Kritik
Das Buch, auf das der Film basiert, beinhaltet übrigens noch das Wort "sterbende [Mädchen]", was aber kein Spoiler ist. Denn erstaunlicherweise schafft es der Film, es bis zum Ende sehr offen zu halten, ob Rachel denn nun tatsächlich stirbt. Zugegeben, die Inhaltsangabe liest sich wenig überraschend. Doch das ist hier einfach nicht entscheidend. Vielmehr zeigt die Coming-of-Age-Geschichte Ich und Earl und das Mädchen, wie die verschiedenen Figuren mit der Krankheit von Rachel umgehen. Von der Mutter, die ihre Trauer in Alkohol zu ertränken scheint bis über Greg, der das ganze mit Humor nimmt und versucht, Rachel aufzumuntern. Zudem gibt es hier einige nette, vor allem aber auch ziemlich schräge Figuren, die sehr liebevoll auf die Leinwand gezaubert wurden.
Es scheint also, als wäre der Film schön bis traurig und alles sollte auf eine feste Freundschaft hinauszulaufen, was in der Tat nicht gerade für nachdenkliche Köpfe unter den Zuschauern sorgen wird. Und dennoch denkt man darüber nach, wie man selbst mit der Situation umgehen würde, aber auch, wie man als Rachel reagieren und welche Art des Umgangs man bevorzugen würde. Der Film verbreitet eine depressive, wenn auch zeitgleich schön-traurige Grundstimmung, die glücklicherweise mit etwas Humor aufgelockert wird. Es gibt ein paar witzige Sprüche, aber auch hier und dort Situationskomik, die die Darsteller allesamt sehr gut ins Publikum transportieren. Und deswegen müssen wir an dieser Stelle den Cast loben, der wirklich sehr gut spielt. Zwar handelt es sich beispielsweise bei Thomas Mann und Olivia Cooke eher um No-Names, ihre Leistung hingegen verspricht ihnen eine rosige Zukunft. Und auch Nick Offerman, den man, wie auch hier, meist nur in kleinen Nebenrollen findet, weiß zu gefallen. Und auch Regisseur Alfonso Gomez-Rejon macht eine gute Figur, scheint er doch mindestens genauso experimentierfreudig zu sein, wie seine Figuren in dem Film, was zum Beispiel die Kamerafahrten und -einstellungen zeigen. Die Machart ist einfach erfrischend anders, wenngleich sie dem einen oder anderen etwas befremdlich vorkommen könnte. Das ganze wirkt aber durchaus frisch und unverbraucht. Ein wenig mehr Schwung hätte es aber trotzdem sein dürfen, Herr Gomez-Rejon! Dadurch, dass der Film ein durchgehend gleichbleibendes Erzähltempo aufweist, kommt leider der eben vermisste Schwung nicht so recht auf. Es gibt so gut wie keine Aufs und Abs, was ziemlich monoton ist.

Das Ende hingegen spielt noch einmal eine echte Stärke des Films aus: Durch die vorher durchgezogene deprimierende Stimmung wird es hier sehr emotional. Dennoch muss man hier kritisieren, dass es insgesamt zu sehr ausgeschlachtet wird. Da wird auf einmal ein Trara aufgefahren, das sich während der vorherigen 90 Minuten zu keinem Zeitpunkt angekündigt hat. In der Kürze liegt die Würze und weniger wäre hier auf jeden Fall mehr gewesen, auch wenn man den Zuschauer emotional berührt. Das hatte man nicht nötig, zelebriert sich aber dennoch leider viel zu lange.
Fazit
Musik, Bilder, Darsteller und Regisseur sorgen für einen trarig-schönen Film, der durch seinen Humor immer mal wieder die deprimierende Stimmung auflockert. Das Tempo ist zwar ein wenig monoton, doch langweilig wird es eigentlich nie. Das Ende ist emotional, aber deutlich zu lang.










Bewertung: 7,5/10
72.891 mal gelesen