The Last Full Measure

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  • Einleitung


    34 Jahre nach seinem heldenhaften Tod im Vietnamkrieg soll William H. Pitsenbarger die überfällige höchste militärische Auszeichnung der Vereinigten Staaten bekommen - die Medal of Honor. Doch erwies sich dies als schwierig, da bei dem Einsatz, bei dem der Soldat starb, einige Fehler gemacht wurden und diese durch eine medienstarke Ehrung ans Licht treten könnten. Diese wahre Geschichte erzählt Regisseur und Drehbuchautor Todd Robinson (Lonely Hearts Killers) mit seinem Werk The Last Full Measure. Und dafür konnte er einen namenhaften Cast um sich sammeln. So tummeln sich vor der Kamera Schauspielgrößen wie William Hurt (Into the Wild), Ed Harris (The Rock), Samuel L. Jackson (Shaft), Christopher Plummer (Alles Geld der Welt) ebenso wie Peter Fonda (Easy Rider), für den es sein letzter Auftritt war, bevor er 2019 verstarb. Als Hauptdarsteller konnte hingegen Sebastian Stan (The Return of the First Avenger) gewonnen werden, wohingegen Pitsenbarger von Jeremy Irvine (Gefährten) dargestellt wurde.

    Im Zentrum von The Last Full Measure steht die fiktionale Figur Scott Huffman, ein Regierungsanwalt, der ehrgeizig die Karriereleiter hinaufsteigt. Als sein Vorgesetzter, der Staatssekretär, sich von seinem Posten verabschiedet, ist auch Huffmans Stelle überflüssig geworden. Eine seiner letzten Tätigkeiten soll es sein, einen Antrag für eine Medal of Honor zu prüfen. Da diese Überprüfung allerdings sehr viel Zeit in Anspruch nehmen würde und die Arbeit wahrscheinlich sowieso jemand anders zu Ende führen würde, geht Huffman eher halbherzig an die Geschichte heran. Doch als ihm die Überlebenden der Operation Abilene von den unglaublichen Taten des Sanitäters William Pitsenbarger berichten, stößt er auch auf die Frage, warum dieser die Medal of Honor nie bekommen hat, obwohl sie bereits vor über 30 Jahren zum ersten Mal beantragt wurde.

    © 2020 Universum Film GmbH

    Kritik


    William H. Pitsenbarger stieg als Mitglied der Air Force aus seinem Hubschrauber hinab und versorgte am Boden unter Beschuss zahlreiche Kameraden, denen er vorher nie begegnet war. Weder war es seine Aufgabe, noch wurde es von ihm verlangt und trotzdem konnte er seine Hilfe nicht verweigern, womit er mit seinem Leben bezahl. Dass für solch eine Aufopferung eine Medal of Honor gefordert wird, ist wenig verwunderlich. Und doch wurde Pitsenbarger "nur" mit dem Air Force Cross ausgezeichnet. 34 Jahre nach seinem Tod fordern einige Überlebende nochmals die Auszeichnung der Medal of Honor.
    Diese im Jahr 2000 tatsächlich stattgefunden Forderung nimmt The Last Full Measure als Ausgangspunkt für seine Erzählung. Dabei zeigt Regisseur und Drehbuchautor Todd Robinson immer wieder abwechselnd die Ermittlungen von Scott Huffman und Aufnahmen aus dem Einsatz während des Vietnamkrieges. Letztere sind visuell auch durchaus gut gelungen. Doch fehlt einem als Zuschauer dennoch ein wenig der emotionale Zugang, da man wenig Bezug zu den Figuren im Kampf herstellen kann. Erst im späteren Verlauf, wenn einem die Veteranen mit ihren Geschichten und posttraumatischen Leiden näher gebracht wurden, stellt sich dabei eine empathische Verbindung auf, wodurch die Szenen im Vietnamkrieg dann doch zu berühren wissen.
    Leider verschenkt Robinson dabei mit der Figur Pitsenbarger aber enorm viel Potential, denn es gelingt ihm nicht dem Kriegshelden Profil zu verleihen. Er wird leider zu einem makellosen Abziehbild eines amerikanischen Kriegshelden "degradiert", wodurch seine Figur, seine Persönlichkeit Tiefe vermissen lässt, die ihn greifbar machen würde. Viel mehr konzentriert Robinson sich auf seine fiktionale Figur Scott Huffman, die leider aber wenig überzeugend von Sebastian Stan verkörpert wird. Seinen wachsenden Ehrgeiz und seine emotionale Betroffenheit kommt beim Zuschauer so gut wie gar nicht an und mutiert so zur einfachen Behauptung. Der zugegebenermaßen etwas uninspiriert und lieblos geschriebenen Figur kann Stan keinerlei spannende Facetten abgewinnen, wodurch es unheimlich schwer ist, mit ihm mitzufühlen. Einzig der sehr starke Nebencast regt zum Mitfiebern an, da man sich für diese Figuren Erlösung wünscht und somit dann doch hofft, dass Huffman erfolgreich sein wird. Gerade Samuel L. Jackson, Ed Harris und Peter Fonda können trotz ihrer relativ wenigen Auftritte mit vereinzelten herausragenden Szenen berühren.

    Dramaturgisch versucht Robinson seiner Geschichte mit einem Skandal noch einen spannenden Kniff zu geben, bearbeitet diesen aber so nebensächlich, dass er kaum ernst zu nehmen ist. Auch hier lässt der Regisseur und Drehbuchautor wieder viel Potential liegen. Denn anstatt seinen Film mit noch ein wenig Kritik am politischen und militärischen System auszustatten, setzt er ganz auf Pathos und Heldentum. Der kleine Skandal rückt dabei so sehr in den Hintergrund, dass er eigentlich vollkommen irrelevant ist.
    Inszenatorisch arbeitet Robinson aber dennoch durchweg solide, wenn auch zu häufig zu patriotisch. Ansonsten kann man dem Werk aber wenig vorhalten. Mit einem dick aufgetragenen aber dennoch berührenden Ende schließt er seinen Film geradlinig, wenig überraschend und trotzdem rund.

    © 2020 Universum Film GmbH


    The Last Full Measure bietet im Ansatz viele inhaltliche Qualitäten, die aber wenig genutzt wurden. Vor allem die Figuren der Veteranen und ihre Leiden hätten mehr Raum verdient gehabt, ebenso wie Pitsenbarger selbst. Stattdessen bekommt man eine relativ langweilige Figur ins Zentrum gestellt, mit der es schwer ist mitzufiebern. Ein etwas anders verlagerter Fokus hätte dem Werk sehr gut getan.

    Fazit


    The Last Full Measure ist ein Kriegsdrama, das wenig Überraschungen parat hält. Zu sauber und mit zu wenig Mut hat sich Todd Robinson einer wichtigen Geschichte gewidmet. Dennoch ist das Werk handwerklich durchweg solide. Auch wenn es streckenweise mit zu viel Pathos ausgestattet ist, hieven die starken Nebendarsteller es noch knapp über den Durchschnitt.


    6/10

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    Infos
    Originaltitel:
    The Last Full Measure
    Land:
    USA
    Jahr:
    2019
    Studio/Verleih:
    Roadside Attraction / Universum Film GmbH
    Regie:
    Todd Robinson
    Drehbuch:
    Todd Robinson
    Kamera:
    Byron Werner
    Musik:
    Philip Klein
    Genre:
    Drama
    Darsteller:
    Sebastian Stan, William Hurt, Ed Harris, Samuel L. Jackson, Christopher Plummer, Jeremy Irvine, John Savage
    Start (DE):
    24.01.2020 (Heimkino)
    Start (USA):
    24.01.2020
    Laufzeit:
    110 Minuten
    FSK:
    ab 12 Jahren
    Bilder
    • The-Last-Full-Measure-03.jpg

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