Übersicht
Einleitung
Regisseur Pedro Almodóvar ist einer der Regisseure, die seit jeher starke Frauenfiguren in ihren Filmen abbilden und konnte damit zuletzt unter anderem mit "Parallele Mütter" punkten und bietet dies auch in seinem neuesten Film The Room Next Door wieder. Kombiniert wird dies dieses Mal mit dem schwierigen Thema der Selbsttötung bzw. der aktiven Sterbehilfe.
In ihrer Jugend waren Ingrid (Julianne Moore) und Martha (Tilda Swinton) als Mitarbeiterinnen derselben Zeitschrift eng miteinander befreundet. Doch dann sorgte das Leben dafür, dass sie sich aus den Augen verloren. Inzwischen arbeitet Ingrid als Autorin autofiktionaler Werke, Martha als Kriegsreporterin. Nachdem sie jahrelang keinen Kontakt mehr hatten, treffen die beiden Frauen in einer schwierigen, aber auch seltsam schönen Situation wieder aufeinander.
Kritik
Was tun, wenn eine Jugendfreundin im Sterben liegt und einen bittet, ihr dabei zu helfen, einen friedlichen Tod zu finden? Dieser doch eher unangenehmen Situation stellt sich The Room Next Door und zeichnet die Geschichte zweier Freundinnen, die sich zwar lange nicht gesehen haben, aber trotzdem füreinander da sein wollen. In schön eingefangenen Bildern erzählt der Film so die Geschichte von Ingrid und Martha, streut dabei ganz viel Menschlichkeit, aber auch eine gute Prise Humor ein. Gerade letzterer ist es, der dieses prekäre Thema zugänglicher gestaltet und einen Zugang offenbart.
Der andere große Pluspunkt sind die beiden Hauptdarstellerinnen Tilda Swinton und Julianne Moore, die an die Sache mit der nötigen Ernsthaftigkeit herangehen, aber den Humor auch entsprechend umsetzen können. So wirken gerade die dann unausweichlichen, traurigen Momente umso stärker und verleihen den Figuren mehr emotionale Tiefe.
Doch leider, leider wird das alles durch das Drehbuch letztendlich doch stellenweise torpediert und ins Absurde gezogen. Dass Regisseur und Drehbuchautor Almodóvar gerne ernste und zeitgemäße Themen in seinen Werken aufgreift ist nichts Neues und gerne gesehen. Aber hier wirkte es doch stellenweise sehr erzwungen. Gerade die von John Turturro gespielte Figur, welche sich für den Klimaschutz einsetzt, wirkt wie aus einem anderen Film in diesem hineinkopiert und man fühlt sich wie belehrt, wenn er seine Dialoge abspielt. Auch das Ende nach dem eigentlichen Ende ist so ein Ding, das es in dieser Form nicht gebraucht hätte. Hier wird eine Castingentscheidung viel zu wörtlich genommen, was einen wiederum ebenfalls aus dem Film zieht und man nur noch diesen einen Satz im Kopf hat und dezent die Augen rollt.
Fazit
So steht ein insgesamt interessantes Konzept auf wackeligen Beinen. Während die Haupthandlung ordentlich umgesetzt ist, sind es ausgerechnet die kleinen Nebenhandlungen, die dem Werk das Genick zumindest deutlich anknacksen und durch ihre Entscheidungen zu sehr vom eigentlichen Geschehen ablenken. Das ist sehr schade, denn so viel Laufzeit nehmen diese gar nicht ein, wirken sich aber fatal auf das Gesamtwerk aus.
6/10
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