Übersicht
Einleitung
Kevin Costner hatte schon immer ein Faible für den Western. Als Hauptdarsteller der Neo-Western-Serie "Yellowstone" war er dann auch noch ein Teil des Titels, das für ein beispielloses Revival des Genres sorgte. Gleichzeitig wollte der Filmschaffende ebenfalls sein Herzensprojekt angehen: die Westernsaga Horizon. Für sein passioniertes Projekt griff die Hollywood-Persönlichkeit auch in die eigene Tasche und steuerte für den ersten Teil etwa 38 Millionen US-Dollar seines Privatvermögens bei, in der Hoffnung, dass er seine als Vierteiler angesetzte Saga auf jeden Fall nach seinen Vorstellung verwirklichen kann. Dabei wurden die ersten beiden Teile gleich in einem Zug gedreht.
Teil 1 startet in New Mexico, 1861: Vorboten des Amerikanischen Bürgerkriegs erschüttern den Süden Nordamerikas. Weiße Pioniere besetzen auf ihrem Zug nach Westen die Gebiete der Apachen, die sich brutal gegen die Landnahme wehren. Aber auch unter den Siedlern herrscht blutiges Chaos. Als der Vater der gefürchteten Sykes-Brüder Opfer eines Anschlags wird, nehmen seine Söhne die unbarmherzige Verfolgung der Attentäterin auf.
Nicht nur hat Costner bei Horizon die Regie geführt, bei seinem Herzensprojekt schrieb er auch am Drehbuch mit, produzierte das Werk und stand selbstverständlich auch als Hauptdarsteller vor der Kamera. Darüber hinaus konnte er mit Sam Worthington ("Avatar"), Sienna Miller ("Anatomie eines Skandals"), Danny Huston ("Yellowstone"), Luke Wilson ("Zombieland 2"), Jena Malone ("Sucker Punch") und Abbey Lee ("Mad Max: Fury Road") einen namenhaften Cast um sich versammeln.
© 2024 Tobis
Kritik
Dass Regisseur, Produzent, Autor und Hauptdarsteller Kevin Costner besonders das Western-Genre am Herzen liegt, zeigt sich nicht nur an seiner Filmographie als Schauspieler, sondern besonders auch der Auswahl der Titel, die er selbst inszenierte. Vor Horizon führte Costner lediglich bei drei Filmen Regie, wovon zwei waschechte Western waren ("Der mit dem Wolf tanzt" und "Open Range") und einer zumindest Western-Vibes versprühte ("Postman"). Mit Horizon kehrt Costner nun gut zwanzig Jahre nach seiner letzten Regiearbeit auf den Regiestuhl zurück, um sein Herzensprojekt Horizon umzusetzen, welches epochale 4 Spielfilme umfassen soll, wovon alleine der erste Teil bereits auf eine Laufzeit von drei Stunden schaut. Und dieses ambitionierte Unterfangen scheitert auch am meisten an der Gefahr, die sich aus solch einem immensen Umfang besonders bildet: dass der erste Teil wie eine überlange Exposition wirkt. Dies ist auch die größte Schwäche des ersten Teils, denn nach drei Stunden kommt man an keinem wirklichen Höhepunkt an, die Figuren wurden gefühlt lediglich für weitere Entwicklungen in Position gebracht und die Geschichten hängen ein wenig zusammenhanglos in der Luft, da sich alles erst in späteren Teilen zusammenzufügen scheint. So hat man am Ende das Gefühl, dass der erste Teil abrupt und mittendrin endet.
Costner entschied sich dazu auch noch etliche Handlungsstränge zu eröffnen, die zahlreiche Figuren an verschiedenen Orten präsentieren, sodass die Erzählung etwas sprunghaft daherkommt. Häufig wird gerade in dem Augenblick, in dem man sich auf einen Handlungsstrang sowie dessen Charaktere eingelassen hat, sodass man gerne wissen möchte, wie es weitergeht, zu einer anderen Storyline geschnitten und man muss sich emotional direkt wieder komplett umorientieren. Zur Folge hat das, dass man zunehmend das Interesse an den ganzen Figuren und ihren Schicksalen verliert und sich das Werk anfängt, gehörig in die Länge zu ziehen.
Was man Horizon allerdings klar zu Gute halten muss, ist sein visueller Auftritt. Regisseur Kevin Costner gelingt es wieder famos die Weiten des Westens einzufangen und man merkt dem Film seine etlichen Außendrehs deutlich an. Kulissen, Kostüme und Ausstattung wissen zu überzeugen, sodass eine gewissen Western-Atmosphäre Horizon nicht abzusprechen ist. Auch die Actionszenen, wenn auch rar gesät, sind gelungen eingefangen und Costner findet immer wieder starke Motive.
Dennoch können die optischen Stärken leider nicht über die erzählerischen Schwächen hinwegtäuschen.
Durch die Zerfahrenheit der Handlung versinken ebenfalls die schauspielerischen Leistungen etwas in der Belanglosigkeit, wenn auch die meisten Darsteller des namenhaften Casts ihren Job wahrlich nicht schlecht machen. Zwar kann niemand dabei so wirklich mit Ausrufezeichen herausstechen, dennoch liefert die Besetzung um Sienna Miller, Sam Worthington, Kevin Costner, Abbey Lee, Luke Wilson, Michael Rooker und Danny Huston einen durchweg soliden Job ab. Vollends abgeholt wird man am Ende von ihnen allerdings dennoch nicht, da das Interesse an dem Gesehenen im zunehmenden Verlauf merklich abnimmt.
© 2024 Tobis
Fazit
Kevin Costner liefert visuell zwar einmal mehr tolle Aufnahmen, welche allerdings an der sprunghaften Erzählung sowie der (noch) etwas ziellos wirkenden Geschichte scheitern. So funktioniert Horizon als für sich stehender Film zu keinem Zeitpunkt so richtig. Wie es nach der bereits abgedrehten Fortsetzung wirken wird, bleibt abzuwarten, dennoch wird auch dieser nichts daran ändern, dass Teil 1 über weite Strecken Langeweile kreiert. Westernfans werden allerdings dem Werk dank seines starken optischen Auftritts zumindest ein wenig abgewinnen können.
5/10
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