Übersicht
Einleitung
The Housmaid oder auch Das Hausmädchen gehört zu den Klassikern des südkoreanischen Kinos. Das Original aus der Feder von Kim Ki-young und von ihm selbst inszeniert stammt aus dem Jahr 1960, worin ein Hausmädchen das Leben eines erfolgreichen Pianisten und seiner Familie völlig durcheinanderwirbelt und die Zustände in dem Haushalt in immer tiefere Abgründe stürzt. Kim selbst nahm sich dem Stoff nochmals 1971 sowie 1982 an. 2010 erschien dann die wohl mittlerweile bekannteste Version von Im Sang-soo mit "Squid Game"-Star Lee Jung-jae in der Hauptrolle des Pianisten.
Nun wurde der Stoff erneut in die Hand genommen. Dieses Mal kommt das Werk jedoch von den Philippinen. Als verführerisches Hausmädchen ist dort Schauspielerin, Model und Miss International 2016 Kylie Verzosa zu sehen.
Die hübsche Daisy wird als Haushaltshilfe in einer sehr reichen Familie angestellt. Die Ehefrau Roxanne ist mit Zwillingen hochschwanger. Zwischen Daisy und dem Ehemann entwickelt sich eine leidenschaftliche, heimliche Affäre. Doch als Roxanne davon erfährt, muss Daisy um ihr Leben fürchten.
© 2024 Busch Media Group
Kritik
Ziemlich schnell wird deutlich, dass das philippinische Remake sich stark an der koreanischen Neuinterpretation aus dem Jahr 2010 orientiert und weniger am Original von Kim Ki-young. Besonders aus visueller Sicht ist das alles andere als verwerflich, so bot bereits beim Werk von Im Sang-soo die Bildersprache die größte Qualität. Der philippinische Regisseur Roman Perez Jr. lässt sich stark von Im beeinflussen, sodass man teilweise sogar ganze Einstellungen wiedererkennt. Dass beim philippinischen The Housemaid deutlich weniger finanzielle Möglichkeiten zur Verfügung standen, sieht man dem Film überraschenderweise kaum an. So überspielt Perez Jr. durch seine von Im vorgelegten Bilder gekonnt dieses Manko und schafft es ein optisch äußerst ansprechendes Werk zu kreieren. Auch die Sinnlichkeit überträgt sich dank der schönen Bilder sowie einer verführerischen Kylie Verzosa fast schon selbstverständlich, auch wenn das Werk für den normalerweise nicht mit Freizügigkeit sparenden Filmemacher äußerst zahm daherkommt.
Allerdings übernimmt Perez Jr. für seine Version des Stoffes nicht nur die visuellen Stärken der Vorlage, sondern auch die dramaturgischen Schwächen. Schnell wird bei The Housemaid klar, dass Bilder allein einen Film nicht über fast zwei Stunden tragen können, besonders nicht, wenn dem Filmemacher und seinem Kameramann bald schon keine neuen Ideen mehr einfallen. Zu sehr verlässt man sich auf die schönen Kulissen, die irgendwann aber auch nur noch repetitiv wirken. Dadurch fallen die inhaltlichen Schwächen nur noch mehr ins Gewicht. Denn abseits von einer eher abgegriffenen Geschichte rund um die Affäre eines Hausherren mit seinem Hausmädchen, die keinerlei Frische offenbart, bietet der Film reichlich wenig. Auf eine Klassenkritik wird fast gänzlich verzichtet und auch der spätere Rachefeldzug des Hausmädchens ist nicht nur wenig glaubhaft, die Wandlungen sind auch kaum nachzuvollziehen. Bis sich die Situationen im Hause zuspitzen, vergeht dazu noch viel zu viel Zeit, in der erschreckend wenig passiert – auch zwischen den Figuren. Nicht nur folgt die Eskalation dadurch reichlich abrupt, bis dahin fragt man sich auch zu häufig, was der Film eigentlich erzählen möchte. Wenn dann die Figuren sich auch noch kaum entwickeln, dann ist ein Gefühl von Trägheit kaum noch zu vermeiden.
Dabei bietet die Geschichte durchaus spannendes Potential. Nicht nur um Daisy, dem Hausmädchen, hätte man eine spannende Charakterentwicklung zeichnen können, die in einem emotionalen und erschütternden Finale hätte enden können, auch die alteingesessene Haushälterin Martha offenbar immer wieder Ansätze, die man hätte ausbauen können. Ganz besonders, da die in diesem Jahr verstorbene Jaclyn Jose vor allem in den ruhigen Augenblicken einen wirklich starken Job abliefert. Als sie dann mal aus der Haut fahren darf, entgleitet ihr ihre Rolle zwar deutlich, bis dahin kann sie mit ihren gezielt gesetzten Blicken aber herausstechende schauspielerische Akzente setzten. Aber auch Hauptdarstellerin Kylie Verzosa schlägt sich als Titelfigur durchaus gut, auch wenn ihre Faszination für den Hausherren durch Albert Martinez‘ wenig charismatische Darbietung etwas schleierhaft bleibt.
© 2024 Busch Media Group
Fazit
Grundsätzlich ist The Housmaid auf technischer Ebene ein überraschend ansehnliches Werk geworden, auf inhaltlicher jedoch zu belanglos und zerfahren, sodass sich auch die schönen Bilder leider viel zu schnell abnutzen. Dazu kommt ein wenig nachzuvollziehendes Finale, das einen nur allzu unbefriedigt zurücklässt.
4/10
2.893 mal gelesen