Übersicht
Einleitung
Mary, die Hauptfigur im Film von Saw 2-Regisseur Darren Lynn Bousman, teilt eins deutlich mit der Namensgeberin des Werks St. Agatha - Leid. Wurde diese laut den Überlieferungen brutal gequält, da sie sich einem Statthalter verweigerte, muss Mary die Bestrafungen einer diabolischen Nonne ertragen.
Im Zentrum von St. Agatha steht Mary, die nach dem Tod ihres kleinen Bruders, vor ihrem gewalttätigen Vater flüchtet. Von Schuldgefühlen geplagt und zu allem Überfluss auch noch schwanger von ihrem Freund, sucht sie Zuflucht in einer Unterkunft, die von Nonnen geleitet wird. Dort werden junge Frauen aufgenommen, die ein Kind erwarten, aber noch nicht bereit sind, dafür zu sorgen. Jedoch wird die Unterkunft von einer überaus strengen Schwester geleitet.
Für die Hauptrollen verpflichtete Bousman Carolyn Hennesy (Cougar Town) und die noch unbekannte Sabrina Kern.

© 2019 Splendid Film
Kritik
Wer bei der FSK-Freigabe ab 18 Jahren einen weiteren Saw-Film erwartet, dürfte herbe enttäuscht werden. St. Agatha bietet zwar hin und wieder eine brutale Szene, die auch teilweise schwer zu ertragen ist, schlägt in Regel aber einen deutlich ruhigeren Ton an. Regisseur Darren Lynn Bousman setzt bei seinem Nonnen-Horror mehr auf psychischen Terror als auf physischen. Unbehagen versucht er durch Andeutungen oder Bildhäppchen, die das Grauen in der Unterkunft erahnen lassen, zu kreieren. Die unheilvolle Inszenierung mit langen Kamerafahrten, einer befremdlichen Ausstattung des Hauses oder dem mehrdeutigen Schauspiel der Nonnen sollen die Vorahnungen unterstreichen. Aber vergeblich. Bousman gelingt es nicht eine einnehmende Spannung aufzubauen. Das liegt auch an den zahlreichen Rückblenden, die Marys Beweggründe, sich in die Obhut der Nonnen zu geben, beleuchten, ebenso wie an der extrem vorhersehbaren Handlung. Von dem ersten Moment an, wenn Mary die Unterkunft betritt, weiß man, dass etwas nicht stimmt, was das mehrdeutige Schauspiel der zugegebener Maßen durchaus starken Carolyn Hennesy als Obernonne über weite Strecken überflüssig macht. Darüber hinaus ist jede dramaturgische Wendung bereits Minuten im Voraus vorherzusagen. Folglich gelingt es dem Filmemacher nicht den Zuschauer zu überraschen oder gar zu fesseln. Lediglich die Gewaltszenen überraschen immer wieder aufgrund der eher ruhigen Inszenierung.

© 2019 Splendid Film
Begleitet wird das Ganze von einem stark schwankenden Score. Mark Sayfritz bietet teilweise wirklich schön schaurige Stücke, die die Spannung spürbar anheben, liefert aber auch im Verlauf zunehmend anstrengende Melodien, die sich zu sehr aufdrängen und somit häufig kontraproduktiv sind.
Ebenso schwankend agiert Hauptdarstellerin Sabrina Kern. Vor allem im letzten Drittel zeigt sie durchaus souveräne Darbietungen. In den beiden Vorausgegangenen wirkt sich allerdings meistens überfordert und fehl am Platz. Auch ihre Leitsung erschwert den Zugang zum Film ungemein, da man kaum eine Bindung zu ihr aufbauen kann.
Lichtblicke sind in St. Agatha vereinzelte atmosphärische Szenen, aber vor allem die bereits oben erwähnte und gut aufgelegte Caroly Hennesy, die merklich Spaß hatte die fiese Nonne zu verkörpern. Mit einer beängstigenden Ruhe und Dominanz unterdrückt sie ihre nach Hilfe suchenden Bewohnerinnen. Dabei ist ihr Lächeln stets genauso einschneidend wie jedes Messer.
Jedoch hilft das alles nicht dabei, die immensen Längen unwirksam zu machen.
Fazit
Auch wenn St. Agatha hin und wieder ein paar ansehnliche Augenblicke hat, sind diese viel zu rar gesät, um über die vorhersehbare und spannungslose Handlung hinwegzutäuschen. Einer überforderten Hauptdarstellerin steht aber zumindest eine starke Gegenspielerin gegenüber.
3/10










33.713 mal gelesen