The Closet

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  • Einleitung


    Ha Jung-woo gehört wohl zu den bekanntesten Namen in der südkoreanischen Filmindustrie. Neben großen Blockbustern wie den beiden Along with the Gods-Teilen, Ashfall oder Assassination agierte der sympathische Darsteller auch bereits häufig in viel gefeierten anspruchsvollen Werken, in denen er seine schauspielerische Vielseitigkeit vermehrt unter Beweis stellen konnte. Dazu gehören Titel wie unter anderem 1987: When the Day comes oder das Park Chan-wook-Meisterwerk Die Taschendiebin. Und für Regisseur Na Hong-jin (The Wailing) offenbarte er im abgründigen Thriller The Chaser seine finstere Seite. Bei so großer Vielfalt ist es wenig verwunderlich, dass Ha nach fast zwanzig Jahren im Filmgeschäft immer noch einer der gefragtesten Männer in seine Branche ist.
    Für Regisseur und Drehbuchautor Kim Kwang-bin legt er sich in The Closet nun mit übernatürlichen Mächten an.

    Im Zentrum des Horrorfilms steht der Architekt Sang-won, der nach dem tragischen Tod seiner Frau versucht sein Arbeitsleben und seine Rolle als nun alleinerziehender Vater unter einen Hut zu bringen. Um sich und seiner Tochter eine Art Neustart zu verschaffen, zieht er mit ihr in ein Haus am Rande der Stadt. Doch die Trauer über den Verlust seiner Frau zerfrisst ihn, sodass er unbeabsichtigt seine Tochter mehr und mehr vernachlässigt. Dieser kapselt sich dadurch von ihrem Vater zunehmend ab und beginnt, Stimmen im Haus zu hören. Als sie eines Tages spurlos verschwindet, setzt Sang-won alles daran seine Tochter wiederzufinden - und wenn das heißt, sich mit einem jungen Exorzisten zusammenschließen zu müssen, der angeblich weiß, wo sich seine Tochter aufhält.

    Neben Ha sind in The Closet unter anderem noch Kim Nam-gil (The Fiery Priest) und Shin Hyun-bin (Hospital Playlist) zu sehen.

    Regisseur und Drehbuchautor Kim feierte mit The Closet sein Spielfilmdebüt.

    © 2020 Capelight Pictures


    Kritik


    Schon recht schnell wird bei The Closet klar, dass Kim Kwang-bin sich bei zahlreichen Genre-Vorbildern bedient hat. Doch muss man auch eingestehen, dass der Regisseur und Drehbuchautor dies durchaus wirkungsvoll tat. Denn auch wenn viele Elemente aus Exorzismus- und Geisterhaus-Filmen einem bekannt vorkommen, so bleibt der koreanische Horrorfilm dennoch effektiv. Kim gelingt es eine dichte Atmosphäre aufzubauen, die auch von den guten Darstellern mitgetragen wird. Dabei überrascht gerade Kinderdarstellerin Heo Yool mit einer einnehmenden Performance, wenn auch ihre Screentime sich in Grenzen hält. Doch diese weiß die junge Schauspielerin stets eindrucksvoll zu nutzen.
    Darüber hinaus kreiert Kim mit Hilfe eines stimmungsvollen Scores, einem starken Sounddesign aber vor allem mit einer visuell imponierenden Umsetzung einen unheilvollen wie schaurigen Sog. Dabei überzeugt das beängstigende Design der Kinderdämonen ebenso, wie die sorgfältigen Bildkompositionen.

    Inhaltlich ist The Closet leider nur zweckdienlich, da, wie bereits schon erwähnt, Kim dem Genre nur wenig Neues abgewinnen kann. Zwar würzt er seine Exorzismus-Geschichte noch mit ein wenig Schamanismus, der für westliche Verhältnisse durchaus unverbraucht ist, für Fans des fernöstlichen Asia-Kinos aber ebenfalls nicht mehr allzu erfrischend sein dürfte.
    Der dramatische Aspekt der Handlung über den Verlust der Ehefrau beziehungsweise Mutter wird leider nur akzeptabel herausgearbeitet. Da wäre durchaus noch Luft nach oben gewesen, um dem Ganzen mehr Tiefe zu verleihen. Gleichermaßen verhält es sich mit dem Hintergrund des Dämons, der für die finsteren Machenschaften verantwortlich ist. Eine gute und vielleicht die einzig wirklich belebende inhaltliche Idee wird ebenfalls etwas enttäuschend abgearbeitet, wodurch die mögliche emotionale Kraft auf der Strecke bleibt. Gerade die etwas lieblose Erzählung der Hintergrundgeschichte des Dämons raubt dem optisch ansonsten faszinierenden Finale seiner Wirkung. Dieser zugegebenermaßen wie vieles in dem Film an Insidious erinnernde Showdown lässt einen dadurch dann leider etwas ernüchternd zurück.

    So ist The Closet ein solider Horrorfilm geworden, der vor allem visuell zu überzeugen weiß, Genrekennern aber leider nicht viel Neues bieten kann. Dennoch bleibt das Werk von Kim Kwang-bin dabei überraschend effektiv, wodurch nie wirklich Langeweile aufkommt. Garniert mit gut dosiertem und so gut wie nie deplatziert wirkenden Humor (besonders schön die kleine Anekdote zu den Along with the Gods-Filmen, in denen Ha Jung-woo ebenfalls die Hauptrolle übernahm) wie mit einem der wirkungsvollsten Jump Scares seit Insidious erweist sich The Closet somit zu einem souveränen Horrobeitrag, dem es lediglich an eigenen Ideen mangelt.

    © 2020 Capelight Pictures


    Fazit


    The Closet kann seine zahlreichen Vorbilder nicht verleugnen und verpasst es somit fast durchgängig neue Akzente zu setzen. Man wird das Gefühl nicht los, alles schon einmal irgendwo gesehen zu haben. Und dennoch gelingt es Regisseur und Drehbuchautor Kim Kwang-bin eine schaurige Atmosphäre aufzubauen. Denn auch wenn er sich munter an anderen Werken bedient hat, so geschah dies spürbar mit einem vor allem visuell hohen Qualitätsanspruch.


    6/10

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    Infos
    Originaltitel:
    클로젯 (Keul-lo-jet) / The Closet (engl. Titel)
    Land:
    Südkorea
    Jahr:
    2020
    Studio/Verleih:
    CJ Entertainment / Capelight Pictures
    Regie:
    Kim Kwang-bin
    Drehbuch:
    Kim Kwang-bin
    Genre:
    Horror
    Darsteller:
    Ha Jung-woo, Kim Nam-gil, Heo Yool
    Start (DE):
    14.08.2020 (Heimkino)
    Laufzeit:
    97 Minute
    FSK:
    ab 16 Jahren
    Bilder
    • The-Closet-01.jpg

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