichte dadurch sogar noch eine größere Intensität. Inhaltlich wären die detaillierteren Vorgänge des Handels etwas wünschenswerter gewesen, da sich durch die oberflächliche Abhandlung dieser doch hier und da ein paar Fragezeichen offenbaren. Die Charakterstudie von Lee hingegen wird angenehm viel Raum gewährt, auch wenn der Absturz etwas zu schnell geschieht. Geschickt lässt aber Woo die Entwicklung auch durch Nebenfiguren beschreiben, wenn beispielsweise im ersten Drittel Lee von einem Gangster gezwungen wird Urin mit Alkohol aus einem Reiskocher zu trinken und im weiteren Verlauf dieser zu seinem Untergebenen wird, erzählt jede kleine Geste etwas über den Wandel von Lee. Dabei ist es natürlich auch einem gewohnt starken Song Kang-ho zu verdanken, der diese Gesten stets punktgenau setzt. Auch wenn Song hinter seinen Möglichkeiten bleibt und gerade in den extrovertierten Szenen etwas von seiner schauspielerischen Klasse einbüßt, so sind es gerade im letzten Drittel, wenn Lee zu einem teils skrupellosen Verbrecher heranwächst, die ernsten Augenblicke, die den sympathischen Darsteller ungewohnt und erschreckend abgründig zeigen. In dieser Phase offenbart Song seine eindrucksvolle Klasse als Schauspieler. Vor allem der Knackpunkt in Lees Entwicklung, als er seinen ersten Menschen tötet, wird inszenatorisch und darstellerisch großartig umgesetzt.

    © 2019 Netflix


    Die Nebendarsteller bieten zwar durchweg gute Leistungen, leiden allerdings an dem fehlenden Raum für ihre Figuren. Gerade bei Jo Jung-suk als zielstrebiger Staatsanwalt wäre für den Schauspieler und seine Figur mehr Screentime wünschenswert gewesen. Das Duell zwischen ihm und Lee kommt etwas zu kurz, obwohl es viel Potential bietet. Ähnlich geht es vielen weiteren Charakteren in dem Werk, die spannend angelegt sind, von denen man aber leider nur wenig erfährt oder wenig gezeigt bekommt. Ob es Doona Bae, die seit längerer Zeit mal wieder überzeugt, als mächtige und verführerische Dame aus der High Society ist, Yun Je-mun als koreanischer Gangster, der in Japan lebt oder auch die Vielzahl an weiteren Verbrechern, die Lee zu seiner Macht verhalfen, alle Figuren bieten Potential, dass nicht vollständig ausgeschöpft wurde.

    Trotz einiger Schwächen, die nicht vollends von der Hand zu weisen sind, bietet The Drug King eine große Geschichte, die angenehm ruhig und inszenatorisch toll erzählt ist. Leider leidet das Gangser-Epos unter einigen dramaturgischen Fehlentscheidungen, die dem Werk an Kraft und an Spannung rauben. Mit etwas anders gelegtem Fokus hätte der Film von Woo Min-ho ganz großes Kino werden können. So bleibt "nur" ein sehr guter Gangsterfilm.

    Fazit


    The Drug King überzeugt inszenatorisch wie darstellerisch. Leider konzentriert sich die Handlung oft auf die uninteressanteren inhaltlichen Aspekte, wodurch dem Werk viel Potential verloren geht. Dennoch bietet der Film von Woo Min-ho großartige Unterhaltung für jeden Fan von großen Gangster-Epen.


    7/10

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    Infos
    Originaltitel:
    마약왕 (Mayakwang) / The Drug King (englischer Titel)
    Land:
    Südkorea
    Jahr:
    2018
    Studio/Verleih:
    Showbox / Netflix
    Regie:
    Woo Min-ho
    Drehbuch:
    Woo Min-ho
    Kamera:
    Go Nak-seon
    Genre:
    Drama, Thriller
    Darsteller:
    Song Kang-ho, Donna Bae, Yun Je-mun, Jo Jung-suk
    Start (DE):
    21.02.2019 (Netflix)
    Laufzeit:
    139 Minuten
    FSK:
    ab 16 Jahren

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