Übersicht
Einleitung
Seit fast dreißig Jahren sind Will Smith und Martin Lawrence bereits als Bad Boys im Einsatz. Der 1995 erschienene erste Teil markierte nicht nur für Regisseur und Actionspezialist Michael Bay ("Transformers") den Startschuss für eine beeindruckende Karriere als Blockbuster-Garant, er gehört auch für Smith zu den Filmen, die ihn als Kinostar etabliert haben. Auch wenn Bay nach Teil 2 das Regiezepter aus der Hand gab, so ist Smith wenig verwunderlich der Reihe treu geblieben und kehrt zum nun mehr vierten Mal als Cop mit Hang zu Kollateralschäden zurück - fest an seiner Seite natürlich Martin Lawrence als sein Partner Marcus Burnett.
Dieses Mal werden die beliebtesten bösen Jungs Miamis von Jägern zu Gejagten, denn irgendjemand hat sie auf die Abschussliste gesetzt und selbst die eigenen Leute machen nun Jagd auf sie.
Wie bereits der Vorgänger "Bad Boys for Life" wurde Bad Boys: Ride or Die von Adil El Arbi und Bilall Fallah in Szene gesetzt.
In den Hauptrollen sind selbstverständlich wieder Will Smith und Martin Lawrence zu sehen. Mit unter anderem Vanessa Hudgens, Jacob Scipio, Alexander Ludwig und Franchise-Urgestein Joe Pantoliano gibt es auch weitere darstellerischen Rückkehrer.
Desweiteren werden unter anderem noch Eric Dane ("The Last Ship"), Ioan Gruffudd ("San Andreas") sowie Tiffany Haddish ("Massive Talent") zu sehen sein.
© 2024 Sony Pictures
Kritik
Inhaltlich waren die "Bad Boys"-Filme noch nie wirklich gelungene Werke, viel mehr lebten sie von der brachialen Action, dem gut aufgelegten Hauptdarstellerduo und ihren temporeichen Wortgefechten. Letzteres driftete nach Teil eins zwar merklich in den Blödelhumor ab und nahm zunehmend auch immer mehr Fremdschämcharakter an, sodass vermutlich nur noch Spätpubertäre wirklich lachen konnten. Dennoch, die beiden Hauptdarsteller transportierten dies stets mit einer gewissen Leichtigkeit sowie Freude, sodass man das peinliche Niveau zumindest teilweise verzeihen konnte. Garniert wurde das Ganze stets mit einer vor Coolness strotzenden Bildersprache und vor allem in Teil 2 mit atemberaubenden Actionszenen, in denen sich Regisseur Michael Bay mal so richtig austoben konnte. Ab Teil 3 übernahmen Adil El Arbi und Bilall Fallah die Regie und versuchten die Coolness beizubehalten und gleichzeitig ihre ganz eigene Bildersprache zu etablieren. Zwar erreichten sie in "Bad Boys for Life" nie die visuelle Ästhetik von Bay, doch erdeten sie die Geschehnisse wieder etwas, sodass zumindest einige Zuschauer eine qualitative Steigerung zu Bays Eskapismus aus Teil 2 sahen. Zumindest die Besucherzahlen spiegelten dies wieder, die dem dritten Teil das bisher höchste Einspielergebnis der Reihe bescherten. Da war es wenig verwunderlich, dass man das Regieduo auch für den vierten Teil haben wollte und so durften sie sich sogar mit etwas mehr Budget bei Bad Boys: Ride or Die austoben. Doch so richtig gut angelegt wollten die 100 Millionen US-Dollar dann doch nicht sein, denn auch wenn der vierte Teil einige gelungene Ansätze bietet, so ist er doch in zahlreichen Belangen eher ein Schritt zurück als nach vorne. Ganz besonders liegt das an der Action, die zwar mit einigen kreativen Gimmicks daherkommt, die allerdings meist nicht so richtig ihre Wirkung erzielen. Dazu ist sie in der Regel hektisch geschnitten und mit Wackelkamera gefilmt, sodass man viel zu schnell den Überblick verliert. Trotz dieser unbeliebten Methoden, um das Tempo künstlich zu erhöhen und eventuelle Schwachstellen der Actionszenen zu kaschieren, ist es leider nicht zu übersehen, dass besonders in den Nahkämpfen bei einigen Darstellern die Fähigkeiten limitiert sind.
Aber auch bei Schusswechseln und Autoaction kann Bad Boys: Ride or Die in Zeiten von John Wick, Ethan Hunt und Co. kaum nennenswerte Akzente setzen. Zu unausgereift wirken die Choreografien, die Kamerafahrten, die Schnitte und die Bildersprache. Zwar gibt der leichte farbliche Neon-Touch visuell für die Reihe nett gemeinte neue Impulse, doch so richtig aufgehen tun diese ebenfalls nicht. Vielleicht liegt es an dem fehlenden Fingerspitzengefühl der Regisseure für stylisch-überhöhte Bilder oder aber einfach daran, dass die beiden Hauptdarsteller sichtlich alt geworden sind und eine jung-hippe visuelle Gestaltung damit nicht wirklich einhergeht und so eher unfreiwillig komisch wirkt.
Und wenn man schon bei den beiden Hauptdarstellern ist, so muss man leider eingestehen, dass selbst ein lange jung gebliebener Will Smith mittlerweile häufig müde und ausgelaugt wirkt, wenn er sich auch merklich Mühe gibt, das zu überspielen. Kam Martin Lawrence bereits seit Teil 2 nur noch spärlich dem ursprünglichen Bad Boys-Charme hinterher, konnte Smith mit seiner überschäumenden Energie, seinem unwiderstehlichen Charme und seinem nicht abzustreitenden Charisma seinen Schauspielkollegen stets mitziehen. Doch kommt Smith das mittlerweile selbst abhanden, sodass die Spritzigkeit der beiden Figuren völlig verflogen ist. In dessen Zug wirken die schon immer nicht sonderlich gelungenen Gags hier noch deplatzierter. Folglich geht der Humor dieses Mal überhaupt nicht auf und schlimmer noch, Lawrences Burnett nervt an vielen Stellen nur noch. Gerade die spirituelle Erfahrung, die er macht, schießt völlig über das Ziel hinaus.
© 2024 Sony Pictures
Aber auch abseits der beiden Hauptdarsteller kann man wenig Schauspieler hervorheben. Grundsätzlich bekleckert sich nahezu die ganze Besetzung nicht gerade mit Ruhm. Einzig Jacob Scipio überrascht hier angenehm. Nicht nur macht er in den Actionszenen eine überaus gute Figur, auch die raue Gangster-Attitüde gepaart mit einer immer wieder durchschimmernden Verletzlichkeit steht dem Darsteller ungemein gut. So ist es wenig verwunderlich, dass er, nach dem Actiondebakel "The Expendables 4", wo er ebenfalls bereits zu den äußerst wenigen Highlights zählte, auch hier zum interessantesten Darsteller heranwächst und selbstverständlich im selben Zug auch seine Figur auf eine gänzlich andere Stufe hebt als es dem Rest in Bad Boys: Ride or Die möglich ist. Aber auch Eric Dane schlägt sich als eindimensional geschriebener Bösewicht im Angesicht der mauen Vorlage, die ihm das Drehbuch bietet, äußerst gut. Mit einer erschreckend genüsslichen Kälte strahlt er stets eine nicht zu verachtende Bedrohung aus. Leider macht das Drehbuch mit diesen beiden Figuren schmerzlich wenig, sodass man nur allzu oft kopfschüttelnd feststellt, wie viel Potential hier liegengelassen wurde. Stattdessen schafft man lieber Raum für unlustige Blödeleien, nervtötende Beziehungsgespräche zwischen Smith und Lawrence sowie leider zu häufig austauschbare Action, die selbst aus der fantastischen Kulisse im Showdown viel zu wenig herausholt.
Allerdings kann auch festgehalten werden, wer an dem direkten Vorgänger viel Freude hatte, wird höchstwahrscheinlich auch hier auf seine Kosten kommen, auch wenn das Pulver für die Bad Boys nach fast dreißig Jahren verschossen zu sein scheint.
Fazit
Die Bad Boys sind alt geworden und so trifft der noch nie sonderlich gelungene pubertäre Humor noch weniger ins Ziel als in den Teilen zuvor. Dazu kommt die Action häufig ebenfalls behäbig oder anstrengend künstlich auf Tempo getrimmt daher, sodass man wenig mit den Qualitäten der vorangegangenen Filme anzufangen weiß. Mit einem gut aufgelegten Jacob Scipio hätte man die Möglichkeit gehabt, dem Geschehen etwas mehr Gravitas zu verleihen und dadurch dem Alter der Hauptfiguren angemessen etwas Reife zu erlangen, vermeidet dies allerdings durchweg gekonnt. So ist Bad Boys: Ride or Die leider allzu austauschbar und es bleiben einem lediglich die nervtötenden und niveaulosen Gespräche der Hauptfiguren im Gedächtnis.
4/10
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