Der See der wilden Gänse

Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklärst du dich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

  • Einleitung


    Spätestens mit dem Film Feuerwerk am helllichten Tag konnte sich Regisseur und Drehbuchautor Yinan Diao weltweit einen Namen machen. Sein visuell wie dramaturgisch unkonventionelles Werk trifft zwar nicht den Geschmack von jedem, doch kann man seinem Stil eine gewisse Frische nicht absprechen. Nun steht mit Der See der wilden Gänse sein neustes Machwerk in den Startlöchern, bei dem sich Diao weiterhin treu geblieben ist.

    Im Zentrum von Der See der wilden Gänse steht der Gangster Zhou Zenong, der nach einem Zusammenstoß mit einer rivalisierenden Bande versehentlich einen Polizistin tötet, sich auf der Flucht vor den Gesetzeshütern und seiner eigenen Gang, die ebenfalls an ihn herankommen möchte. Die Prostituierte Liu Aiai soll dabei als Köder dienen.

    Neben unter anderem Ge Hu (The Climbers) gehören mit Lun-Mei Kwei und Fan Liao auch zwei Darsteller zum Cast, die für Diao bereits in Feuerwerk am helllichten Tag vor der Kamera standen.

    © 2020 Eksystent Distribution

    Kritik


    Bevor Yinan Diao Filme inszenierte, steuerte er lediglich die Drehbücher bei. Seit 2003 nahm er bei seinen Geschichten dann auch stets selbst auf dem Regiestuhl Platz. Und in diesen fast zwanzig Jahren entwickelte er nur vier Filme. Diese waren allerdings stets gern gesehene Titel auf internationalen Festivals. Der See der wilden Gänse macht da keine Ausnahme und war 2019 unter anderem auf den Filmfestspielen in Cannes für die Palme d'Or nominiert. Bei Diaos speziellem Stil ist das aber auch wenig verwunderlich.
    Umso mehr aber, dass der eigentlich aus dem Autorenbereich stammende Filmemacher bei Der See der wilden Gänse gerade im Bereich Dramaturgie Schwächen offenbart. Die Handlung ist häufig zu breitgetreten, um die Laufzeit von knapp zwei Stunden zu rechtfertigen. Ergänzt durch den angenehm ruhigen Erzählrhythmus entstehen so leider immer wieder Längen.

    Visuell ist das Werk hingegen wieder ein Genuss. Die Bilder und Kamerafahrten wissen immer wieder zu faszinieren. Dabei überrascht der Film auch regelmäßig mit kreativen Kameraeinstellungen und Bildkompositionen. Gerade der Einsatz von neonfarbigem Licht wird hier hervorragend präsentiert. Man wird nicht von den Farben übermannt, wie es bei Filmen von beispielsweise Nicolas Winding Refn der Fall ist, sondern sie werden deutlich dezenter aber nicht weniger wirkungsvoll eingesetzt. Das Spiel zwischen Licht und Dunkelheit sowie mit den einhergehenden Schatten wissen dabei zu begeistern.
    So hinterlassen einige Sequenzen nachhaltige Eindrücke, die noch lange im Gedächtnis bleiben.
    Leider fehlt bei all der inszenatorischen Raffinesse die emotionale Wucht, die Der See der wilden Gänse zu einem herausragenden Machwerk aufsteigen lassen. Die Figuren bleiben häufig kalt und distanziert, was zwar zum allgemeinen Ton des Films passt, aber dennoch den Zuschauer auf Abstand hält und so nur wirklich selten zu berühren weiß. Folglich fällt es ungemein schwer mit den Charakteren mitzufiebern, was auf Kosten der Spannung geht.

    Die Schauspieler bieten solide, teils gute aber auch teils stark schwankende Darstellungen. Der Hauptcast überzeugt jedoch in den meisten Fällen. Vor allem Ge Hu macht als Gangster auf der Flucht eine gute Figur. Lun-Mei Kwei hingegen weiß zwar in Einzelfällen zu begeistern, wirkt leider aber auch in Einzelfällen etwas aufgesetzt.

    © 2020 Eksystent Distribution


    Der See der wilden Gänse ist auf jeden Fall ein Muss für Fans von ruhig erzählten Noir-Filmen. Optisch stets faszinierend dürfte jedoch die etwas sperrige Dramaturgie einigen anderen Zuschauern den Zugang verwehren.

    Fazit


    Regisseur und Drehbuchautor Yinan Diao bleibt sich auch bei diesem Werk treu und präsentiert eine spezielle Seherfahrung. Jedoch geht die Spannung häufig auf Kosten des behutsamen Erzählstils und der unaufgeregten Dramaturgie. Dennoch ist Der See der wilden Gänse jedem Fan von ruhigen Kriminalfilmen und des Regisseurs ans Herz zu legen.


    6/10

    :stern: :stern: :stern: :stern: :stern: :stern: :stern2: :stern2: :stern2: :stern2:




    Zweitmeinung



    freido
    Mit "Der See der wilden Gänse" hat Regisseur Diao Yi'nan ein sehenswertes Crime-Drama auf die Beine gestellt, das vor allem mit seiner Bildsprache und Cinematography beeindrucken kann. Fans von Noir und Neonlichtern kommen dabei voll auf ihre Kosten. Inhaltlich hingegen ist das Werk meistens leider nur solide und hält mit der cleveren Kameraarbeit nur selten mit.

    6,5/10
    Infos
    Originaltitel:
    南方车站的聚会 (Nánfāng Chēzhàn de Jùhuì) / The Wild Goose Lake (engl. Titel)
    Land:
    China, Frankreich
    Jahr:
    2019
    Studio/Verleih:
    Green Ray Films / Eksystent Distribution
    Regie:
    Yinan Diao
    Drehbuch:
    Yinan Diao
    Kamera:
    Jingsong Dong
    Musik:
    Bee Six
    Genre:
    Drama, Crime, Noir
    Darsteller:
    Ge Hu, Lun-Mei Kwei, Fan Liao
    Start (DE):
    27.08.2020
    Start (USA):
    20.03.2020
    Laufzeit:
    113 Minuten
    FSK:
    ab 16 Jahren
    Bilder
    • Der-See-der-wilden-Gänse-03.jpg

      123,92 kB, 1.100×734, 36.888 mal angesehen

    40.766 mal gelesen