Übersicht
Einleitung
Zuletzt hat sich Hugh Grant immer mehr von seinem alten Rollenimage gelöst und für ihn eher untypische Figuren gespielt. So ging es über "The Gentlemen" und der 'HBO'-Miniserie "The Undoing" bis jetzt zu Heretic, in welchem er erstmals in die Rolle des Bösewichts schlüpft.
Als ihnen der charmante Mr. Reed (Hugh Grant) grinsend die Pforten zu seinem Haus öffnet, tappen Schwester Paxton (Chloe East) und Schwester Barnes (Sophie Thatcher) nichts ahnend in seine Falle. Die Flucht aus dem labyrinthischen Anwesen wird zum perfiden Versteckspiel, bei dem sich die beiden Missionarinnen nicht allein auf ihren Glauben verlassen können.
Kritik
Mit seiner neuen Rollenauswahl ist Hugh Grant auch in Heretic das herausstechende Highlight. Seine Darbietung dieses Ungläubigen und titelgebenden Ketzers ist beängstigend gut und jagt einem in nahezu jeder Szene einen eiskalten Schauer über den Rücken. Wenn die Schwestern anfangen sich in seiner Gegenwart unwohl zu fühlen, überträgt sich dies mit Leichtigkeit auf das Publikum und man wünscht sich nur noch, außerhalb seines Einflusses zu sein.
Mit fortschreitender Laufzeit nimmt dieses unwohle Gefühl immer weiter zu, vor allem je weiter Schwester Paxton und Schwester Barnes in sein Haus vordringen. Doch leider kann Heretic diese unwohle Atmosphäre nicht konstant aufrecht erhalten, ebenso wenig wie die bis dahin noch nicht wirklich ergründbare Geschichte und die Motivation des schaurigen Mr. Reed. Irgendwann geht es dann in den Keller und ab da nimmt der Film einige Abzweigungen, die für die bis dahin etablierte Erzählart zu einfach sind und Ernüchterung breit werden lassen.
Im letzten Drittel wandelt sich Heretic dann nämlich vom düsteren Glaubensthriller zum relativ hektischen Psychothriller von der Stange, schreit einem sämtliche Erklärungen und Motivationen ins Gesicht und führt vieles bis dorthin Etabliertes nahezu ad absurdum.
Sowohl die beiden Schwestern als auch Mr. Reed handeln hier entgegen den eingeführten Charakterzeichnungen, was bei den gläubigen Frauen noch halbwegs nachvollziehbar ist, beim eigentlich durchgeplanten Mr. Reed aber eher weniger bis gar nicht, selbst wenn er natürlich im Laufe der Handlung aus dem Konzept gebracht wird. Gerade das Ende ist hier eine pure Enttäuschung und passt in keiner Weise zum bisherigen Werk, das anfangs so spannend, düster und unbehaglich war.
Fazit
So erscheint dann nach 111 Minuten der Abspann auf der Leinwand und Ernüchterung macht sich breit. Heretic bot eine äußerst gute Ausgangssituation, konnte diese für etwa zwei Drittel des Films gekonnt durchziehen und verrennt sich zum Ende dann in simplen Erklärungen und einem gehetzten Abschluss. Hugh Grant als unheimlicher Hausbewohner, der zwei Schwestern auf ihre Gläubigkeit testet hat äußerst viel Spaß gemacht, kann das Werk aber auch nicht mehr komplett retten. Insgesamt ein immer noch sehenswerter Film, der jedoch nicht sein komplettes Potential ausschöpft und zum Ende hin seinen Mut verliert und sich mit einfachsten Handlungswendungen zufrieden gibt.
6,5/10
Zweitmeinung
1.823 mal gelesen
Cuinn -
Ich möchte nur anmerken, dass Grant auch in Dungeons & Dragons: Honor among Thieves schon den Bösewicht verkörpert hat. Natürlich ganz anders als hier.