Die Medici: Lorenzo der Prächtige - Staffel 3

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  • Einleitung


    Die Medicis gehörten zu den einflussreichsten Familien Italiens, die gerade durch ihre Förderung der Kunst und ihrer Treue zur Stadt Florenz einen hohen Stellenwert genießen. Darüber hinaus verstanden sie es in der Anfangszeit ihres erfolgreichen Wachstums die Politik maßgeblich zu steuern, ohne selbst ein hohes politisches Amt innezuhaben. Im Verlauf der knapp dreihundert Jahre, in denen sie einen bemerkenswerten Einfluss ausübten, brachte die Familie drei Päpste und zwei Königinnen hervor, darunter unter anderem auch Caterina de' Medici, deren Sohn der Mann von Maria Stuart war. Somit zeigt sich wie weitreichend die Macht dieser Familie über die Jahrhunderte war. Die italienische Serie Die Medici widmet sich vor allem dem Aufstieg der Dynastie. Nachdem in Staffel 1 Cosimo de' Medici im Fokus stand und zeigte wie er den Erfolg des familiären Bankunternehmens festigte, widmeten sich die beiden Nachfolgerstaffeln dem Enkel von Cosimo - Lorenzo de' Medici oder auch Lorenzo der Prächtige.

    Die Handlung von Staffel 3 schließt nahtlos an die von Staffel 2 an. Nach der Ermordung seines geliebten Bruders Giuliano sinnt Lorenzo nach Rache. Einer der Beteiligten, Graf Riario, drängt seinen Onkel Papst Sixtus IV. gegen die Stadt Florenz zu marschieren. Getrieben von seinen Gefühlen versucht Lorenzo aber gleichzeitig auch seine Stadt und vor allem seine Familie und das damit verbundene Familiengeschäft zu schützen.

    Wie schon in Staffel 2 wird Lorenzo von Daniel Sharman (Cursed) verkörpert. Ebenfalls zur Besetzung gehören John Lynch (The Fall), Toby Regbo (The Last Kingdom) und Rose Williams (Reign).

    © 2020 Leonine

    Kritik


    Auch wenn Staffel 3 im Gegensatz zu den beiden Vorgängerstaffeln weitestgehend auf recht große darstellerische Namen verzichtet - lediglich Ray Stevenson (Rom) ist in einer kleinen Nebenrolle zu sehen - büßt sie nicht an Qualität ein. Ganz im Gegenteil sogar, die dritte und leider finale Staffel erweist sich als die stärkste. Denn nicht nur dramaturgisch, sondern auch inszenatorisch steigert man sich noch einmal zu den bereits guten Staffeln 1 und 2, wodurch sich die Serie nicht hinter anderen aufwendigen historischen Serien zu verstecken braucht. Zu Beginn untermauerte man in der italienischen Serie seine Ambitionen mit prestigeträchtige Namen aus Hollywood im Cast, Dustin Hoffman, Richard Madden und Brian Cox in der ersten und Sean Bean in der zweiten Staffel, die die aufwendigen Sets und Kostüme ergänzten. Aber wie bereits erwähnt, sieht die Serie nicht nur hervorragend aus, sie bietet darüber hinaus auch eine mitreißende Geschichte, vielschichtige Figuren und eine einnehmende Inszenierung. Und gerade diese letzten Aspekte werden in der finalen Staffel der Serie noch einmal spürbar gesteigert, wodurch sie hervorragend ohne die namentlichen Flagschiffe auskommt.
    Durch Lorenzos Rachewunsch bekommt die Handlung eine starke emotionale Komponente, wodurch man mit der Titelfigur stets mitfühlt. Generell gibt es aber auch zahlreiche interessante Figuren, die in spannenden wie berührenden Beziehungen zueinander stehen. Da die Medicis in ihrer Anfangszeit selbst nie ein großes politisches Amt innehatten, ist es umso spannender zu sehen, wie die Familie es alleine mit ihrem Reichtum und ihren Beziehungen schafft, die Politik zu lenken - und das nicht nur in ihrer Heimatstadt Florenz. Doch neben ihrer Erfolgsgeschichte ist es vor allem ihr Engagement für das Wohl ihrer Stadt aber vor allem für die Kunst, was diese Dynastie so faszinierend macht. Ob es Cosimo oder sein Enkel Lorenzo war, es wurde stets viel Geld darin investiert Florenz zum künstlerischen Mittelpunkt zu machen. So ist es nicht verwunderlich, dass Lorenzo de' Medicis Gunst diesem Metier gegenüber große Namen wie Michelangelo oder Sandro Botticelli hervorbrachte - und darüber hinaus eine berühmte Kunstschule, die den Fertigkeiten all jener Raum gab, die diese erweitern wollten.
    In diesem Zuge gesellt sich zum Konflikt von Lorenzo mit Riario, dem letzten Beteiligten am Mord seines Bruders, auch die Auseinandersetzungen mit dem Bußprediger Girolamo Savonarola hinzu. Auch wenn Lorenzo und Savonarola zu Beginn noch einen harmonischen, ja sogar respektvollen Umgang miteinander hegten, entwickelten sich ihre Einstellungen mit der Zeit zunehmend auseinander. Savonarola, ein Feind von Reichtum und der Kunst, stand am Ende dann einer Familie gegenüber, die genau für diese beiden Punkte steht und das wie kaum eine andere.
    Gekonnt wird in der Serie dieser Konflikt langsam vorbereitet und im Hintergrund weiterentwickelt, bis er am Ende dann eskaliert.

    © 2020 Leonine

    Generell ist eine große Stärke der dritten Staffel, wie sie Intrigen sich entwickeln lässt, sodass man den Wandel der Figuren kaum wahrnimmt und dennoch stets nachvollziehen kann. Das ist natürlich auch den hervorragenden Figurenzeichnungen zu verdanken, deren Motivationen durchweg nachvollziehbar erscheinen, da jedem wichtigen Charakter ein bewegender Hintergrund zugeschrieben wird. Und dabei bleiben diese immer abwechslungsreich und vielseitig.
    Bei Lorenzo gesellen sich zusätzlich noch Figuren hinzu, die seine inneren Konflikte manifestieren und so für den Zuschauer greifbar machen. Mit Bruno Bernardi wandelt an seiner Seite ein intriganter, skrupelloser, hochintelligenter, geheimnisvoller und loyaler Mann, dem wiederum mit Tommaso Peruzzi ein moralischer Gegenpol entgegen gestellt wird. Peruzzi, ein enger Freund der Familie, ist ein Idealist, teils etwas naiv, dadurch aber menschlich stets von seinem guten Herzen geführt. Um seine Macht zu erhalten und eventuell auch für das Glück des großen Ganzen versucht Lorenzo zwischen diesen beiden Polen zu jonglieren, um die richtige Entscheidung zu treffen.
    Dank der hervorragenden Darstellung Daniel Sharmans von Lorenzo de' Medici kommen diese inneren teils aber auch äußeren Auseinandersetzungen emotional immer beim Zuschauer an. Darüber lässt Sharman seinen Schmerz und seine Wut, die durch die Tragödie mit seinem Bruder entstanden sind, gekonnt mitschwingen, wodurch seine Darstellung eine einnehmende Intensität bekommt. Häufig introvertiert bleibt seine Figur dabei stetig souverän und in ihrer Position somit glaubwürdig, woran der britische Schauspieler keinen Zweifel lässt.
    Aber auch ein Großteil des restlichen Cast hinterlässt einen bleibenden Eindruck. Johnny Harris (Jawbone) als Bernadi verleiht seiner Figur eine interessante Verletzlichkeit und Toby Regbo, der in der Serie Reign übrigens bereits selbst den Sohn einer Medici verkörperte, erweist sich als Perucci, einer der wenigen reinen Figuren in der oft ruchlosen Gesellschaft, als Idealbesetzung. Darüber hinaus weiß Rose Williams, war in Reign als Schwester von Regbos Figur ebenfalls als eine Medici zu sehen, als scharfsinnige und manipulative Frau von Riario zu begeistern, wodurch sie mehr Screentime verdient hätte. Man könnte darüber hinaus aber noch zahlreiche weitere Darsteller nennen.

    In diesem Zug offenbart sich aber auch eine kleine Schwäche der Staffel. Einige spannende Figuren erhalten nicht den Raum, den sie verdient hätten und auch brechen die Verbindungen zur Haupthandlung häufig etwas abrupt ab. Besonders unliebsam ging man zum Ende hin aber mit der Figur Bruno Bernardi um, wo man Lorenzos Reaktion das einzige Mal nicht wirklich nachvollziehen kann. Das bezieht sich aber nicht auf seine Handlung an sich, sondern nur auf sein Verhalten gegenüber Bernardi.
    Ansonsten kann man der dritten Staffel einzig noch vorwerfen, dass die teils sehr großen Zeitsprünge in der Handlung zwar diese ungemein straffen und sie somit auf einem bemerkenswerten Spannungslevel halten, da man gefühlt von einem großen Ereignis zum nächsten geführt wird, doch hat man dabei häufig vergessen die Hauptfiguren auch optisch den Zeitsprüngen anzupassen. Das wirkt teilweise dann doch etwas befremdlich.

    Ansonsten ist Die Medici: Lorenzo der Prächtige - Staffel 3 ein herausragendes Finale geworden, das visuell großartig, darstellerisch einnehmend und dramaturgisch vielschichtig ist. Gerade beim letzten Punkt werden viele wichtige Themen auch nebenher angesprochen und man setzt sich auch kritisch mit der Institution Kirche auseinander, die zu dem Zeitpunkt allgegenwärtig war.
    Untermalt von einem ebenfalls herausstechnden Score von Paolo Buonvino (Väter und Töchter) hinterlässt die dritte Staffel einen ungemein starken Eindruck.

    © 2020 Leonine

    Fazit


    Die Medici: Lorenzo der Prächtige - Staffel 3 führt die Serie zu einem beeindruckenden Ende, indem sie sich in allen Belangen noch einmal zu steigern weiß und somit zur stärksten Season wird. Visuell, dramaturgisch, inszenatorisch und darstellerisch bewegt man sich hier auf einem ungemein hohen Niveau und setzt einer der einflussreichsten Familien Italiens ein respektables Denkmal.


    8/10

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    Infos
    Originaltitel:
    I Medici
    Land:
    Italien, Großbritannien
    Jahr:
    2019
    Studio/Verleih:
    Rai Fiction / Leonine
    Kamera:
    Alessandro Pesci
    Musik:
    Paolo Buonvino
    Genre:
    History, Drama
    Darsteller:
    Daniel Sharman, Johnny Harris, Synnove Karlsen, Toby Regbo, Sebastian De Souza, John Lynch, Rose Williams, Ray Stevenson
    Start (DE):
    03.07.2020
    Laufzeit:
    ca. 50 Minuten pro Folge (8 Episoden)
    FSK:
    ab 12 Jahren
    Bilder
    • Die-Medici-Staffel-3-02.jpg

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