The Fortress

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  • Einleitung


    Für das auf historisch belegten Ereignissen beruhende Werk The Fortress nahm Regisseur und Drehbuchautor Hwang Dong-hyuk (Silenced) das Buch Namhansnseong, so auch der Originaltitel des Films, von Kim Hoon zur Vorlage. Um der Geschichte gerecht zu werden, griff er mit unter anderem Lee Byung-hun (A Bittersweet Life), Kim Yoon-seok (The Chaser), Jo Woo-jin (Rampant), Park Hee-soon (The Suspect), Ko Soo (Lucid Dream) und Park Hae-il (War of the Arrows) nicht nur auf einen erstklassigen Cast zurück, sondern konnte mit Ryuichi Sakamoto (Der letzte Kaiser, The Revenant) auch einen oscarprämierten Komponisten für die Filmmusik gewinnen.

    The Fortress erzählt von der Belagerung der koreanischen Festung Namhansanseong durch die Truppen der Qing Dynastie. In der verschneiten und abgeschiedenen Bergfestung hat sich der König mit seinen Truppen verschanzt und muss jetzt entscheiden, ob er sich kämpferisch dem Gegner entgegenstellt oder den Dialog samt Unterwerfung sucht, was gegen den Ehrenkodex verstoßen, jedoch eventuell das Überleben seines Volkes sichern würde. Und die Zeit läuft ihm bei der Nahrungsknappheit und der immensen Kälte davon.

    © 2019 Koch Films

    Kritik


    Mit der Belagerung der Bergfestung Namhansanseong befasste sich Regisseur Hwang Dong-hyuk nicht unbedingt mit einem der heroischen Themen in der koreanischen Geschichte. Denn im Mittelpunkt von The Fortress stehen nicht, wie so oft bei Vertretern dieses Genres, aufwendige Schlachtszenen, sondern viel mehr die Debatte innerhalb der Festung, ob man sich kämpferisch der Übermacht stellen sollte oder für das Leben entscheidet. Während des Disputs unter den Ministern, wird die Bedeutung von Werten wie Ehre und Pflichtgefühl hinterfragt. So zeigt das Werk auf, dass während der Kriege, die Kämpfe nicht nur auf dem Schlachtfeld ausgetragen werden. The Fortress ist ausgestattet mit ausführlichen Dialogen, die dank der erstklassigen Darsteller stets interessant zu verfolgen sind. Dennoch sind bei der stolzen Laufzeit von fast zweieinhalb Stunden einige Längen nicht von der Hand zu weisen. Ab und an wiederholen sich die Konflikte, jedoch erhöht sie durch das Zuspitzen der Situation in der Festung auch zunehmend die Dringlichkeit einer Lösung dieser. Denn abgesehen von der militärischen Übermacht, die vor den Toren des Schutzwalls lagert, nagen die Kälte und Nahrungsknappheit an den Kräften und der Motivation der Soldaten. Somit drängen auch die äußerlichen Umstände den König zu einer Entscheidung.
    Intern stehen die Minister Choi Myung-gil und Kim Sang-heon im Fokus. Choi macht sich mit seiner Ansicht, das Leben über Ideale zu stellen, bei seinen Kollegen durchgehend unbeliebt, wobei Kim Ehre und Würde als höchste Güter sieht. Beide sind enge Vertraute des Königs und ringen so um seine Gunst. Während sich die politischen Berater im Hintergrund mit offenkundiger Verachtung gegenüber Chois Ansichten und seiner Person äußern, ist es angenehm zu sehen, dass Kim Choi stets mit Respekt begegnet, auch wenn er völlig anderer Ansicht ist. Der würdigende Umgang der beiden Figuren miteinander wird hervorragend von Lee Byung-hun und Kim Yoon-seok dargestellt, wobei sie ihre jeweiligen Meinungen mit emotionaler Inbrunst verteidigen. Umso leichter fällt es dem Zuschauer zu verstehen, warum der König sich mit einer Entscheidung so schwer tut.
    Aber auch über Lee und Kim hinaus offenbaren sich interessante Figuren, die von starken Darstellern zum Leben erweckt werden. Ein berührender Nebenplot um einen Schmied und seinen Bruder bringen einem den Alltag der Soldaten näher, wodurch man ein gutes Bild von der Kluft zwischen den einfachen Leuten und den reichen Politikern bekommt.

    Visuell ist The Fortress einmal mehr überwältigend. Die Kulissen und wie diese eingefangen werden, überzeugt in jeder Minute. Wundervolle Landschaften wissen ebenso zu faszinieren wie zu beängstigen, denn die Kälte ist bis ins eigene Wohnzimmer zu spüren. Kameramann Kim Ji-yong lässt sich darüber hinaus auch in den wenigen aber eindringlichen Actionszenen immer wieder spannende Kameraeinstellungen und -fahrten einfallen, die die jeweiligen Szenen spürbar aufwerten. Wohl dosiert, aber mit einer erstklassigen inszenatorischen Leistung, sorgen so die über den Film verteilten physischen Auseinandersetzungen immer wieder für angenehme Abwechslung in den von Dialogen geprägten Szenerien.
    Begleitet von dem starken Score von Ryuichi Sakamoto, bekommen die gezeigten Bilder stets eine zusätzliche Tragweite.

    © 2019 Koch Films


    The Fortress ist somit kein Actionspektakel, sondern vielmehr eine Auseinandersetzung mit den Konflikten abseits der Schlachtfelder. Dabei stellt sich die Frage, welchen Wert man Ehre und Würde zuspricht und ob man diese über ein Menschenleben, oder im Falle des Königs, über ein ganzes Volk stellen kann.

    Fazit


    The Fortress ist ein visuell packendes, dialogstarkes Epos geworden, dass über die fast zweieinhalb Stunden Laufzeit zwar wenige, aber stets mitreißende Actionszenen verstreut. Dennoch kommt das Werk von Hwang Dong-hyuk nicht ohne spürbare Längen aus.


    7/10

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    Infos
    Originaltitel:
    남한산성 (Namhansanseong) / The Fortress (Englischer Titel)
    Land:
    Südkorea
    Jahr:
    2017
    Studio/Verleih:
    CJ Entertainment / Koch Films
    Regie:
    Hwang Dong-hyuk
    Drehbuch:
    Hwang Dong-hyuk, Kim Hoon (Buch)
    Kamera:
    Kim Ji-yong
    Musik:
    Ryuichi Sakamoto
    Genre:
    History, Drama
    Darsteller:
    Lee Byung-hun, Kim Yoon-seok, Jo Woo-jin, Park Hee-soon, Ko Soo, Park Hae-il
    Start (DE):
    27.06.2019 (Heimkino)
    Start (USA):
    20.10.2017
    Laufzeit:
    140 Minuten
    FSK:
    ab 16 Jahren
    Bilder
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