Übersicht
Einleitung
Elf Jahre nach der erfolgreichen Rückkehr von Rambo sahen die Verantwortlichen nun ein weiteres Mal die Notwendigkeit den gewaltbereiten Helden auf die Bösen loszulassen - und das wird gewohnt skrupellos zelebriert.
In Rambo: Last Blood hat sich der einst so wortkarge Kämpfer auf die Ranch seines Vaters zurückgezogen. Als die Tochter seiner Haushaltshilfe von einem mexikanischen Kartell entführt wird, macht sich Rambo auf den Weg, um sie zurückzuholen.
Übernahm beim vierten Teil noch Hauptdarsteller Stallone selbst die Regie, zeigt sich für Teil 5 Get the Gringo-Regisseur Adrian Grunberg verantwortlich. Das Drehbuch stammt einmal mehr aus der Feder des Rocky-Stars selbst, wobei er Unterstützung von Matthew Cirulnick (Absentia) bekam.
Darstellerisch sind neben Sylvester Stallone unter anderem noch Paz Vega (Spanglish) und Sergio Peris-Mencheta (Resident Evil: Afterlife) zu sehen.

© 2019 Universum Film GmbH
Kritik
Die Figur Rambo ist über die Jahre zu so großem Kult geworden, dass der Name als Ausdruck sogar in den deutschen Duden gelandet ist. Das Rechtschreibwörterbuch definiert den Begriff als "brutaler männlicher Typ, Kraftprotz". Für seinen neusten Teil hat Sylvester Stallone diese Definition leider als Kernbeschreibung für seinen beliebten Charakter genutzt und vergessen, dass es noch deutlich mehr Dinge sind, die den wohl bekanntesten Kriegsveteran der Filmgeschichte ausmachen und ihn zu einer Ikone haben werden lassen.
Rambo 4 war inszenatorisch und dramaturgisch ein überaus gelungenes Abschlusskapitel, welches mit Teil 5 leider fast schon demontiert wird. Es ist schwer zu glauben, dass Hauptdarsteller Sylvester Stallone ebenfalls am Drehbuch mitarbeitete, nachdem er bei Teil 4 sowohl als Autor als auch als Regisseur so hervorragende Arbeit geleistet hatte. Ebenfalls ist es einfach nicht nachzuvollziehen, wie er als jemand, der die Rolle wahrscheinlich besser kennt, als jeder andere auf diesem Planeten, so wenig in dem neusten Teil integrierte, was die Figur ausmacht. Wahrscheinlich wollten die Macher mit den alten Verhaltensmustern brechen, was ihnen auch so gut gelungen ist, dass der John Rambo in Rambo: Last Blood auch jede beliebige andere Figur sein könnte.
So fängt es mit Kleinigkeiten an, wie die hervorragenden Kommunikationsfähigkeit des eigentlich so wortkargen Titelhelden, und hört damit auf, dass der Krieg bis auf wenige zwanghaft reingestopft wirkende Psychosen und einer unterirdischen Behausung eigentlich gar keine Rolle spielt. Bei einer Figur, die untrennbar mit dem Krieg verbunden ist, erscheint der Bruch viel zu groß, dass plötzlich gar kein ernstzunehmender Bezug mehr herrscht.
Alle bisherigen Teile ziehen einen Mehrwert aus den vorangegangenen. Rambo 5 kommt jedoch vollkommen ohne die drei Vorgängerfilme aus, da sie weder der Figur noch der Handlung mehr Tiefe verleihen.
Ein Held, der den Glauben an die Menschheit verloren hatte und nur durch persönliche Bindungen immer wieder zum Retter wurde, wird im neusten Teil als hilfsbereiter Gutmensch dargestellt. Der Bruch wird durch die Figur Gabrielle begründet, die den vereinsamten Mann wieder die Hoffnung auf das Gute auf der Welt zurückgegeben hat. Was beispielsweise in Man on Fire hervorragend durch die feinfühligen Momenten zwischen den Hauptfiguren funktionierte, mutiert hier zu einer einfachen Behauptung, die emotional kaum nachzuempfinden ist. Rein durch in Dialogen gestreute Informationen, die darüber hinaus auch nur als Informationsübermittlung dienen, wird der Hintergrund von Rambo zu der Familie seiner Haushälterin beleuchtet, ohne auch nur einen wahrhaftigen Glücksmoment zu zeigen.
Dennoch muss man eingestehen, dass Regisseur Adrian Grunberg in Richtung Schlussakt mit einem wirklich berührenden kleinen Augenblick überrascht. Dennoch reicht das nicht, um die oberflächlichen emotionalen Bindungen der Figuren für den Zuschauer greifbar zu machen.
Eine weitere große Enttäuschungen ist auch Hauptdarsteller Sylvester Stallone. Im Gegensatz zur weit verbreiteten Meinung und der Goldenen Himbeere-Nominierungen hat Stallone bisher immer einen erstklassigen und vor allem gebrochenen Rambo verkörpert, wie ihn auf diese spezielle Weise wohl kaum ein anderer hätte darstellen können. Davon ist in seiner neusten Darbietung nichts mehr zu sehen. Der Actionstar spielt hier eine oberflächliche Figur, die jedwede markanten Eigenschaften vermissen lässt. Das heißt nicht, dass Stallone grundsätzlich nicht gewohnt charismatisch ist, ganz im Gegenteil, nur sieht man keinen John Rambo.

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Abgesehen davon wird bei Rambo: Last Blood inszenatorisch durchweg solide Arbeit geleistet. Zwar lässt Regisseur Adrian Grunberg seine durchaus frische Inszenierung aus Get The Gringo vermissen, präsentiert dennoch einen handwerklich routinierten Film. Auch wenn die Szenen beim Autofahren schon seit Jahren nicht mehr so unecht wirkten wie hier, so kann Grunberg jedoch mit guten Actionszenen punkten. Die fallen zwar auch wenig herausstechend aus, können durch den hohen Gewaltgrat aber sehr gut unterhalten. Vor allem im Showdown werden einige einfallsreiche Fallen geboten, mit deren Hilfe sich Rambo durch seine Gegner metzelt. Fans von blutiger Action kommen hier auf jeden Fall voll auf ihre Kosten. Und in dieser skrupellosen Phase schimmert dann doch wenigstens ein wenig Rambo durch.
Darstellerisch werden neben Hauptdarsteller Sylvester Stallone kaum nennenswerte Leistungen geboten. Die meisten Darsteller haben aber spürbar mit den schwachen Dialogen zu kämpfen, die, wie bereits erwähnt, zahlreich ausschließlich als Informationsgeber funktionieren. Darüber hinaus darf sich Paz Vega mit einer fast vollkommen überflüssigen Figur herumschlagen.
Letztendlich ist Rambo: Last Blood dank eines gewohnt kernigen Hauptdarstellers und einem gelungenen Showdowns als Actionfilm durchaus unterhaltsam. Als Rambo-Film jedoch kann das Werk von Adrian Grunberg nicht überzeugen. Lediglich der Abspann und der gelungene Score von Brian Tyler erinnern zumindest ein wenig an die vergangenen Herausforderungen.
Ansonsten haben sich die Macher mit Rambo: Last Blood absolut keinen Gefallen getan, vor allem da die Reihe mit John Rambo einen wunderbaren Abschluss erfahren hatte. Nun hängt die Reihe leider in der Luft und man kann nur hoffen, dass möglichst bald noch ein würdiges Schlusskapitel erschaffen wird.

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Alles in allem ist der fünfte Teil routinierte, durch den passend hohen Gewaltgehalt und den einfallsreichen Showdown aber dennoch leicht überdurchschnittliche Actionkost. Nur gab es wohl beim Titel eine Verwechslung.
Fazit
Als Actionfilm ist Rambo: Last Blood okay. Als Rambo-Film, was er leider nun einmal ist, funktioniert das Werk von Adrian Grunberg nicht, da man kaum etwas von den Eigenschaften der vorangegangenen Filme, aber vor allem von der Figur, wiederfindet. Zudem fehlt es der Rachegeschichte trotz der skrupellosen Geschehnisse an jeglicher emotionaler Kraft, wodurch die Motivationen des Protagonisten zu platten Behauptungen mutieren.
4/10










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vincevega73 -
Naja, mal abgesehen vom ersten Teil, hatte die Figur nie irgendeine Tiefe. Der vierte Teil, hatte ja nun gar nichts vorzuweisen, ausser Gewalt ;). Also würde ich dem fünften auch nicht ankreiden.