Alien: Romulus

Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklärst du dich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

  • Einleitung


    Nachdem Originalregisseur Ridley Scott zuletzt versuchte mit seinen Prequels "Prometheus" und "Alien: Covenant" dem "Alien"-Universum einen neuen Spin zu verschaffen, geht man nun zurück zu den Wurzeln und kreiert abermals einen klaustrophobischen SciFi-Horror, der den berühmten Xenomorph samt seiner Facehugger als Bedrohung gänzlich in den Fokus rückt. Um das zu bewerkstelligen holte man sich mit dem aus Uruguay stammenden Filmemacher Fede Álvarez einen echten Genrespezialisten an Bord. Nicht nur bewies er mit dem viel gelobten "Don't Breathe" sein Können, wenn es darum geht Spannung bis zum unerträglichen Grad zuzuspitzen, mit dem 2013er "Evil Dead" zeigte er dazu auch noch, dass er es versteht einen wahren Terror zu entfesseln. Darüber hinaus gelang es ihm mit dem letztgenannten Titel bereits eine berühmte Horrorreihe erfolgreich zu neuem Leben zu erwecken. Gemeinsam mit seinem langjährigen Wegbegleiter Rodo Sayagues, der an sämtlichen Spielfilmen von Álvarez mitschrieb, verfasste er auch das Drehbuch zum neusten "Alien"-Beitrag Alien: Romulus.

    In Alien: Romulus geht es um eine Gruppe junger Menschen, die auf ein verlassenes Raumschiff des Weyland-Yutani-Konzerns stoßen. In der Hoffnung wertvolle Dinge plündern zu können, finden sie allerdings eines der schrecklichsten Kreaturen des Universums vor - den Xenomorph.

    Als Darsteller sind unter anderem Cailee Speany ("Priscilla"), Isabela Merced ("Sicario 2"), David Jonsson ("Deep State"), Archie Renaux ("Voyagers"), Spike Fearn ("Aftersun") und Aileen Wu ("Closing Doors") zu sehen.

    © 2024 Disney

    Kritik


    Dass es Regisseur und Drehbuchautor Fede Álvarez versteht Atmosphäre aufzubauen, bewies er bereits nahezu in jedem seiner Werke. Und auch Alien: Romulus bildet da keine Ausnahme, was bereits ab der ersten Minute deutlich wird. Denn auch wenn sich der Filmemacher gut 40 Minuten Zeit lässt, bis der altbekannte "Alien"-Horror durch die Facehugger losgeht, gelingt es Álvarez bereits mit seinem erstklassigen Worldbuilding auf einem Minenplaneten, der keinerlei Sonnenstrahlen zulässt, eine bedrückende Stimmung zu erzeugen, die einen unweigerlich in seinen Bann zieht, dabei sogar an große SciFi-Klassiker wie Ridley Scotts "Blade Runner" erinnert. Er greift dafür auf gekonnte Weise den Look der ersten beiden Filme auf und arbeitet die technischen Geräte, Kostüme und das Styling der Figuren homogen in das Werk ein, sodass sich die zeitliche Verortung von Alien: Romulus zwischen "Alien" und "Aliens: Die Rückkehr" absolut organisch anfühlt und man so in Zukunft die Filmreihe nach ihrer inhaltlichen Chronologie ohne Probleme schauen kann. Zwar kann Álvarez zweifellos auf deutlich ausgereiftere technische Mittel zurückgreifen, als noch seine beiden Regiekollegen Ridley Scott ("Alien") und James Cameron ("Aliens: Die Rückkehr") vor etwa vier Jahrzehnten, was man insbesondere bei den Computereffekten merkt, dennoch gibt sich der Uruguayer ungemein viel Mühe, sich vom visuellen Erscheinungsbild seiner Vorbilder nicht zu sehr zu entfernen. Das gelingt im besonders dadurch, dass er auch auf etliche praktische Effekte setzt, die nicht nur beim einmal mehr herausragenden Creature-Design des Xenomorphs zum Tragen kommt, sondern auch bei den Kulissen und der Raumschiffen.

    Generell ist Alien: Romulus visuell ungemein stark geworden. Abgesehen von der Ausstattung, den Effekten, ob praktisch oder digital, sowie der Maske versteht es Álvarez mit seinem Kameramann Galo Olivares ("Gretel & Hansel") beklemmende Bilder zu kreieren, die mit einnehmenden Einstellungen und dynamischen Kamerafahrten viel fürs Auge bieten.
    Einziger Kritikpunkt bei der visuellen Gestaltung ist ein mithilfe von Computertechnik zurückgebrachter Charakter, der sich durch sein unnatürlich wirkendes Erscheinungsbild stetig wie ein Fremdköper anfühlt. Besonders, da die Effekte ansonsten durchweg stark sind. Dieses Uncanny Valley reißt einen leider zwangsläufig immer wieder heraus.

    Inhaltlich bietet Álvarez zwar keine großen Neuerungen, sodass man irgendwie viel Altbekanntes sieht, was aber nicht unbedingt schlecht sein muss. Dabei sät der Filmemacher auch immer wieder reichlich Verweise auf andere Filme der Reihe, die mal geschickter mal etwas sehr gewollt daherkommen, im Großen und Ganzen aber dennoch stets nett anzusehen ist.
    Was ihm überraschend gut gelingt, sind hingegen die Figuren. Zwar dringt man auch hier nicht in die Tiefen der Charaktere vor, durch das angenehm ausführliche Worldbuilding zu Beginn, werden aber zumindest die beiden Hauptfiguren Rain und Andy greifbar. Mit Cailee Speaney und David Jonsson sind diese beiden Protagonisten dazu noch gelungen besetzt, wohingegen man bei Jonsson sogar sagen muss, dass er seine Arbeit herausragend macht. Der noch relativ unbekannte Schauspieler (eine Tatsache, die sich nach dem Film ganz bestimmt ändern dürfte) spielt überraschend stark auf, sodass er sich problemlos in einem Zug mit Lance Henriksen, Michael Fassbender und Ian Holm als ambivalente Androiden genannt werden kann - mehr noch: er dürfte sogar den ein oder anderen der gestandenen Darsteller in seiner Darbietung übertreffen. In Alien: Romulus bildet der Android abermals auch die vielseitigste Figur, da sie vor die moralisch schwersten Herausforderungen gestellt wird. Jonsson meistert diese Situation dermaßen gut, dass man trotz manch zu hinterfragender Entscheidung stets mit ihm mitfiebert, ohne dass er dabei jemals einem das Gefühl vermittelt, dass hier kein Android vor einem steht (eine Tatsache, die Fassbender beispielsweise hin und wieder abging).
    Leider kommt aber auch Álvarez in seinem "Alien-Film" nicht darum herum, einige seiner Figuren wirklich dumme Entscheidungen treffen zu lassen, sodass man dann doch hin und wieder davon genervt ist. Das beraubt dem Werk unnötigerweise zu häufig seiner möglichen Kraft, da man das Gefühl bekommt, dass diese Momente lediglich entstehen, um die Handlung möglichst einfach voranzutreiben.

    © 2024 Disney


    Was dem Film am Ende dann doch etwas den Boden unter den Füßen wegreißt, ist der letzte Akt, der nicht nur völlig überflüssig ist, sondern auch noch ein wenig das Vorangegangene in seiner Bedrohung entkräftet. Diese Phase wird generell für gespaltene Gemüter sorgen, was jedoch nicht nötig gewesen wäre, da die in Alien: Romulus erzählte Geschichte diesen Part einfach nicht gebraucht hätte. So werden einige mit diesem Akt große Probleme haben (wie der Autor dieser Zeilen) und andere es im besten Fall als netten Verweis auf die Prequels sehen. Unnötig bleibt er aber so oder so.

    Fazit


    Fede Álvarez schafft es mit Alien: Romulus sich tonal wie visuell hervorragend zwischen "Alien" und "Aliens: Die Rückkehr" anzusiedeln. Atmosphärisch dicht, darstellerisch gut und nach einer angenehm sich Zeit nehmenden Einleitung rasant erzählt, kommt das Werk lediglich aufgrund einiger sich ziemlich fragwürdig entscheidenden Figuren und eines deplatzierten letzten Aktes ins Straucheln.


    6/10

    :stern: :stern: :stern: :stern: :stern: :stern: :stern2: :stern2: :stern2: :stern2:
    Infos
    Originaltitel:
    Alien: Romulus
    Land:
    USA
    Jahr:
    2024
    Studio/Verleih:
    20th Century Studios
    Regie:
    Fede Álvarez
    Drehbuch:
    Rodo Sayagues, Fede Álvarez
    Kamera:
    Galo Olivares
    Musik:
    Benjamin Wallfisch
    Genre:
    SciFi, Horror, Action
    Darsteller:
    Cailee Speany, David Jonsson, Isabela Merced, Archie Renaux, Spike Fearn, Aileen Wu
    Start (DE):
    15.08.2024
    Start (USA):
    16.08.2024
    Laufzeit:
    119 Minuten
    FSK:
    ab 16 Jahren
    Bilder
    • Alien-Romulus-02.jpg

      971,9 kB, 1.500×784, 225 mal angesehen

    4.205 mal gelesen

Kommentare 2