Übersicht
Einleitung
Mit Titeln wie dem herzerwärmenden "Saving Mr. Banks" oder dem launigen "Cruella" bewies Kelly Marcel bereits ihre Qualitäten als Autorin, wenn sie auch bei den genannten Titeln nicht die alleinige Verantwortung über die Drehbücher hatte. Am populärsten dürfte ihre Beteiligung jedoch an den "Venom"-Filmen sein, bei denen sie seit Teil 1 involviert ist und bei Teil 2 sowie auch bei Teil 3 mit Hauptdarsteller Tom Hardy alleine für das Screenplays verantwortlich war. Beim dritten Teil wurde ihr nun sogar eine weitere große Verantwortung übertragen, denn sie durfte bei Venom: The Last Dance auch die Regie übernehmen und feiert mit der 120 Millionen Dollar teuren Produktion ihr Spielfilmdebüt in dieser Position. Da es sich um eine kostspielige Produktion handelt, scheint Sony somit großes Vertrauen in die eigentliche Autorin zu haben, dass sie auch die Aufgabe der Regie meistern kann. Zumindest aber hat man in ihr eine Künstlerin, die mit der Welt der "Venom"-Filme so gut vertraut ist, wie kaum jemand anderes.
In The Last Dance sind Eddie und Venom auf der Flucht. Gejagt von ihren beiden Welten, wird das Netz immer enger und zwingt das Duo zu einer verheerenden Entscheidung, die den Vorhang für Venoms und Eddies letzten Tanz fallen lassen wird.
Als Darsteller sind neben Hauptdarsteller Hardy unter anderem noch Juno Temple ("Ted Lasso"), Chiwetel Ejioford ("Serenity"), Stephen Graham ("Snatch") und Clark Backo ("The Changeling") dabei.
© 2024 Sony Pictures
Kritik
Als wohl der beliebteste Spider-Man-Bösewicht setzten Fans große Hoffnungen in die Solofilme von Venom, ganz besonders, da niemand Geringeres als Tom Hardy als vom Symbionten besetzten Eddie Brock in Erscheinung trat. Leider blieb die erhoffte Offenbarung bereits mit dem ersten Film aus, da er dann doch zu generisch daherkam. Mit etwas Abstand betrachtet handelt es sich beim ersten "Venom" zwar immer noch um einen launigen und soliden Blockbuster, der zu unterhalten weiß, wenn auch die Möglichkeiten der Figur nicht wirklich ausgeschöpft wurden. Als dann mit dem zweiten Teil Carnage, der wohl psychopathischste aller Bösewichte den Gegenpart übernehmen sollte, hofften die Fans abermals auf einen ikonischen Auftritt. Doch besonders hier stieß die unblutige und vielleicht sogar noch generischere Umsetzung bei vielen erheblich auf. Finanziell erfolgreich blieben die beiden Filme dennoch "Venom" generierte an die Kinokassen sensationelle 856 Millionen US-Dollar und V"enom: Let there be Carnage" kam immerhin noch auf 506 Millionen US-Dollar. Bei Budgets zwischen 100 und 120 Millionen US-Dollar waren beide Filme somit an den Kinokassen Hits. Einem dritten Teil stand daher nichts wirklich im Wege und trotz der Enttäuschung um Teil 2 zog man dessen Regisseur Andy Serkis auch für Venom: The Last Dance in Erwägung. Terminliche Schwierigkeiten machten eine Verpflichtung aber schnell zur Nichte. Nach Ruben Fleischer ("Uncharted2) und Serkis ("Mogli: Legende des Dschungels") setzte man dann auf Regieneuling Kelly Marcel und es ist tatsächlich verwunderlich, dass die unerfahrenste Regisseurin der drei künstlerischen Leiter am Ende die souveränste Leistung abliefert. Ja, auch Venom: The Last Dance ist kein qualitativer Befreiungsschlag und besonders kreativ ist er in der Umsetzung definitiv ebenfalls nicht, doch erlaubt sich Marcel inszenatorisch wenig Fehler. In den ruhigen, emotionaleren Szenen lässt sie mit dem richtigen Gespür die Szenen wirken, in den Actionmomenten setzt sie nicht auf zu hektische Schnitte oder verwackelte Kamerafahrten, sodass die Szenen dynamisch, temporeich und doch übersichtlich bleiben. Alles zeugt von einer Souveränität, die einen zwar nicht in Begeisterungsstürme versetzt, aber eben auch nicht wirklich verärgert aufschreien lässt. Das einzige, was man ihr hier ankreiden kann, ist wahrscheinlich lediglich, dass sie nie so richtig mit einfallsreichen Augenblicken heraussticht. Ähnliche Kritik mussten sich die beiden Vorgänger bereits gefallen lassen, jedoch leisteten sich Fleischer (teils unübersichtlicher CGI-Action-Brei) und Serkis (kein Fingerspitzengefühl für die Charaktermomente) inzenatorisch dann doch auch noch ein paar mehr Fehler, sodass Marcel hier dann doch spürbar die Nase vorn hat.
Dramaturgisch kann Venom: The Last Dance auch wieder keine neuen Akzente setzen und weißt hier wohl die größten Schwächen auf. Teilweise ist die Informationsweitergabe an den Zuschauer sogar plump und unfreiwillig komisch, dass man meinen könnte, dass eher auf der Autorenposition ein ungelernter Debütant sitzt. Auch der Storyverlauf kommt immer wieder sehr beliebig daher und baut den ein oder anderen zum Augenverdrehen einladenden Schlenker ein (Stichwort "Mrs. Chen"). In den ruhigen Momenten wiederum erweist sich der dritte "Venom"-Film dann aber als überraschend feinfühlig. Besonders merkt man das an der sich auf Alien-Jagd befindlichen Hippie-Familie, bei deren Einführung man schon Schlimmes erwartet, dann aber doch positiv überrascht wird, wenn Eddie/Venom auf sie treffen und dabei ein paar schöne kleine Augenblicke entstehen. Ansonsten läuft auch dieser Teil die typischen Blockbuster-Stationen ab, von einem geläuterten Bösewicht, über eine ambitionierte Wissenschaftlerin bis hin zu monströsen Ungetümen, die immer wieder für die Actioneinlagen sorgen, um das Rad auch mit Schwung am Laufen zu halten. Mit Knull gibt es auch einen Antagonisten der bedrohlich über dem ganzen Geschehen schwebt, aber eher wie Thanos im MCU hier eingeführt wird und nicht als eigentlicher Gegenspieler fungiert. Er wird vornehmlich für kommende Filme in Position gebracht, wenn auch The Last Dance klar erst einmal als Abschiedsvorstellung von Tom Hardy und Venom verstanden werden sollte.
© 2024 Sony Pictures
Wie man bereits herausliest, bietet das Werk von Marcel wenig Überraschungen, ist weitestgehend vorhersehbar, macht aber dennoch irgendwie kurzweilig Spaß. Tom Hardy merkt man abermals seine Zuneigung für die Figur an, sodass er mit viel Spielfreude wieder dabei ist, auch wenn er über die letzten Jahre spürbar an Charisma eingebüßt hat. Aber auch der Rest der Besetzung macht eine solide Figur, sodass es hier wenig zu mäkeln gibt. Chiwetel Ejiorfor als Rex Strickland lässt in kurzen Einzelmomenten teilweise sogar Erinnerungen an seine ebenso fantastische wie eindringliche Darbietung als Bösewicht in "Serenity" aufkommen, auch wenn er dann doch zu wenig dramaturgisches Material sowie den nötigen Raum bekommt, um an seine Leistung von damals anzuknüpfen. Hier wäre reichlich mehr möglich gewesen.
Und auch der Showdown macht durchaus Laune und erweist sich als der wohl gelungenste der Reihe. Auch wenn hier ebenfalls keine allzu denkwürdigen Augenblicke geboten werden. Dennoch ist hier Tempo drinnen, die Inszenierung passt und visuell sieht das auch ordentlich aus.
Ja, Venom: The Last Dance ist alles andere als sonderlich kreativ, ob bei der Figurenzeichnung, der Geschichte oder der Songauswahl, dennoch unterhält das Ganze am Ende doch irgendwie. Für einen kurzweiligen, wenig fordernden Blockbuster-Abend zum Berieseln eignet sich der dritte Teil aber auf jeden Fall und bietet hier und da dann sogar die ein oder andere ganz süße Szene. Und mit dem Beginn des Abspanns bekommt man dann zum Abschluss auch noch nette begleitende Visualisierungen geboten. Die Post-Credit-Scene ist jedoch wiederum kein allzu großer Wurf.
Fazit
Tom Hardy macht abermals in der Hauptrolle Spaß und Regiedebütantin Kelly Marcel liefert hier einen durchweg souveränen Job ab. Eine qualitative Kehrtwende passiert mit Venom: The Last Dance zwar nicht, unterhaltsam bleibt der Blockbuster dennoch, wenn man ihn wohl auch nicht allzu lang nach dem Abspann wieder vergessen hat. Erwartet man hier wenig anspruchsvolle, kurzweilige Blockbuster-Unterhaltung mit dem Verzicht auf kreative Spielereien, wird man auch genau das bekommen und einen zumindest netten Filmabend haben.
6/10
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