Übersicht
Einleitung
In Cannes gewann das ungewöhnliche Fantasy-Drama Border aus Schweden den Hauptpreis in der Kategorie “Un Certain Regard”. Zahlreiche schwedische Preise und eine Nominierung für den Oscar 2019 in der Kategorie "Bestes Make-up und beste Frisuren" folgten. Es ist der zweite Film von Regisseur Ali Abbasi, der hier deutlich demonstriert, dass er an 0815-Filmen kein Interesse hat.

© Wild Bunch Germany
Inhalt
Die Grenzbeamtin Tina ist eine bemerkenswerte Erscheinung. Ihr seltsam geschwollenes Gesicht, ihr bohrender Blick und ihre körperliche Kraft verleihen der jungen Frau etwas Animalisches. Tina hat zudem eine besondere Fähigkeit: Sie kann Angst, Scham und Wut anderer Menschen wittern. Ihr Talent macht sich der schwedische Grenzschutz erfolgreich zunutze, um Kriminelle aufzuspüren. Dennoch fühlt sich Tina seltsam fremd unter ihren Mitmenschen und lebt einsam und naturverbunden als Außenseiterin in den Wäldern. Doch dann begegnet sie Vore, der ihr auffallend ähnlich sieht und bei dem ihre Begabung an ihre Grenzen stößt. Tina ahnt, dass Vore etwas zu verbergen hat. Und doch, unbefangen, wild und erstaunlich frei, wirkt Vore ungemein anziehend auf sie. Tina spürt bei ihm eine Vertrautheit, die ihr bisher fremd war. Als die beiden sich näherkommen, offenbart Vore ihre mystische Herkunft. Aber dieses Wissen bringt nicht nur neue Freiheiten, sondern auch unbequeme Herausforderungen mit sich, denen sich Tina stellen muss.
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Kritik
Border ist ein außergewöhnlicher Film. Eine Mischung aus Fantasy, Drama, Kriminalfall und Romanze, die die verschiedensten Stimmungen einfängt. Mal mysteriös, mal lustig, an anderen Stellen dafür abstoßend und schockierend. Es dauert eine Weile, bis sich die einzelnen Genres und Handlungsstränge zu einem sinnvollen Gesamtbild formen, aber wenn es so weit ist, wird der Zuschauer mit einem großen Aha-Effekt belohnt. Dennoch ist Border kein einfacher Film. Er verlangt viel Geduld und Aufgeschlossenheit von seinem Publikum, wenn Tina beispielsweise während ihrer Arbeit beim Grenzschutz an Verdächtigen Personen schnuppert, um ihnen so auf die Schliche zu kommen. Hierbei handelt es sich allerdings noch um vergleichsweise “normale” Szenen. Ohne zu viel zu verraten, aber die Sexszenen sind da noch mal eine ganz andere Hausnummer.
Abbasi inszeniert seinen Film grundsätzlich ungeschönt und anders, verkommt dabei aber nie zum Selbstzweck. Er experimentiert mit Ekel, zeigt Dinge explizit, die man anderswo gar nicht oder nur angedeutet sehen würde. Dennoch ist Border ein ästhetischer Film, nicht zuletzt dank Nadim Carlsen’s gelungener Kameraarbeit.
Einen Volltreffer hat Border mit seiner Hauptdarstellerin gelandet. Eva Melander spielt die Rolle der Tina hervorragend, auch wenn sie unter der beeindruckenden Maske kaum zu erkennen ist. Auf der Suche nach ihrer wahren Identität gibt sie sich hin- und hergerissen. Gleiches gilt übrigens für Eero Milonoff.

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Fazit
Border ist ein sehenswerter Film, der aber sicherlich nicht jedermanns Geschmack trifft und das auch gar nicht will. Wer auf der Suche nach einer frischen, außergewöhnlichen Geschichte mit starken Hauptdarstellern ist, und dem Fantasy-Genre nicht völlig abgeneigt ist, sollte einen Blick riskieren.
7/10










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