Übersicht
Einleitung
Porträt einer jungen Frau in Flammen gehörte im Vergangenheit Jahr für viele zu den filmischen Geheimtipps. Mit Lobpreisungen überschüttet stachen aus dem Werk auch die beiden Hauptdarstellerinnen hervor. Eine davon ist Noémie Merlant, die mit Curiosa ein experimentierfreudiges Werk nachliefert.
Curiosa basiert dabei auf wahren Ereignissen und erzählt die Geschichte von dem Aktfotograf Pierre Louÿs und seiner Muse Marie de Heredia, die eine leidenschaftliche Beziehung verband. Jedoch war Marie während der Zeit bereits mit jemand anders verheiratet.
Merlant und Niels Schneider (Ein Augenblick Liebe) verkörpern die beiden Protagonisten.
Inszeniert wurde Curiosa von Lou Jeunet (Spitzenträume).
Kritik
Regisseur Lou Jeunet versucht mit Curiosa einen Spagat zwischen klassischem Kostümfilm und moderner Interpretation. Doch geht er dabei nicht mutig genug vor. Dadurch wirkt die Mischung etwas unausgegoren, auch wenn einzelne Szenen für sich einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Vor allem wenn der gelungene teils moderne Score von Arnaud Rebotini (BPM) den altmodischen Settings und Kostümen gegenübersteht, entfaltet sich eine faszinierende Wirkung. Dennoch gelingt es Jeunet diese Wirkung nicht aufrechtzuerhalten. Inszenatorisch wandelt Jeunet dafür häufig auf zu standardisierten Pfaden. Selten findet der Filmemacher den nötigen visuellen Ausdruck und die optische Dynamik, um dem Mix der verschiedenen zeitlichen Töne gerecht zu werden. Viel zu häufig erinnert das Gesehene an eine Theatervorstellung, was sich durch die expressiven Darstellungen der Schauspieler noch verstärkt. Und dennoch kommen die theatralischen Darbietungen emotional zu reserviert daher. So bleiben die potentiellen emotionalen Ausbrüche, die mit dem künstlerischen Exzess der Protagonisten eigentlich einhergeht, verborgen. Vor allem, da die Figurenkonstellationen alles andere als vorteilhaft für die einzelnen Charaktere sind. Da sind Marie und Pierre, die eine leidenschaftliche Liebe verbindet. Doch Marie muss Henri heiraten, auf den wiederum Maries ältere Schwester ein Auge geworfen hat. Dazu ist Henri auch noch mit Pierre befreundet. Alleine schon diese Ausgangslage bereitet große dramaturgische Auseinandersetzungen vor, die aber so gut wie gar nicht ausgeschöpft werden.
Da erotische Literatur aber vor allem die Aktfotografie im Vordergrund steht, kommt Curiosa erwartungsgemäß freizügig daher. Dennoch entsteht selten ein erotisches Knistern, da die Sinnlichkeit zu beiläufig, und das obwohl sie so viel Raum in dem Werk einnimmt, behandelt wird. Die Möglichkeit die sexuelle Befreiung inhaltlich mehr aufzuarbeiten, wird ebenfalls kaum genutzt. Lediglich zum Schluss bekommt das Beziehungschaos eine interessante Auflösung.
Dennoch ist Curiosa kein schlechtes Werk. Die Experimentierfreudigkeit von Regisseur Jeunet macht trotz des mangelnden Fokus und der unausgegorenen tonalen Mixtur immer wieder Spaß, die Darsteller liefern gute Arbeit ab und die Ausstattung ist durchweg schön anzusehen. Leider hat man durch die dramaturgischen und inszenatorischen Schwächen oftmals das Gefühl, dass man mit angezogener Handbremse fährt.
Fazit
Trotz der extrem freizügigen Darstellungen kommt Curiosa vor allem dramaturgisch nicht mutig genug daher. Regisseur Lou Jeunet ist bei seiner Inszenierung zwar experimentierfreudig, was aber dennoch selten dem vorhandenen Potential gerecht wird. Zu sehr fokussiert sich das Werk auf Oberflächlichkeiten.
5/10










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