Übersicht
Einleitung
Regisseur Kim Han-min nahm sich einer Mammutaufgabe an. Er wollte einem der größten Nationalhelden Südkoreas, Befehlshaber Yi Sun-shin (auch Yi Sun-sin), ein filmisches Denkmal setzen und mit einer Trilogie drei seiner wichtigsten Schlachten beleuchten. 2013 startete er mit "Der Admiral: Roaring Currents", in dem seine wohl berühmteste Schlacht, die von Myeongnyang, im Zentrum stand, seinen Trilogieversuch und landete damit einen rekordhaltenden Hit. Denn Roaring Currents, in dem Yi mit lediglich 13 Schiffen einer japanischen Übermacht von je nach Quelle 120 bis über 300 Schiffen gegenüberstand, sodass sein Sieg in dieser Seeschlacht als eine der strategisch beeindruckendsten Siege in der Geschichte der Kriegsführung gilt, ist mit über 17 Millionen Zuschauern in Südkorea dort bis heute der mit Abstand besucherstärkste Film aller Zeiten (um die Zahl einordnen zu können: Südkorea hat gut 50 Millionen Einwohner, sodass im Schnitt fast jeder dritte den Film im Kino sah). Und dennoch hat es fast 10 Jahre gedauert, bis Kim nachlegte. 2022 erschien dann mit Hansan: Rising Dragon der zweite Teil der Trilogie, in dem die Seeschlacht bei der Insel Hansan im Mittelpunkt stand, die fünf Jahre vor Myeongnyang stattfand. Zwar konnte dieser den Erfolg des ersten Films nicht reproduzieren, doch war auch dieser Teil an den südkoreanischen Kinokassen ein Hit.
Nachdem im Dezember 2023 dann mit "Noryang" der Trilogieabschluss auf der koreanischen Halbinsel erschien, hat es nun erst einmal Teil 2 unter dem Titel Der Admiral 2: Die Schlacht der Drachen zu uns geschafft.
Im Jahr 1592 muss sich Admiral Yi Sun-shin und seine Flotte gegen den einfallenden japanischen Marine und deren einschüchternden Kriegsschiffen stellen. Als die militärischen Kräfte Koreas in eine Krise stürzen, greift Admiral Yi auf seine Geheimwaffe zurück - den mit Eisen gepanzerten Schildkrötenschiffen und ihrem charakteristischen Drachenkopf, der jeweils die Vorderseite der Schiffe ziert. Mit ihnen möchte Yi den Verlauf der Invasion verändert.
In "Der Admiral: Roaring Currents" war noch "Oldboy"-Star Choi Min-sik als Yi zu sehen. In Der Admiral 2: Die Schlacht der Drachen versucht sich nun Park Hae-il ("Die Frau im Nebel") an der Persönlichkeit. Neben ihm sind unter anderem noch Ahn Sung-ki ("The Divine Fury"), Byun Yo-han ("A Day") und Son Hyun-joo ("The Phone") zu sehen.

© 2024 Plaion Pictures
Kritik
Vom erzählerischen Stil bleibt sich Regisseur Kim Han-min auch in Der Admiral 2: Die Schlacht der Drachen treu und wählt eine eher faktische Herangehensweise. Zwar verzichtet er nicht gänzlich auf die fürs südostasiatische Kino häufig bekannten dick aufgetragenen Emotionen, doch fallen diese verhältnismäßig mager aus, sodass sich diese Gefühlsausbrüche auf wenige Szenen reduzieren. Viel mehr handelt er die wichtigsten Stationen ab, die in der Schlacht vor der Insel Hansan münden. Dabei greift er auch abermals darauf zurück, essentielle politische sowie allgemein für die Geschehnisse essentielle Persönlichkeiten mit Schrifteinblendungen vorzustellen, um sich eventuell das greifbare Etablieren der Vielzahl der historischen Figuren zu vereinfachen. Wie aber bereits beim Vorgänger fällt es ohne jegliche geschichtliche Vorkenntnisse auch hier teilweise schwer den ganzen Beziehungen der Figuren zueinander zu folgen. Dennoch hat man durch diese Art der Erzählung stets das Gefühl, dass man ein allzu unterhaltsames Spektakel geboten bekommt, bei dem man tatsächlich auch noch ein wenig seinen historischen Horizont erweitern kann. Diese Mischung gelang in "Der Admiral: Roaring Currents" zum Einen aufgrund eines enorm charismatischen Choi Min-sik, der Yi mit einer beeindruckenden Souveränität verkörperte, und zum Anderen aufgrund der absolut spektakulären Seeschlachten, die von erstaunlich vielen praktischen Effekten lebten. Auch wenn sich Der Admiral 2 in ähnlichen Gefilden bewegt, so gelingt es dem Prequel jedoch in beiden Aspekten nicht, an den Vorgänger heranzureichen.
Bei den Seeschlachten, die ohne Frage auch hier wieder sehr gelungen sind und einige mitreißende Actionszenen präsentieren, erkennt man allerdings dann doch, dass man knapp 10 Jahre später deutlich mehr auf den Computer setzte, als noch bei dem Erstling. Das hat dann zur Folge, dass der fast ein Jahrzehnt ältere Film in den meisten Fällen deutlich besser aussieht und die Schlachten mehr Durchschlagskraft entwickeln. Auch wenn man sich in diesem Aspekt klar hinter "Roaring Currents" anstellen muss, so kann man auch Der Admiral 2 eine gewisse beeindruckende visuelle Umsetzung nicht absprechen. Kostüme und gerade die Kulissen an Land bewegen sich auf einem für das südkoreanische Kino gewohnt hohem Niveau. Aber auch der überraschend lange Showdown bietet für Fans von Schlachtsequenzen einiges an Schauwerten – trotz des in dem Bereich etwas künstlichen Looks.
Wo Der Admiral 2 aber ebenfalls Einbußen macht, ist beim Hauptdarsteller Park Hae-il. Der gestandene südkoreanische Schauspieler kann als etwas jüngerer Admiral Yi leider zu keinem Augenblick das Charisma entfalten, wie es einst Choi gelang. Dadurch ist man als Zuschauer leider nie so emotional integriert, wie noch beim Vorgänger und die abgeklärte Art Yis sorgt in der Darstellung von Park eher dafür, dass man auf Distanz gehalten wird. Der unterkühlte Erzählstil sowie die distanzierte darstellerische Leistung Parks sind dann auch die Gründe, die nie so richtig Spannung aufkommen lassen möchten. Zwar bleibt das Ganze durchweg interessant, gerade da Yi als großer Stratege berühmt berüchtigt war und seine Kriegsführung dadurch besonders historisch Interessierten einige faszinierende Schachzüge offenbart, doch mitreißend wird das Werk dann erst in der Endphase. Dort weicht aber auch der Realismus ein wenig der Versuchung, großes Kino zu erschaffen. Der Unterhaltung dient dies, auch wenn es dann doch nicht so hundertprozentig mit dem vorangegangenen Stil zusammenkommt.
Alles in allem ist Der Admiral 2: Die Schlacht der Drachen also ein interessantes, wenn auch etwas spannungsarmes Werk geworden, das selbstbewusst auf seine Schauwerte setzen kann – auch wenn es dahingehend den gut 10 Jahre älteren Vorgänger nie erreicht.

© 2024 Plaion Pictures
Fazit
Dank einigen ordentlichen Schauwerten sowie dem durchaus mitreißenden Showdown ist das emotional etwas zu distanzierte Werk von Kim Han-min noch ein überdurchschnittliches Sehvergnügen geworden, auch wenn es die Klasse des Vorgängers zu keinem Zeitpunkt erreicht. Dennoch sollten historisch Interessierte hier einen Blick riskieren, um sich, falls noch nicht mit dem großartigen ersten Teil geschehen, mit Der Admiral 2: Die Schlacht der Drachen einen unterhaltsamen Zugang zu einer der berühmtesten historischen Figuren der koreanischen Geschichte zu ermöglichen.
6/10










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