Übersicht
Einleitung
In den letzten Jahren hat man Kultschauspieler Nicolas Cage in so vielseitigen Rollen wie noch nie in seiner Karriere gesehen. Vom schrulligen Lehrer im Arthause-Film "Dream Scenario", über einen skrupellosen Büffeljäger in "Butcher's Crossing", als pensionierter Strandbewohner in "The Retirement Plan", als sich selbst in "Massive Talent" oder zuletzt als beängstigender Psycho-Killer in "Longlegs", der extrovertierte Cage scheint derzeit jede Gelegenheit zu nutzen, um sich kreativ als Schauspieler auszuleben. Mit Arcadian versucht er sich nun als alleinerziehender Vater in einer dystopischen Welt.
15 Jahre nachdem eine Katastrophe die Menschheit weitestgehend ausgerottet hat, kämpfen Paul und seine Söhne Thomas und Joseph ums Überleben. Nacht für Nacht müssen sie sich im obersten Stock eines verfallenen Bauernhauses verbarrikadieren, um Schutz vor den lichtscheuen Kreaturen zu finden, die aus den Tiefen des Erdbodens kriechen und gnadenlos Jagd auf die letzten verbliebenen Menschen machen. Als Thomas nach einem Besuch auf der benachbarten Farm der Familie Rose nicht vor Einbruch der Dunkelheit zurückkehrt, macht sich Paul auf, um ihn zu suchen.
Die Regie bei Arcadian übernahm Benjamin Brewer der mit Cage bereits beim 2016er "The Trust" zusammenarbeitete.
© 2024 Capelight Pictures
Kritik
Nicolas Cage bewies in der jüngeren Vergangenheit bereits mehrfach sein Händchen für spannende, wenn auch nicht immer massentaugliche Projekte. Auch Arcadian klingt auf dem Papier durchaus interessant, wenn auch Parallelen zu anderen Genrevertretern nicht zu verkennen sind. Aber eine Geschichte in einer dystopischen Welt in einem abgelegenen Landhaus, wo eine Bedrohung von außen stetig auf das Leben einwirkt, bietet stets eine Grundlage für eine angezogene Suspense-Schraube. Und auch Arcadian hat durchaus dahingehend seine Momente, bietet sogar hin und wieder visuell tolle Außenaufnahmen. Jedoch zieht sich gerade die optische Qualität nicht ausreichend durch. Das liegt weniger an den stimmigen Kulissen, sondern vielmehr an der häufig anstrengenden Kameraführung, die in der meisten Zeit viel zu unruhig daherkommt sowie zu nah an den Figuren klebt. Anstatt dass dadurch eine Unmittelbarkeit erzeugt wird, wirkt vieles lediglich unübersichtlich. Zu häufig ist vom eigentlich Geschehen nur wenig zu erkennen. Nachdem die Kreaturen enthüllt werden, verbessert sich dies zwar, richtig gelungen wird es dabei dennoch nicht.
Beim Design der Kreaturen hat man dann auch durchaus Mut bewiesen, wenn diese auch stets auf dem Grad zwischen verstörend-beängstigend und unfreiwillig komisch wandern. Eine gewisse Kreativität kann man dem Erscheinungsbild jedoch nicht absprechen.
Dass das Rad bei solchen Werken nicht unbedingt neu erfunden werden muss, haben bereits zahlreiche effektive Genrefilme bewiesen. Und das ist wahrlich auch nicht das Problem von Arcadian. Vielmehr fällt es schwer einen Zugang zu den Figuren zu finden. Gerade die beiden Hauptfiguren Joseph und Thomas, die von Jaeden Martell und Maxwell Jenkins verkörpert werden, bleiben fast durchgängig unsympathisch, sodass man wenig mit ihnen mitfiebert. Der von Nicolas Cage dargestellte Filmvater der beiden bekommt im späteren Verlauf des Werks eine immer weiter untergeordnete Rolle. Dabei ist Cage einmal mehr die größte Stärke des von seinem „The Trust“-Regisseur inszenierten Films. Der gestandene Schauspieler offenbart hier eine angenehm zurückhaltende Performance, die er immer wieder mit überraschend einfühlsamen kleinen Blicken garniert. Doch leider muss Regisseur Benjamin Brewer vermehrt auf diese Qualität verzichten, sodass es immer deutlicher wird, dass Martell und Jenkins Arcadian zu keinem Augenblick tragen können.
Effekttechnisch kann sich die Produktion aber durchaus sehen lassen.
© 2024 Capelight Pictures
Fazit
Arcadian punktet mit ein paar gelungenen Einzelaufnahmen, einem abermals starken Nicolas Cage (leider nur in einer großen Nebenrolle) und auch die bösartigen Kreaturen bringen zumindest ein wenig Abwechslung in die gängigen Sehgewohnheiten. Jedoch sorgen die unsympathischen Hauptfiguren sowie die anstrengend unruhige Kamera für wenig Begeisterung. Die genannten Qualitäten lassen zumindest noch eine durchschnittliche Seherfahrung entstehen, auch wenn man aufgrund der Kritikpunkte nie so richtig mitfiebern kann.
5/10
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