Übersicht
Einleitung
Als Regisseur ist Charlie Kaufman nicht gerade sehr umtriebig, doch als Drehbuchautor zeichnet er schon für so manches Werk verantwortlich – so, dass sich schnell eine große Anhängerschaft um ihn versammelte. Nun steht mit I'm Thinking of Ending Things ein neuer Film von ihm an, diesmal übernahm er neben dem Drehbuch auch wieder die Regie.
Trotz der Zweifel an ihrer Beziehung besucht eine junge Frau mit ihrem neuen Freund die Farm seiner Eltern. Als ein Schneesturm den Aufenthalt zwangsläufig verlängert und sie Jakes Mutter und Vater näher kennenlernt, beginnt die junge Frau, alles infrage zu stellen, was sie über ihren Freund, sich selbst und die Welt zu wissen glaubt.

Kritik

Je weiter der Film voranschreitet, desto mehr lädt sich die Atmosphäre auf. Ein skurriler Moment folgt dem anderen, mit jeder noch so kauzigen Szene entwickelt Charlie Kaufman seine Figuren auf interessante Art weiter und lässt viele Dinge unausgesprochen oder ins Leere laufen. I'm Thinking of Ending Things beleuchtet die vielfältige Gefühlswelt eines Menschen mal mehr, mal weniger offensichtlich. Es wird viel mit Einstellungen gespielt, mit verschiedenen Szenen, die die innere Zerrissenheit der Figuren hervorbringen. Mit harten Schnitten und zeitlich nicht ganz passenden Abfolgen von Szenen wird ein Gefühl für das Unwohlsein geschaffen, deren Enden oftmals in einem unspektakulären Monolog gipfeln.
I'm Thinking of Endings Things ist ein Film, der vor allem durch seine Gefühle lebt. Sobald sich die Atmosphäre anfängt zu entfalten, die Figuren sich immer weiter öffnen und auch die Skurrilität zunimmt, dann kann der Film sein komplettes Potential offenbaren und den Zuschauer in eine verrückte Welt entführen, die einem Hoffnung gibt, aber auch aus viel Zweifel und Düsternis besteht. Ein großer Teil dieser Atmosphäre ist neben der fantastischen Inszenierung auch den Darstellern geschuldet. Jesse Plemons und Jessie Buckley transportieren ihr Innerstes gekonnt auf die Bildschirme und können jede Gefühlsregung mittels eines einzelnen Blickes oder auch ganzer Dialoge ausschöpfen. Aber auch Nebendarsteller wie Toni Collette und David Thewlis, die hier zwei völlig absurde Figuren spielen, sind für einen guten Teil des gelungenen Unwohlseins verantwortlich. Gerade letzterer, der mit seiner einnehmenden und zugleich abstoßenden Art ein Highlight des Films ist.

Fazit
I'm Thinking of Ending Things ist der bisher beste Film, den 'Netflix' dieses Jahr veröffentlichte. Charlie Kaufman hat ein fantasievolles Drama geschaffen, das an Witz und Skurrilität nicht geizt und zugleich zuweilen unheimlich und mysteriös daherkommt. Garniert mit fantastischen Leistungen der Darsteller, kann sich schnell ein Sog entwickeln, der die Gedanken benebelt und den Zuschauer gemeinsam mit den Figuren auf eine bizarre Reise in das Innerste eines selbst unternehmen lässt.
8/10










88.815 mal gelesen