Übersicht
Einleitung
1937 erschien erstmals der Roman "Der Hobbit" von J.R.R. Tolkien, auf den später der Welterfolg "Der Herr der Ringe" folgte. Das Biopic Tolkien verspricht nun den Weg von J.R.R. Tolkien zu Zeiten des ersten Weltkrieges und seines privaten Umfeldes zu thematisieren, welche ihn dazu bewegten und inspirierten die Geschichte, rund um den kleinen Hobbit Bilbo Beutlin zu schreiben.
Tolkien erzählt die Jugendjahre und das frühe Erwachsenensein des zukünftigen Schriftstellers John Ronald Reuel Tolkien und beleuchtet seinen Weg durch die Zeit des ersten Weltkrieges und seinen Inspirationen für seine berühmten Geschichten in Mittelerde.
Kritik
In der Rolle des titelgebenden Tolkien ist Nicholas Hoult zu sehen, der seinen Job anständig macht und meist solide daherkommt, auch wenn er den brillanten Geist Tolkiens zu keiner Zeit porträtieren kann. Dies könnte aber auch schlicht damit zusammenhängen, dass das schwache Drehbuch samt oberflächlichen Dialogen einfach nicht mehr hergibt. So wirken seine Dialoge, aber insbesondere Monologe über wissenschaftliche Themen wie Sprachen oder auch Philosophie stets oberflächlich, ohne jemals wirklich in die Tiefe zu gehen – fast so, als hätte er ein paar Zeilen aus diversen Büchern auswendig gelernt, um sie bei passender Gelegenheit aufzusagen und bei Professoren Sympathiepunkte zu schinden.
Am überzeugendsten im gesamten Cast ist noch Lily Collins, die die erste Liebe Tolkiens und spätere Mutter ihrer gemeinsamen Kinder, Edith Bratt darstellt. Die junge Studentin, verliebt in einen Nerd, der seine eigenen Sprachen erfindet, Geschichten zusammenspinnt und mit seinem Stand in der Gesellschaft zu kämpfen hat. Sie überbringt diese jugendliche Leichtigkeit und Verliebtheit mit spielerischer Leichtigkeit ans Publikum und jede Szene mit ihr ist schön anzusehen, da es einfach Spaß macht ihr zuzusehen. Doch leider kommt mit ihr auch das ganz große Manko des Films.
Denn statt die doch eigentlich recht interessante Geschichte zu erzählen, wie Tolkien die Ideen für seine Geschichten in Mittelerde bekam und durch welche Ereignisse er zu welchen Figuren und Handlungssträngen inspiriert wurde, entwickelt sich Tolkien überaus schnell zu einer zahmen und allseits bekannten Liebesgeschichte, in deren Handlungsverlauf die Mittelerde-spezifischen Themen zu einer simplen kleinen Randnotiz werden, welche keinerlei Einfluss auf den Film haben und ohne ihr Vorhandensein auch nichts an dem Film ändern würden. Geht man als geneigter Zuschauer in einen Film, der die Jahre kurz vor der Entstehung der wohl größten Fantasywelt beleuchtet, kann man wohl davon ausgehen, dass auch eben jene Ereignisse einen zumindest größeren Teil der Geschichte einnehmen. Doch leider werden diese nur in sehr kurzen Kriegsszenen angerissen, welche dann zwar wiederrum gut funktionieren, aber leider eben auch nur wenige Minuten Screentime haben, während dem rund 100 Minuten gegenüberstehen, welche sich ausschließlich um die Liebesgeschichte rund um J.R.R. Tokien und Edith Bratt drehen. Diese sind dann leider auch noch recht austauschbar und bieten nichts, was man nicht schon in hunderten anderen Liebesgeschichten in besser gesehen hat. Über das erste Date, das verpatzte zweite Date, die Trennung, bis hin zur Wiedervereinigung und dem glücklichen Ende. Dabei werden etliche Klischees aufgegriffen, die das Genre zu bieten hat, so dass auch nie der Kitsch aus den Augen verloren wird.
Es ist überaus schade, dass man mit Tolkiens Lebensgeschichte eine so reichhaltige Handlung hätte erzählen können, welche nicht nur seine Liebe in den Mittelpunkt rückt, sondern auch seine Erlebnisse während des Krieges, seinen Aufstieg von einem Waisenkind zu einem angesehenen Professor und Philosophen, sowie schlussendlich zu einem der größten und bedeutendsten Autoren der Menschheit. Doch stattdessen erzählt Tolkien nur eine langweilige, schon dutzendfach gesehene Romanze, die der Filmwelt absolut keinen Mehrwehrt bietet.
In dieser Hinsicht hätte das Studio überhaupt nicht die Rechte an Tolkiens Lebensgeschichte erwerben müssen, sondern hätte den exakt selben Film über einen fiktionalen Schriftsteller drehen können und es hätte sich absolut nichts am Resultat geändert. Außer, dass der Film dann wohl nur einen Bruchteil der Aufmerksamkeit bekommen hätte, den er nun mit dem Namen Tolkien auf dem Plakat bekommt.
Fazit
Mit Tolkien verkommt eine großartige Möglichkeit, die Entstehung der größten und wohl beliebtesten Fantasywelt zu beleuchten, zu einer simplen Liebesgeschichte, welche nicht mal gut erzählt ist und sämtliche Klischees abgrast, die das Genre bereithält. Mit der vertanen Chance die charakteristischen Grundzüge des J.R.R. Tolkiens zu beleuchten, kann nur gehofft werden, dass in Zukunft ein anderer Regisseur mit einem guten Drehbuch daherkommt und die Entstehungsgeschichte Mittelerdes zufriedenstellender und vor allem mit mehr Fokus verfilmt.
5/10
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