Übersicht
Einleitung
Ken Loach ist bekannt für seine Sozialdramen und konnte vor allem mit "Ich, Daniel Blake" einen kleinen Achtungserfolg einfahren. Nun wirft er mit Sorry We Missed You einen weiteren Blick auf die britische Arbeiterklasse und offenbart einmal mehr, welchem Druck sozialschwache Familien in diesem System ausgesetzt sind.
Ricky, Abby und ihre zwei Kinder leben in Newcastle. Sie sind eine starke, liebevolle Familie, in der jeder für den anderen einsteht. Während Ricky sich mit Gelegenheitsjobs durchschlägt, arbeitet Abby als Altenpflegerin. Egal, wie sehr die beiden sich jedoch anstrengen, wissen sie, dass sie niemals unabhängig sein oder ihr eigenes Haus haben werden. Doch dann heißt es: Jetzt oder nie! Dank der digitalen Revolution bietet sich Ricky die Gelegenheit! Abby und er setzen alles auf eine Karte. Sie verkauft ihr Auto, damit Ricky sich einen Lieferwagen leisten und als selbständiger Kurierfahrer durchstarten kann. Die Zukunft scheint verlockend. Doch der Preis für Rickys Selbstständigkeit erweist sich als wesentlich höher als gedacht. Die Familie muss enger zusammenrücken und um ihren Zusammenhalt kämpfen.

Kritik

Gerade der Fokus auf die Jobs der beiden Eltern zeigt, wie sehr die Familie zu kämpfen hat. Mutter Abby geht einem Job in der Pflege nach, muss täglich mit dem Bus zu mehreren Patienten fahren, während Vater Ricky eine Stelle als Paketbote angenommen hat, die ihn zunehmend an den Rand der Überarbeitung drängt. In Szenen, in denen die Ausbeutung durch den Arbeitgeber immer erdrückender wird, kann Sorry We Missed You sein ganzes Potential entfalten. Die Emotionen in der Familie kochen über, jedes Mitglied begeht eine Dummheit, um die Familie zusammenzuhalten, so dass am Ende nur noch mehr Abstand entsteht.
Es gibt jedoch auch positive, fast schon fröhliche Momente. Diese sind jedoch äußerst rar gesät, dafür aber umso wirkungsvoller, wenn zwischen all den Tränen und der Verzweiflung plötzlich Lachen zu hören ist, die Familie gemeinsam isst oder eine Spritztour unternimmt. Während all dies geschieht, sowohl die negativen als auch wenigen positiven Dinge, bleibt Sorry We Missed You stets unaufgeregt ruhig und verfällt niemals in voyeuristische Darbietungen dieser aussichtlosen Situation.

Fazit
Bis zum Schluss bleibt sich Sorry We Missed You seiner Linie treu und erzählt ein erschütterndes Familienleben, das so eigentlich nicht existieren sollte. Ohne einen Fingerzeig oder eine endgültige Wertung, legt der Film schonungslos das zuweilen marode Sozialsystem moderner Staaten frei. Und dies gelingt Ken Loach einmal mehr vorzüglich.
8/10










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