Die Farbe aus dem All

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  • Einleitung


    Nach seinem diabolischen und viel gefeierten Höllentrip Mandy begibt sich Kultschauspieler Nicolas Cage auf die nächste abgründige Reise. Die Adaption der gleichnamigen Kurzgeschichte von Kultautor H.P. Lovecraft wurde dabei von Richard Stanley (Brave) inszeniert, der nach den katastrophalen Dreharbeiten zu DNA - Die Insel des Dr. Moreau (oder auch als D.N.A. - Experiment des Wahnsinns bekannt) im Jahr 1996 erstmals wieder einen Spielfilm umsetzte. Damals führten zahlreiche Probleme hinter der Kamera dazu, dass Stanley kurz nach Drehstart durch John Frankenheimer (French Connection) ersetzt wurde. Bei Die Farbe aus dem All blieb er nun glücklicherweise als Regisseur erhalten.

    In Die Farbe aus dem All landet ein Meteorit auf der Farm der Family Gardner. Der dadurch freigesetzte Organismus befällt die Körper und Verstände der Menschen, wodurch sich das Leben der Familie in einen Alptraum verwandelt.

    Bei dem Werk standen für Stanley neben Nicolas Cage unter anderem noch Joely Richardson (Event Horizon), Madeleine Arthur (To All The Boys I've Loved Before), Elliot Knight (Once Upon A Time) und Tommy Chong (Cheech & Chong's heisse Träume) vor der Kamera.

    © 2020 Koch Films

    Kritik


    Dass man bei der Kombination von Nicolas Cage, Regisseur Richard Stanley, den Produzenten von Mandy und einer Vorlage von H.P. Lovecraft kein gewöhnliches Werk erwarten kann, dürfte durch diese Gegebenheiten klar sein. Und diese Mischung funktioniert darüber hinaus auch noch überaus gut. Stanley schafft ab der ersten Minute eine spannende Atmosphäre durch einen gelungenen Off-Text, der Zeilen aus der Vorlage übernimmt. Die dazu passenden unheilvollen Aufnahmen der Wälder von Arkham spielen dabei ebenso gut in die Karten wie der durchweg großartige Score von Colin Stetson (Hereditary). Stetson erschafft dabei Sounds, die an die Horrorfilme der 80er Jahre erinnern. Und auch Die Farbe aus dem All erinnert immer wieder in seinem Gesamtbild an Genrebeiträge aus dieser Zeit. Gerade die praktischen Effekte rund um die Mutationen lassen nostalgische Gefühle an Meisterwerke wie Das Ding aus einer anderen Welt oder Videodrom wach werden. Diese Body Horror-Streifen erfahren mit Die Farbe aus dem All eine kleine Wiederbelebung. Aber Stanleys Lovecraft-Verfilmung lebt nicht ausschließlich von seinen schockierenden Effekten. Viel mehr setzt der Filmemacher auf eine besondere Atmosphäre, die die Spannung kontinuierlich ansteigen lässt. Das Ungewisse um die Farbe und die immer merkwürdiger agierenden Figuren beschwören eine Katastrophe heran, die Stanley dann auch hervorragend geschehen lässt. Dabei setzt er auch ganz auf seine Darsteller, die nicht nur den Wahnsinn mehr und mehr ausleben, sondern auch davon abgesehen solide bis sehr gute Leistungen darbieten. Nicolas Cage darf dabei gewohnt aufdrehen und fügt sich mit seinem extrovertierten Spiel hervorragend in die Endphase des Werks ein. Zwar ist nicht jeder Augenblick von ihm auf den Punkt gespielt, dennoch bietet er einige hervorstechende Augenblicke, die spürbar zum positiven Gesamteindruck des Films beitragen. Angenehm ist auch, dass Cage sich langsam steigern darf. Zu Beginn noch eher zurückhaltend treibt der extravagante Schauspieler seinen darstellerischen Wahnsinn immer weiter auf die Spitze.
    Aber auch neben ihm kann das Werk mit nennenswerten Leistungen punkten. Zum einen ist da eine gewohnt souveräne Joely Richardson, zum anderen überzeugt Madeleine Arthur mit einer überraschend vielseitigen Darstellung. Ihr gelingt es, ihrer Figuren interessante Facetten abzugewinnen, wodurch ihr zu verkörpernder Charakter stets interessant bleibt.

    Fans von H.P. Lovecraft dürfen sich darüber hinaus über zahlreiche Anspielungen auf den Autor freuen, die liebevoll eingearbeitet wurden. Ob es der Name der Figur Ward Phillips ist (Lovecrafts abgekürzte Initialen stehen für Howard Phillips) oder der Wetterbericht zu Städten aus Lovecrafts Romanen, immer wieder tauchen kleine Anekdoten auf. Stanleys Liebe zu dem Autor und seiner Geschichten ist somit über die hingebungsvolle Inszenierung immer präsent.

    Die Farbe aus dem All ist visuell auch neben den eindrucksvollen praktischen Effekten durchgehend interessant, auch wenn hier hin und wieder leider das nicht sonderlich hohe Budget durchschimmert. Der Regisseur setzt dennoch die titelgebende Farbe gekonnt ein und schenkt ihr im zunehmenden Verlauf immer mehr Raum. Dabei arbeitet er sie gekonnt in die weltliche Umgebung ein, wodurch eine besondere Seherfahrung entsteht. Generell weiß Stanley aber seine Kulissen stets wirkungsvoll zu nutzen und setzt diese makellos in Szene. Dabei gelingt ihm ein subtiler Spannungsaufbau. Der Film bleibt dabei überraschend unaufdringlich und ruhig, sodass er auch in seiner Erzählung nie gehetzt wirkt. Ein wenig könnte dadurch das Werk dem ein oder anderen in seiner Inszenierung zu altmodisch erscheinen, für Fans des Horrorfilms der 80er hingegen ist Die Farbe aus dem All ein wahrer Genuss.

    © 2020 Koch Films


    Auch wenn die Verfilmung zum Ende hin durchaus deftig und blutig wird, ist das Werk aber kein wirklicher Gewaltexzess. Viel mehr wird der Schockeffekt von Gewaltspitzen gekonnt eingesetzt, um den heranwachsenden Wahnsinn zu untermauern. Ansonsten bleibt Die Farbe aus dem All häufig überraschend geerdet, wenn auch in keiner Sekunde wenig intensiv. Ein bisschen gut gestreuter, teils sarkastischer Humor hebt hin und wieder die Stimmung und schenkt dem Zuschauer dankend ein paar Ausatmer. Ansonsten erzählt Stanley seine Geschichte zwar ruhig aber atmosphärisch dicht, visuell einfallsreich und dramaturgisch interessant. Gerade auch die Dynamik zwischen den Figuren gelingt dem Filmemacher für dieses Genre ungewohnt gut.

    Die Farbe aus dem All ist eine besondere Horrorerfahrung, die die Herzen von Fans des 80er Jahre Horrorkinos ebenso höher schlagen lässt wie die der Cage-Fans, da dieser eine seiner besten und unterhaltsamsten Leistungen der letzten Jahre offenbart.

    Fazit


    Die Farbe aus dem All ist alles andere als gewöhnlich, was bei dem Team hinter und vor der Kamera aber auch zu erwarten war. Richard Stanley schafft eine gelungene Verfilmung der gleichnamigen H.P. Lovecraft-Kurzgeschichte, die visuell ebenso zu faszinieren weiß wie inszenatorisch. Dazu gesellt sich ein starker Nicolas Cage, der sich so facettenreich wie schon lange nicht mehr zeigt. Lediglich das sichtbar niedrige Budget wirkt teilweise kontraproduktiv.



    7/10
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    Infos
    Originaltitel:
    Color Out Of Space
    Land:
    USA
    Jahr:
    2019
    Studio/Verleih:
    Koch Films
    Regie:
    Richard Stanley
    Drehbuch:
    Richard Stanley, Scarlett Amaris, H.P. Lovecraft (Kurzgeschichte)
    Kamera:
    Steve Annis
    Musik:
    Colin Stetson
    Genre:
    Horror, SciFi
    Darsteller:
    Nicolas Cage, Joely Richardson, Madeleine Arthur, Tommy Chong
    Start (DE):
    05.03.2020
    Start (USA):
    24.01.2020
    Laufzeit:
    111 Minuten
    FSK:
    ab 16 Jahren
    Bilder
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