Die fantastische Reise des Dr. Dolittle

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  • Einleitung


    1920 erschien das erste Abenteuer von Doktor Dolittle in Buchform geschrieben von Hugh Lofting. Danach sollte es als Roman noch etliche Nachfolger geben. Aber auch für die Leinwand gab es bereits mehrere Umsetzungen, wo die bekanntesten die Musicalumsetzung von 1967 und die Eddie Murphy-Filme aus den Jahren 1998 und 2001 waren. Nachdem sich das Thema zwischen 2006 und 2009 vornehmlich auf den Heimkinomarkt beschränkte, versucht nun Universal Pictures einen neuen groß angelegten Anlauf für die Kinoleinwand. Dafür wurde Iron Man-Star Robert Downey Jr. als titelgebender Doktor verpflichtet.

    In der neuesten Umsetzung hat sich Dr. John Dolittle nach dem Tod seiner Frau lange Zeit zurückgezogen. Der Veterinärmediziner, der mit Tieren reden kann, lebt einsam, einzig von seinen Tieren umgeben, in seinem abgeschiedenen Haus. Als die Königin von einer unbekannten Krankheit befallen wird, muss Dolittle wieder in die weite Welt hinaus, um auf einer mysteriösen Insel ein Heilmittel zu finden.

    Neben Robert Downey Jr. sind unter anderem noch Harry Collett, Antonio Banderas, Michael Sheen und Jim Broadbent zu sehen.
    Die Regie des Reboots übernahm Stephen Gaghan (Syriana).

    © 2020 Universal Pictures

    Kritik


    Die fantastische Reise des Dr. Dolittle fährt von der ersten Minute an ein immens hohes Tempo auf. Mit einem kurzen animierten Prolog wird die relevante Vorgeschichte von Dolittle erzählt, sodass man keine Zeit mehr mit Hintergrundinfos verplempern muss. Danach wird Action und Gags im Minutentakt geboten. Das hat an sich den Vorteil, dass man kaum Zeit bekommt, irgendetwas in Frage zu stellen, aber auch den großen Nachteil, dass man dramaturgisch nahezu gar keinen Tiefgang präsentiert bekommt. Wenn dann aber auch noch die Action ohne wirkliche Highlights auskommt, bleibt das Gesehene auch noch optisch belanglos. Dazu gesellen sich zahlreiche Gags, die nur selten zum Schmunzeln oder gar zum Lachen anregen. Viel zu oft wird auf Fäkalhumor gesetzt, der zwar bei dem sehr jungen Publikum durchaus fürgute Laune sorgen wird, für den etwas reiferen Zuschauer aber vornehm zum Kopfschütteln einlädt. Folglich holt das Werk aus dem enormen erzählerischen Tempo nur sehr wenig heraus.
    Wobei Stephen Gaghans Interpretation das gar nicht so sehr nötig gehabt hätte. Denn die Figuren, allen voran Dolittle mit einer durchaus tragischen Geschichte, aber auch sein junger Weggefährte, der aus einer Jägerfamilie kommt, aber eine große Liebe für Tiere hegt, bieten eigentlich einiges an Potential, dem man sich gerne hätte widmen können. Doch wird über diese problematischen Backstorys immer wieder so sehr heugehuscht, sodass sich beim Zuschauer keine emotionale Bindung aufbaut.
    Aber auch darüber hinaus macht man es sich bei den Auseinandersetzung stets sehr leicht, damit man sich bloß nicht zu lange an einem Ort oder einem Problem aufhält. Somit geht aber auch jegliche Brisanz verloren, wodurch das Geschehen vom Zuschauer nur halbherzig verfolgt wird. Dabei bot Die fantastische Reise des Dr. Dolittle auch hier immer wieder interessante Möglichkeiten. Ob es die Seeverfolgung eines Kriegsschiffes ist oder auch die vielversprechende Etappe auf einer Verbrecherinsel, kaum etwas von dem vorhandenen Potential wird genutzt. Man bewegt sich nur möglichst schnell von einem Abenteuer zum nächsten, ohne sich dabei einem auch nur ansatzweise angemessen zu widmen.

    Auch wenn visuell kaum Highlights geboten werden, so können sich zumindest die Effekte sehen lassen. Gerade die Tiere sind streckenweise großartig animiert, wenn auch hin und wieder der Computer nicht zu verkennen ist.

    Zur inhaltlichen Substanzlosigkeit gesellen sich fast ebenso blasse Darsteller. Vor allem Hauptdarsteller Robert Downey Jr. enttäuscht mit seiner aufgedrehten Darbietung. Ihm gelingt es kaum seiner Figur Facetten abzugewinnen, die ihn greifbar machen. Viel mehr mutiert er so zu einer Witzfigur, die man eigentlich nie ernst nehmen kann. Aber auch der Rest der Besetzung kann nie wirklich überzeugen. Harry Collett als Lehrling von Dolittle ist spürbar überfordert und der Rest des Casts versucht die belanglosen Figurenzeichnungen mit überdrehtem Spiel zu kaschieren. Michael Sheen merkt man zumindest seine Spielfreude an, auch wenn er ebenfalls an seiner uninspirierten Figur scheitert. Einzig Antonio Banderas offenbart sich als kleiner Lichtblick, da er dem Anschein nach aber auch als einziger seine Figur ernst nimmt. Als Herrscher über die Verbrecherinsel kann er darstellerisch den nachhaltigsten Eindruck hinterlassen. Jedoch wird sein Auftritt leider viel zu klein gehalten, obwohl auch seine Figur mehr Raum verdient gehabt hätte.

    © 2020 Universal Pictures


    Die fantastische Reise des Dr. Dolittle ist somit, wenn überhaupt, ein nettes Abenteuer für die kleinen Zuschauer. Das hohe Tempo wird bestimmt einige von ihnen gut unterhalten können, ebenso wie die flachen Witze. An allen anderen wird das Werk im besten Fall spurlos vorbeiziehen.

    Fazit


    Die fantastische Reise des Dr. Dolittle ist eine Ansammlung von vertanen Chancen. Dem vorhandenen Potential wird zu keinem Augenblick die nötige Zeit eingeräumt, wodurch das Werk stets oberflächlich bleibt. Die fehlenden Highlights bei Figuren, Action und Gags lassen das Werk zu einem belanglosen Leinwandabenteuer verkommen. Lediglich die jüngsten Zuschauer werden eventuell ein wenig Freude an dem zumindest temporeichen Film haben.


    4/10

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    Infos
    Originaltitel:
    Dolittle
    Land:
    USA
    Jahr:
    2020
    Studio/Verleih:
    Universal Pictures
    Regie:
    Stephen Gaghan
    Drehbuch:
    Stephen Gaghan, Dan Gregor, Doug Mand, Chris McKay, Thomas Shepherd, Hugh Lofting (Bücher)
    Kamera:
    Guillermo Navarro
    Musik:
    Danny Elfman
    Genre:
    Abenteuer, Komödie
    Darsteller:
    Robert Downey Jr., Michael Sheen, Antonio Banderas
    Start (DE):
    30.01.2020
    Start (USA):
    17.01.2020
    Laufzeit:
    101 Minuten
    FSK:
    ab 6 Jahren
    Bilder
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