The Pirates of Somalia

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  • Einleitung


    Der relativ unbekannte Regisseur und Drehbuchautor Bryan Buckley (Bronze) erschuf mit The Pirates of Somalia ein Werk, das auf dem Buch und der wahren Geschichte von Jay Bahadur basiert, der noch heute von zahlreichen Redaktionen und Regierungen als Spezialist für die Lage in Somalia herangezogen wird.

    Im Zentrum von The Pirates of Somalia steht der erfolglose Journalist Jay Bahadur, der eines Tages beschließt nach Somalia zu reisen, um sich einen Namen zu machen, da es bis dato noch keinen journalistischen Korrespondenten in der Region gab, der sich mit den ansässigen Piraten befasste. Mit ein wenig Glück gelingt ihm der Kontakt zur dortigen Regierung, die ihn mit offenen Armen empfängt. Doch sein großes Ziel sind die Gespräche mit den somalischen Piraten, die unter den Besatzungen der ausländischen Schiffe in ihren Gewässern Angst und Schrecken verbreiten.

    Für die Hauptrolle konnte Buckley X-Men-Star und Quicksilver-Darsteller Evan Peters gewinnen. Neben ihm ist der ursprünglich aus Somalia stammende Barkhad Abdi zu sehen, der für seine Leistung als somalischer Pirat in Captain Phillips für den Oscar nominiert wurde. Da Pirates of Somalia in dem ungefähren Zeitraum von der Besetzung von Captain Phillips' Schiff spielt, gibt es sogar eine kleine Referenz auf die Geschehnisse.
    In Nebenrollen sind darüber hinaus noch Al Pacino (Scarface) und Melanie Griffith (Taschengeld) sowie Jay Bahadur selbst mit einem kleinen Cameo zu sehen.

    © 2018 KSM Film GmbH

    Kritik


    Regisseur und Drehbuchautor Bryan Buckleys Inszenierung erinnert immer wieder an das großartige Werk Lord of War, kann dessen Wucht aber leider zu keinem Moment erreichen. Das liegt in erster Linie daran, dass der Filmemacher nicht genau weiß, was er mit seinem Film erzählen möchte - eine fast schon satirische Darstellung der Ereignisse oder eine ernstzunehmende Auseinandersetzung mit diesen. Allerdings bewegt sich Pirates of Somalia technisch stets auf hohem Niveau. Visuell ist an dem Werk nichts auszusetzen und Buckley gelingt es immer wieder schöne Bilder einzufangen. Ergänzt wird dies durch einen soliden Score und einer gelungenen Kameraführung.

    Neben der auf technischer Ebene souveränen Inszenierung kommt das Werk von Buckley allerdings vor allem bei der Figurenzeichnung seines Protagonisten ins Straucheln. Dass die Motivationen für Jay Bahadur nach Somalia zu gehen äußerst fragwürdig sind, wäre noch zu verkraften, wenn denn im Verlauf des Films sich eine Läuterung einstellen würde. Bis auf die letzte Szene des Films, in der Bahadur endlich den Wert seiner Arbeit erkennt und dass sie nicht nur seinem Selbstzweck dient, entdeckt man in Pirates of Somalia keinerlei Entwicklung der Figur. Auch der Auftritt am Ende des Werks des reiferen Bahadur geschieht ohne Entwicklung und wird lediglich durch einen Zeitsprung erklärt. Im vorangegangenen Film wird Bahadur als selbstsüchtiger, sensationsgeiler und ruhmjagender Journalist präsentiert, dem es nie um die Wichtigkeit der zu erzählenden Geschichte geht, sondern lediglich darum, dass sie ihn erfolgreich und berühmt macht. Als Resultat wird ein Protagonist gezeigt, mit dem man nur sehr schwer mitfiebern kann, da er in der meisten Zeit unsympathisch ist. Dank der gelungenen und ambivalenten Darstellung der Somalis gelingt es Regisseur Buckley den Zuschauer aber gut zu vertrösten.
    Denn das ist auch die größte Stärke des Werks. Die somalische Bevölkerung samt der Piraten werden nicht einfach als böse und kaltblütige Menschen dargestellt, sondern ihre Motivationen werden oftmals greifbar gemacht. Dabei sind die Darsteller, die ausschließlich von Somaliern beziehungsweise somalischen Flüchtlingen verkörpert werden, durchweg glaubhaft dargestellt - allen voran Barkhad Abdi, der bereits in Captain Phillips eine beeindruckende und zurecht oscarnominierte Performance ablieferte. Dieses Mal darf er aber auf der Seite der Guten stehen und auch diese Herausforderung gelingt ihm ohne Probleme. Dabei wird seine Figur sogar zur sympathischsten im kompletten Werk.

    Die bekannten Darsteller Al Pacino und Melanie Griffith dienen lediglich als prominente Namen für das Cover. Wenn Griffiths Rolle fast schon überflüssig ist, verkörpert Pacino zumindest noch eine für die Geschichte essentielle, wenn auch kleine Rolle. Hauptdarsteller Evan Peters verkörpert das, was er darstellen soll, durchaus gut, auch wenn seine Figur an den bereits genannten Problemen scheitert. Ergänzt werden diese Makel noch von einem oftmals deplatzierten Humor, der dem Charakter aber auch der Inszenierung zugrunde liegt. Auch wenn der Regisseur aus dem nicht allzu großen Budget in den vermeintlichen Actionszenen eine Tugend macht und diese im gezeichneten Stil visuell interessant umsetzt, so werden sie aber auch streckenweise so überhöht dargestellt, dass ihnen die Ernsthaftigkeit abhanden kommt. Hinzu gesellen sich einige Halluzination Bahadurs, die ebenfalls fehl am Platz wirken. Dabei stellt sich die Unentschlossenheit des Filmemachers deutlich heraus. Für eine Satire, wie sie beispielsweise Lord of War überragend gelungen ist, verfolgt das Werk zu inkonsequent diese Spur, und für ein ernstzunehmendes Drama wird die Thematik nicht mit der nötigen Brisanz aufgezeigt. Vor allem wenn Bahadur wieder aus völlig unreifen Gründen seine Entscheidungen trifft, beraubt das einigen Situationen ihrer möglichen Kraft.

    © 2018 KSM Film GmbH


    Dennoch muss man Pirates of Somalia zugute halten, dass er nie wirklich langweilig ist. Durch die unverbrauchte wie wichtige Grundthematik und der vielseitigen Darstellung der Somalis bleibt das Werk trotz unsympathischer Hauptfigur interessant. Ergänzt durch glaubhafte Locations und einen guten Nebencast, kann das Werk von Bryan Buckley doch immer wieder überzeugen.

    Fazit


    Pirates of Somalia hätte ein großartiger und wichtiger Film werden können, jedoch wird das Potential oft für unpassende inszenatorische Raffinessen geopfert, die für sich zwar durchaus gelungen sind, sich aber nicht ins Gesamtwerk einfügen. Eine ambivalente Darstellung der Situation in Somalia und seiner Bevölkerung steht einem fragwürdigen und unsympathischen Protagonisten gegenüber. Trotz der nicht abzuweisenden Schwächen gelingt es Regisseur und Drehbuchautor Bryan Buckley zumindest eine interessante Geschichte zu erzählen.


    6/10

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    Infos
    Originaltitel:
    The Pirates of Somalia
    Jahr:
    2017
    Studio/Verleih:
    Hungry Man / KSM Film GmbH
    Regie:
    Bryan Buckley
    Drehbuch:
    Bryan Buckley, Jay Bahadur (Buch)
    Kamera:
    Scott Henriksen
    Musik:
    Andrew Feltenstein, John Nau
    Genre:
    Drama
    Darsteller:
    Evan Peters, Barkhad Abdi, Al Pacino, Melanie Griffith
    Start (DE):
    27.06.2019 (Heimkino)
    Start (USA):
    08.12.2018
    Laufzeit:
    117 Minuten
    FSK:
    ab 16 Jahren
    Bilder
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