Vigilante

Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklärst du dich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

  • Einleitung


    Mit Vigilante widmet sich Spielfilmdebütantin Sarah Daggar-Nickson einem wichtigen Thema, für das sie Tron: Legacy-Darstellerin Olivia Wilde nicht nur als Produzentin gewinnen konnte, sondern auch als Hauptdarstellerin.

    Wilde verkörpert in dem Werk eine Frau mit schwerer Vergangenheit, die sich als Aufgabe gemacht hat den Frauen zu helfen, die nicht und er Lage sind sich selbst zu helfen. Frauen, die von ihren Männern geschlagen werden, werden mit den selben Hilfsmitteln zur Rechenschaft gezogen. Anonym wird sie so in Selbsthilfegruppen von Frauen unter der Hand an Personen weiterempfohlen, die ihre Hilfe benötigen. Dabei wird sie aber stets auch von ihrer eigenen Vergangenheit verfolgt.

    © 2019 Splendid Film


    Kritik


    In Vigilante bewegt sich die Protagonistin jenseits der staatlichen Rechte, indem sie Frauen, die unter der gewalttätigen Herrschaft ihrer Männer leiden mit einer ebenso ausufernder Gewalt beschützt. Dabei erzählt Regisseurin und Drehbuchautorin Sarah Daggar-Nickson ihre Geschichte aber nicht in Form der üblichen Actionkost, sondern liefert viel mehr eine intime Inszenierung, die ganz auf das Gefühl hinter den Taten setzt. Dabei werden keine großen Actionszenen präsentiert, dafür aber viele Close-ups von den traumatisierten Figuren. Dabei kreiert die Regisseurin mit ihrem Kameramann Alan McIntyre Smith immer wieder faszinierende Bilder, wodurch das Werk visuell intim, gefühlvoll und teils widersprüchlich schön daherkommt. Jedoch steht der starken Inszenierung ein viel zu oberflächliches und klischeebeladenes Drehbuch gegenüber, das bei den Dialogen ebenso uninspiriert geschrieben ist. Da ist es schwer zu glauben, dass die das Drehbuch von der selben Person stammt, die auch die einfallsreiche Regiearbeit übernommen hat.
    Trotz der faszinierenden Bilder geht dem Werk durch eine zu ausgedehnte Background-Geschichte der Protagonistin viel Spannung verloren, wodurch Vigilante einfach kaum zu fesseln weiß. Nach einem einnehmenden Anfangsdrittel flacht der Film zunehmend ab, wobei lediglich die tolle Bildgestaltung und der herausragende Score von Danny Benso und Saunier Jurriaans (The Autopsy of Jane Doe) den Zuschauer im Geschehen halten. Auch wenn dadurch teilweise atmosphärisch dichte Augenblicke entstehen, gelingt es Daggar-Nickson nicht über längere Zeit diese Stimmung aufrechtzuerhalten.

    Ein weiterer Schwachpunkt ist die überforderte Hauptdarstellerin. Olivia Wilde geht zwar ebenso passioniert wie ambitioniert an ihre Rolle, bietet allerdings eine unglaublich stark schwankende Performance. In den ruhigen Momenten, in deren die Zerbrechlichkeit ihrer Figur zum Vorschein tritt, ohne dabei in große Trauer auszubrechen, gelingt es Wilde den Zuschauer immer wieder tief zu berühren. Sobald ihre emotionale Verfassung jedoch sich extrovertierter äußert, wird ihre Darbietung umso unglaubwürdiger. Besonders in den toughen und wütenden Augenblicke kann die Schauspielerin äußerst selten überzeugen. Wenn Daggar-Nickson dann auch noch ständig nah bei ihrer Hauptdarstellerin bleibt und man jede kleine Regung im Gesicht der Darstellerin erkennt, offenbaren sich nur zunehmend Wildes Schwierigkeiten mit der Rolle. Eine etwas bessere Leitung der Regisseurin hätte in Bezug auf die Arbeit mit der Hauptdarstellerin eventuell den Ausdruck von Olivia Wilde optimaler kanalisieren können. So verwehrt die Schauspielerin dem Zuschauer zu sehr den Zugang zu ihrer Figur, wodurch die emotionale Wucht, die dieser zugrunde liegt nur selten auch ankommt. Die enorm anspruchsvolle Rolle mit ihrer immensen Bandbreite an Emotionen ist zugegebener Maßen auch fürchterlich schwer zu verkörpern. Wenn die Regisseurin dann auch noch jedes My an Regungen einfängt und somit jeden noch so kleinen Fehler oder jede kleine Unstimmigkeit zu Tage bringt, erschwert sich eine Darstellung nur noch mehr.

    © 2019 Splendid Film

    Folglich ist Vigilante nur schwer zugänglich und weiß kaum zu fesseln, obwohl die Thematik ebenso wichtig ist, wie ambitioniert in Angriff genommen wurde. Doch wollten das schwache Drehbuch, die taumelnde Hauptdarstellerin und die einfühlsame Inszenierung nicht zueinanderfinden.

    Fazit


    Vigilante ist visuell faszinierend und kann auch mit einigen einnehmenden Augenblicken überraschen, die der starken Bildersprache und dem herausragenden Score zu verdanken sind. Leider bewegt man sich dramaturgisch und sprachlich in zu vielen Klischees und bleibt auch über weite Strecken zu oberflächlich. Eine ambitionierte aber überforderte Hauptdarstellerin erschwert den Zugang ebenfalls.


    5/10

    :stern: :stern: :stern: :stern: :stern: :stern2: :stern2: :stern2: :stern2: :stern2:
    Infos
    Originaltitel:
    A Vigilante
    Land:
    USA
    Jahr:
    2018
    Studio/Verleih:
    Splendid Film
    Regie:
    Sarah Daggar-Nickson
    Drehbuch:
    Sarah Daggar-Nickson
    Kamera:
    Alan McIntyre Smith
    Musik:
    Danny Benso, Saunier Jurriaans
    Genre:
    Drama, Thriller
    Darsteller:
    Olivia Wilde
    Start (DE):
    31.05.2019 (Heimkino)
    Start (USA):
    29.03.2019
    Laufzeit:
    91 Minuten
    FSK:
    ab 16 Jahren
    Bilder
    • Vigilante-Filmkritik-wide.jpg

      53,88 kB, 1.200×630, 29.676 mal angesehen
    • Vigilante-Filmkritik.jpg

      16,32 kB, 300×300, 276 mal angesehen

    37.268 mal gelesen