ES Kapitel 2

Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklärst du dich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

  • Einleitung

    Zwei Jahre nach dem Megahit an den Kinokassen kehrt die Horror-Fortsetzung ES Kapitel 2 am 5. September 2019 zurück in die deutschen Kinos. Ob die heiß erwartete Fortsetzung der Stephen King Adaption gelungen ist, verraten die nachfolgenden Absätze.

    In ES Kapitel 2 sind 27 Jahre nach der ersten Begegnung mit dem Horror-Clown Pennywise vergangen. Mittlerweile sind die Mitglieder des Losers Club erwachsen und haben sich über die Jahre aus den Augen verloren. Eines Tages bringt ein unheilvoller Anruf die Mitglieder wieder in Derry zusammen, als Pennywise nach vielen Jahren erneut sein Unwesen treibt.

    © 2019 WARNER BROS. Entertainment

    Kritik

    Im ersten Teil hatten Regisseur Andy Muschietti und die Drehbuchautoren Chase Palmer, Cary Fukunaga und Gary Dauberman die kreative Wahl getroffen, das Geschehen ausschließlich aus dem Blickwinkel der jugendlichen Charaktere zu erzählen und den Erzählstrang um die Erwachsenen zu vernachlässigen. ES Kapitel 2 widmet sich nun nahezu ausschließlich um den Handlungsstrang aus dem Blickwinkel der mittlerweile erwachsenen Losers. Nur selten erlaubt sich der Filme erneute Rückblicke in die achtziger Jahre und somit in die Jugend der Protagonisten.
    So beginnt der Film, wie schon das Buch, dass Mike seine früheren Freunde Bill, Beverly, Richie, Stanley, Ben und Eddie zurück nach Derry ruft. Das sich die Anzeichen verdichtet haben, dass das Böse in Form von Pennywise erneut sein Unwesen treibt.
    Zeit die mittlerweile erwachsenen Charaktere näher zu beleuchten. Zuschauer, die das Buch von King nicht kennen, erfahren nur bruchstückhaft, was mit Bill, Beverly und Co. in den 27 Jahren zwischen den Handlungssträngen passiert ist. So verpassen es die Macher, die Charaktere glaubwürdig zu gestalten. So bleiben die Charaktere über die gesamte Laufzeit erschreckend profillos und eindimensional.

    Der für die fortführende Handlung enorm wichtige Einstieg ist viel zu gehetzt und in dessen Folge zu kurz geraten. Gerade hier hätten sich Muschietti und Dauberman viel mehr Zeit nehmen müssen die sieben Charaktere einzuführen und sie greifbarer zu gestalten. Stattdessen werden sie zu Stichwortgebern und zum Mittel für Jump-Scares degradiert. Gerade bei der üppigen Laufzeit von knapp drei Stunden wäre deutlich mehr drin gewesen. Grundsätzlich leidet der Film größtenteils unter einem schlechten Pacing.

    © 2019 WARNER BROS. Entertainment

    Einer der größten Schwächen des Vorgängers waren die Inflationär eingesetzten Jump-Scares, die sehr selten gezündet haben. In ES Kapitel 2 treibt Andy Muschietti die Jump-Scares völlig auf die Spitze und setzt sie gefühlt in jeder dritten Szene ein. Dabei geht der Regisseur im Aufbau dieser Szenen jedes Mal gleich vor. Das dem Zuschauer gleich ein solcher Effekt um die Ohren gehauen wird, kündigt sich bereits mit einem lauten Klangteppich Meilenweit im Voraus an. Subtilen Horror, der sich aus Atmosphäre und dem Szenario ergeben könnte, sucht man bedauerlicherweise vergebens. Durch den immer gleichen Ablauf ist ES Kapitel 2 einfach nur repetitiv. Das zeigt sich hauptsächlich darin, dass Andy Muschietti fast jede Szene, in der es einen Schockmoment geben soll, immer wieder gleich aufbaut. Wirklich jede Szene folgt demselben Schema. Dabei schafft er es zu keinem Zeitpunkt Spannung zu erzeugen und schon gar nicht langsam auf das schrecken vorzubereiten. Stattdessen wird plump ein lauter Moment nach dem anderen oder ein in die Kamera springendes Wesen, in gleicher Weise einfallslos abgespult.
    Inszenatorisch ist ES Kapitel 2 unheimlich einfallslos geraten und bewegt sich maximal auf mittelmäßigem Niveau.

    Zu den Inszenatorischen Problemen gesellen sich grobe narrative Schnitzer hinzu. Von Anfang an entsteht kein Erzählfluss, stattdessen werden einzelne, tonal unterschiedliche Sequenzen hintereinander abgespult, die Lose miteinander verbunden wirken. Der Handlungsablauf ist dadurch stark gestört.

    Zu den Stärken des Films gehört wieder Pennywise, der einmal mehr von Bill Skarsgård schaurig düster dargestellt wird. Besonders während der ersten Filmhälfte hat der Horror-Clown einige sehr gelungene Szenen, die einem das Blut in den Adern gefrieren lassen. Gerade die sehr wenigen Szenen, die ohne Jump-Scares auskommen und alleine aus den Dialogen sowie der Atmosphäre gestaltet werden, zeigen das enorme Potenzial dieser Figur. Allerdings verschwendet ihn der Regisseur besonders in der zweiten Filmhälfte für billige Schockmomente.
    Außerdem ist der Look wie schon beim Vorgänger durchaus gelungen. Die Kleinstadt Derry sieht sowohl in den 80ern als auch in der Gegenwart gut aus und kreiert ihre eigene Atmosphäre. Das Gesamtbild wird vereinzelt durch erstaunlich schlechtes CGI getrübt. Auffallend schlecht sehen hierbei die Monstergestalten aus, die Horror-Clown Pennywise annimmt. Die Wesen sehen dabei so aus, als ob sie direkt aus einem mehrere Jahre alten Computerspiel stammen.

    Mit Jessica Chastain, James McAvoy, Bill Hader und Bill Skarsgård ist ES Kapitel 2 prominent besetzt. Besonders Chastain, McAvoy und Skarsgård sind bemüht und versuchen das Beste aus dem mittelmäßigen Drehbuch herauszuholen. Bill Hader versucht es zumindest im Ansatz, dass er deutlich mehr kann hat er in der Serie Barry über zwei Staffeln hinweg mehrfach bewiesen.
    Der andere Teil des Losers Club Jay Ryan als Ben Hanscom, Isaiah Mustafa als Mike Hanlon, Andy Bean als Stanley Uris und James Ransone als Eddie Kaspbrak wirken zu großen Teilen ziemlich hölzern und können bis auf wenige Ausnahmen nur wenig überzeugen.


    © 2019 WARNER BROS. Entertainment


    Fazit

    Leider ist ES Kapitel 2 in seiner Gesamtheit nur durchschnittlich gelungen. Regisseur Andy Muschietti liefert einen Horrorfilm ab, der repetitiv und wenig einfallsreich geworden ist und teilweise mit strukturellen als auch narrativen Problemen zu kämpfen hat.
    Einzig Bill Skarsgård als Pennywise, einige sehr gelungene Einzelszenen sowie der Look können überzeugen. ES Kapitel 2 kann das Potenzial der Buchvorlage zu keinem Zeitpunkt nutzen und scheitert zudem als Horrorfilm. Auch muss sich der Film deutlich hinter dem soliden Vorgänger einordnen.




    5/10

    :stern: :stern: :stern: :stern: :stern: :stern2: :stern2: :stern2: :stern2: :stern2:
    Infos
    Originaltitel:
    IT Chapter 2
    Land:
    USA
    Jahr:
    2019
    Studio/Verleih:
    Warner Bros.
    Regie:
    Andy Muschietti
    Produzent(en):
    Richard Brenner, Marty P. Ewing, Jason Fuchs, Seth Grahame-Smith, David Katzenberg, Roy Lee, Dan Lin, Barbara Muschietti
    Drehbuch:
    Gary Dauberman
    Kamera:
    Checco Varese
    Musik:
    Benjamin Wallfisch
    Genre:
    Horror, Drama
    Darsteller:
    Jessica Chastain, James McAvoy, Bill Hader, Isaiah Mustafa, Jay Ryan, James Ransone, Andy Bean, Bill Skarsgård, Jaeden Martell, Wyatt Oleff, Jack Dylan Grazer, Finn Wolfhard, Sophia Lillis, Chosen Jacobs, Jeremy Ray Taylor
    Inhalt:
    In ES Kapitel 2 sind 27 Jahre nach der ersten Begegnung mit dem Horror-Clown Pennywise vergangen. Mittlerweile sind die Mitglieder des Losers Club erwachsen und haben sich über die Jahre aus den Augen verloren. Eines Tages bringt ein unheilvoller Anruf die Mitglieder wieder in Derry zusammen, als Pennywise nach vielen Jahren erneut sein Unwesen treibt.
    Start (DE):
    5. September 2019
    Start (USA):
    6. September 2019
    Laufzeit:
    169 Minuten
    FSK:
    ab 16 Jahren
    Links
    Webseite:
    https://www.warnerbros.com/movies/it-chapter-two
    Bilder
    • ES-Kapitel-2-Filmkritik-wide.jpg

      57,23 kB, 1.200×630, 25.072 mal angesehen
    • ES-Kapitel-2-Filmkritik.jpg

      22,5 kB, 300×300, 462 mal angesehen

    36.439 mal gelesen

Kommentare 1

  • Benutzer-Avatarbild

    ManWithTheGun -

    Nach dem enttäuschenden Erstling war es fast schon logisch, das er zweite genauso/schlimmer wird. ES ist mein Lieblingsbuch und keine Verfilmung hätte es mir je recht machen können. Auch die aus den 90ern wurde dem Buch nicht gerecht - aber das es noch schlimmer werden kann, hätte ich nicht gedacht. Wo sich der 90er Film (bzw. die beiden Teile) zu ca. 70% ans Buch hielten, waren es bei diesem (ersten) Teil nur ca. 40%. Da stimmte hinten und vorne nichts. Schade drum.