Übersicht
Einleitung
Eine Figur der eigenen Kindheit findet mal wieder seinen Weg zurück ins Kino. Peter Pan ist die titelgebende Figur in Pan, der von Joe Wright inszeniert wurde. Die Tricktechnik ist heute viel weiter als bei seiner letzten Realverfilmung aus dem Jahr 2003, was dem Regisseur deutlich mehr Möglichkeiten bietet. Doch nicht nur die Effekte haben sich entwickelt: Captain Hook ist diesmal nicht der Böse, sondern ein wohlgesonnener Kamerad. Der Gegenspieler ist Blackbeard, der vom Zugpferd Hugh Jackman verkörpert wird. Die Voraussetzungen sind also schon mal gut. Doch hält auch der Film, was er zu versprechen vermag?
Kritik
Von Hugh Jackman müsste man eigentlich meinen, dass er in so ziemlich jede Rolle passt... Womit wir dann auch schon beim ersten Stichwort wären: ziemlich. Als Blackbeard gefällt er zwar noch mehr als so manch anderer Schauspieler, überzeichnet seine Figur aber fast schon. Da kommt es ihm auch nicht besonders zugute, dass sein Aussehen bisweilen schrecklich ist. Unmengen weißes Puder im Gesicht, dann noch ein seltsames Outfit - absolut unpassend. Blackbeard grenzt an einer Parodie seiner selbst. Nun gut, Jackman ist zwar der große Name auf dem Poster, aber der restliche Cast könnte sich eigentlich ebenfalls sehen lassen: von Rooney Mara über Amanda Seyfried bis hin zu Levi Miller als Peter Pan bleibt so ziemlich jeder Schauspieler unter seinen Möglichkeiten. Am schlimmsten fällt aber mit Abstand Garrett Hedlund als gutmütiger Captain Hook auf. Overacting muss durch seine absurde Performance wohl neu definiert werden. Sein Versuch, Hook super cool und mega sympathisch darzustellen, misslingt auf ganzer Linie.
Man könnte fast meinen, die Schauspieler hätten nichts auf dem Kasten, aber das ist zu großen Teilen auch dem Drehbuch geschuldet. Nehmen wir mal Levi Miller in der Rolle des Peter Pan als Beispiel: Die Hauptfigur des Films verkommt fast zu einer Nebenfigur, er ist viel mehr Mitläufer als wichtig handelnder Charakter. Im Showdown darf er dann endlich mal in den Mittelpunkt des Geschehens springen, doch ist die Entwicklung seiner Figur eher schleppend und in dem Ausmaße, wie es am Ende des Films zelebriert wird, äußerst unglaubwürdig. Doch nicht nur er ist eine Nebenfigur, Kinder generell sind es im Speziellen - und das selbst in Nimmerland. Doch irgendwie ist da auch ein Unterton zu spüren, der dem Zuschauer vermittelt, dass am Ende eben doch immer die Erwachsenen entscheiden. Kind bleiben wird in Pan gar nicht so sehr thematisiert wie noch in den vorherigen Filmen rund um Peter Pan - schade! Aber auch sonst leistet man sich den einen oder anderen Schnitzer. Die Geschichte wird ziemlich humorlos und ernüchternd vorgetragen und Tinkerbell erscheint beispielsweise völlig aus dem Nichts.
Doch auch wenn wir den Film etwas abstrafen, so hat auch er seine positiven Merkmale: Pan ist sehr aufwendig produziert worden. Die Effekte sehen ausnahmslos klasse aus und auch das 3D ist endlich mal wieder sein Geld wert. Tolle Tiefenwirkung, es gibt ein paar Popout-Effekte und fast alle Figuren sind farbenfroh gezeichnet. Nun gut, ob das jedermanns Sache ist, muss jeder individuell für sich entscheiden. Der Showdown fährt dann nochmal große Geschütze auf, auch wenn so manche Idee von erfolgreichen Filmen abgekupfert scheint und uns persönlich das Geglitzer fast schon auf den Zeiger ging.
Fazit
Was bringt einem aber eine tolle Oberfläche, wenn die inneren Werte nicht stimmen? Pan ist pure Effekthascherei und versucht dadurch, seine Schwächen zu verbergen. Die Story lahmt und wirkt uninspiriert, Peter Pan verkommt zu einer Nebenfigur und die Schauspieler überdrehen völlig. Ob die Augen der Kinder, die das Kino verlassen, genau so funkeln werden wie das Glitzerzeug im Endkampf, bleibt abzuwarten, aber der Zeilgruppe dürfte der Film durchaus gefallen. Die erwachsene Begleitung muss sich aber auf etwas Langeweile einstellen. "Hook" aus dem Jahr 1991 hatte zwar nur ein Krokodil aus Plastik, dafür aber eine Menge Charme - und Robin Williams. Das geht Pan leider ab.
Bewertung: 4/10
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