Gemini Man

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  • Einleitung

    Der visionäre Regisseur Ang Lee (Life of Pi) lässt Will Smith ab dem 3. Oktober 2019 in Gemini Man gegen sein jüngeres Ich antreten. Ob der Action-Thriller mit der HFR Technik gelungen ist, verraten die nachfolgenden Absätze.

    Gemini Man handelt von dem älteren Regierungsagenten Henry Brogan (Will Smith) der versucht in den Ruhestand zu gehen. Doch sein Tod wurde in Auftrag gegeben und der Mann, der ihn töten soll, ist eine geklonte, jüngere Version seiner selbst.

    © 2019 Paramount Pictures


    Kritik

    Gemini Man wird vom Studio Paramount seit dem ersten Bildmaterial mit seinen technischen Besonderheiten beworben. Regisseur Ang Lee setzt bei seinem neuesten Film voll auf die HFR Technik mit 120 FPS (120 Bilder pro Sekunde) und natives 3D. Schon seinen letzten Spielfilm „Die irre Heldentour des Billy Lynn“ inszenierte der Oscarpreisträger mit einer hohen Bildwiederholrate.
    Rein von seinem technischen Aspekt ist Gemini Man auf allerhöchstem Niveau. Der hyperrealistische, wenn auch super-saubere Look kann nach einer gewissen Eingewöhnungsphase durchaus überzeugen. Besonders die glasklaren und gestochen Scharfen Bilder können begeistern und ziehen den Zuschauer voll in das Geschehen hinein. Dabei fühlt man sich oft wie ein Beobachter, der das Ganze durch ein Fenster betrachtet.
    Durch die Technik wird Lee’s Hingabe für besondere Details umso mehr unterstützt. Die hohe Framerate bringt weichere, aber auch „schnellere“ Bilder mit sich, die in den ersten Minuten des Films ungewohnt erscheinen. Aber je mehr Zeit vergeht können die Bilder ihre volle Pracht entfalten. Besonders die Nachtaufnahmen sowie die Landschaften sehen großartig aus.

    Auch die digitale Verjüngung von Will Smith sieht bis auf wenige Ausnahmen sehr gelungen aus. Das Effektteam hat mit dem verjüngten Charakter sehr gute Arbeit geleistet. Hin und wieder ist aber an den Augen oder während der stark ausgeleuchteten Tagesaufnahmen eine gewisse Künstlichkeit zu erkennen.

    In vielen Filmen der letzten Jahre war das 3D nur eine unnötige Spielerei, die keinerlei Mehrwert besitzt. In Gemini Man ist das 3D jedoch das Beste, dass es seit Jahren zu sehen gab. Ang Lee und Kameramann Dion Beebe nutzen das 3D, um durchgängig räumliche Tiefe entstehen zu lassen und die Actionszenen sinnvoll zu unterstützen. Ohnehin ist Gemini Man ein Film, der seine Wirkung nur im Kino entfalten kann.

    © 2019 Paramount Pictures

    Leider bietet Gemini Man Abseits der technischen Brillanz, inhaltlich recht wenig. Das beginnt schon bei der klischeehaften Story um Super Klon Soldaten und Killer im Auftrag der Regierung, die ihren Job nicht mehr ausführen wollen und somit auf der Abschussliste landen. Die Autoren um David Benioff schaffen es nicht über oberflächliche Themen hinaus zu gehen. So werden zwar potenziell interessante Ansätze angeschnitten, aber nie in der Tiefe vertieft. Auch kommen Entwicklungen aus dem Nichts oder werden innerhalb weniger Momente schnell abgehakt.
    Gleichzeitig bekommen die Figuren nur die nötigste Charakterisierung und besitzen kaum Tiefe. Beispielsweise fällt es schwer mit dem Protagonisten Henry Brogan mitzufiebern, da diese Person wenig empathisch sowie kühl gezeichnet ist. Daraus entsteht das Problem, dass sein Dilemma nicht glaubwürdig erscheint. Grundsätzlich wirken die Charaktere recht hölzern und fühlen sich nur selten wie echte Menschen an.

    Inhaltlich passiert in Gemini Man recht wenig, sodass sich bei der Laufzeit von knapp zwei Stunden einige Längen einschleichen. Der prominent beworbene und überall omnipräsente Twist, erscheint erst gegen Mitte des Films. In dessen Kenntnis wartet der Zuschauer die Ganze darauf Smith gegen Smith zu sehen. Eine knackigere Laufzeit hätte Gemini Man definitiv gutgetan.

    Ang Lee inszeniert in Gemini Man einige sehr spaßige Actionszenen, die teilweise durch die HFR Technik dynamischer wirken. Die Action bietet zwar nichts bahnbrechendes oder neuartiges, ist aber durch optische Spielereien und gelungenen Stunts sowie dem großartigen 3D sehr sehenswert. Gerade die Motorradverfolgungsjagd zwischen Will Smith' Charakter und seinem jüngeren Ich ist sehr gelungen. Hin und wieder sehen die Actionszenen aber durch die hohe Bildwiederholrate ein wenig seltsam aus.

    Will Smith macht in der Hauptrolle durchgehend eine gute Figur und kann vor allem durch seine physische Präsenz überzeugen. Der schwach geschriebenen Figur Henry Brogan kann Smith durch sein Schauspiel einige Facetten mehr geben. Mary Elizabeth Winstead hat nicht so viel zu tun, macht jedoch das beste aus der Rolle. Zudem stimmt die Chemie zwischen ihr und Smith. Clive Owen hingegen ist vollkommen verschenkt und muss den Klischeebösewicht ohne jegliche Konturen abgeben.

    © 2019 Paramount Pictures



    Fazit

    Gemini Man bietet eine beeindruckende Technik und gelungene Actionszenen. Jedoch ist der Action-Thriller inhaltlich sehr schwach auf der Brust, was sich auch in narrativen Problemen auswirkt. Storytechnisch und inszenatorisch ist der Film zudem ziemlich konventionell ausgefallen.
    Aber gerade durch die Technik, Will Smith und gelungenen Szenen macht der Film ordentlich spaß. Gemini Man ist ein Film, der seine Wirkung nur im Kino entfalten kann und somit im Heimkino vermutlich nur halb so viel unterhalten wird.




    6/10

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    Infos
    Originaltitel:
    Gemini Man
    Land:
    USA
    Jahr:
    2019
    Studio/Verleih:
    Paramount Pictures
    Regie:
    Ang Lee
    Produzent(en):
    Jerry Bruckheimer, David Ellison, Dana Goldberg, Don Granger
    Drehbuch:
    David Benioff, Billy Ray, Darren Lemke
    Kamera:
    Dion Beebe
    Musik:
    Lorne Balfe
    Genre:
    Action, Thriller
    Darsteller:
    Will Smith, Mary Elizabeth Winstead, Clive Owen, Benedict Wong
    Inhalt:
    Gemini Man handelt von dem älteren Regierungsagenten Henry Brogan (Will Smith) der versucht in den Ruhestand zu gehen. Doch sein Tod wurde in Auftrag gegeben und der Mann, der ihn töten soll, ist eine geklonte, jüngere Version seiner selbst.
    Start (DE):
    03. Oktober 2019
    Start (USA):
    11. Oktober 2019
    Laufzeit:
    117 Minuten
    FSK:
    ab 12 Jahren
    Bilder
    • Gemini-Man-01.jpg

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