In My Skin

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  • Einleitung


    Bereits 2004 erschuf Schauspieler Adewale Akinnouye-Agbaje (Die Mumie kehrt zurück) mit dem Kurzfilm Farming einen Einblick in seine eigene Jugend. Mit In My Skin feiert er als Regisseur nun sein Spielfilmdebüt, in dem er noch einmal deutlich ausführlicher seine eigene Geschichte beleuchtet.

    Im Zentrum von In My Skin steht Enitan, der von seinen Eltern aus Afrika nach Großbritannien gegebenwird, damit er dort ein besseres Leben genießen kann. Doch in einer überlaufenen Pflegefamilie und mit stetigem Rassismus konfrontiert, gelingt es ihm nicht vernünftig in der britischen Welt anzukommen. Von Selbsthass zerfressen rutscht er erst als Opfer in eine rechtsextreme Gruppe, erarbeitet sich dort aber zunehmend Respekt.

    Akinnuoye-Agbaje war bei In My Skin nicht nur als Regisseur tätig, sondern steuerte auch das Drehbuch bei und ist als leiblicher Vater von Enitan zu sehen. Neben ihm standen unter anderem noch Kate Beckinsale (Underworld), Gugu Mbatha-Raw (Motherless Brooklyn) und Damson Idris (Snowfall) vor der Kamera.

    © 2019 Koch Films

    Kritik


    Als Farming (so auch der Originaltitel des Films) wurde damals der Vorgang bezeichnet, bei dem afrikanische Familien ihre Kinder an britische abgegeben hatten, damit sie in Großbritannien ein besseres Leben ermöglicht bekommen. Die britischen Familien wurden dabei finanziell vom Staat unterstützt. Regisseur und Drehbuchautor Adewale Akinnuoye-Agbaje war eines dieser Kinder und erzählt mit In My Skin seine Jugendgeschichte. Selbst als Vater der Hauptfigur Enitan zu sehen, verkörpert Damson Idris aber eindrucksvoll den hassgetriebenen Jungendlichen. Idris stellt sich auch als die größte Qualität des Werks heraus, denn ihm gelingt eine einnehmende Performance voller Hass und Erniedrigung. Dass er sich den Respekt der Rechtsradikalen nach zahlreichen Demütigungen erarbeitet ist darstellerisch zweifellos nachzuvollziehen.
    Dramaturgisch jedoch fällt das genau schwer. Die Phase von Enitans Leben unter den Skinheads wird leider viel zu oberflächlich und kurz abgehandelt, wodurch trotz der starken Performance von Idris es schwer fällt emotional mitzugehen. Zwar gibt es inhaltlich einige starke Momente, die aber nur unbefriedigend inszeniert werden und so kaum ihre Wirkung entfalten. In der somit wichtigsten Phase der Geschichte kommt In My Skin am meisten ins Straucheln und verliert durch die uninspirierte Inszenierung die Aufmerksamkeit der Zuschauer. Auch die etwas klischeebeladenen Darstellungen der Skinheads wirken sich dabei negativ aus.

    Vor dieser Passage bleibt In My Skin inszenatorisch zwar wenig spektakulär, kann aber dennoch das Interesse wecken. Enitans Selbsthass wird nachvollziehbar durch äußere Einflüsse genährt. Auch wenn hier hin und wieder schwer verdauliche Augenblicke präsentiert werden, so hätte das Werk häufig ruhig in seiner Darstellung noch weiter gehen können, um die schockierende Geschichte, den schockierenden Wandel genauso schockierend zu offenbaren, wie er ist. So bleibt es häufig eine Erzählung, die einen zu oft außen vor lässt und zu selten mit in die Erlebnisse hineinzieht. Diese emotionale Distanz, die dadurch entsteht, wird der Geschichte einfach nicht gerecht.

    © 2019 Koch Films


    Einzig die kurze Phase, in der Enitan von seinen leiblichen Eltern zurück nach Afrika geholt wird, inszeniert Regisseur Akinnuoye-Agbaje beeindruckend. Denn mit wenigen Hilfsmitteln gelingt es ihm, die für Enitan so fremde Welt genau so fremd für den Zuschauer zu gestalten. Aber auch hier hätte dem Werk mehr Raum gut getan. Generell entsteht während der ganzen Laufzeit das Gefühl, dass Akinnuoye-Agbaje seine Geschichte stark einschränken musste. Viel zu oft wirkt In My Skin an den falschen Stellen gehetzt und mutiert so zu einer Abarbeitung von inhaltlichen Punkten, ohne diesen die verdiente Zeit zu widmen. So bietet der Film Unmengen an starken Ansätzen, die enorm viel Konfliktpotenzial wie provozierende Inhalte innehaben, doch werden diese Möglichkeiten kaum bis gar nicht ausgeschöpft. Die beängstigende Jugend beinhaltet eigentlich genug Stoff für eine Miniserie.

    Fazit


    Künstlerisch ist In My Skin zu unauffällig, inhaltlich zu umfangreich. Die autobiografische Geschichte von Regisseur und Drehbuchautor Adewale Akinnuoye-Agbaje wird sich somit selbst einfach nicht gerecht. Folglich verkommt das Werk mehr zu einer distanzierten Dokumentation, als zu einem emotional einnehmenden Spielfilm.


    5/10

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    Infos
    Originaltitel:
    Farming
    Land:
    Großbritannien
    Jahr:
    2018
    Studio/Verleih:
    Lionsgate / Koch Films
    Regie:
    Adewale Akinnuoye-Agbaje
    Drehbuch:
    Adewale Akinnuoye-Agbaje
    Kamera:
    Kit Fraser
    Musik:
    Ilan Eshkeri
    Genre:
    Drama
    Darsteller:
    Damson Idris, Kate Beckinsale, Gugu Mbatha-Raw, Adewale Akinnuoye-Agbaje
    Start (DE):
    30.01.2020 (Heimkino)
    Start (USA):
    25.10.2019
    Laufzeit:
    101 Minuten
    FSK:
    ab 16 Jahren
    Bilder
    • In-My-Skin-02.jpg

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